Silberband 097 - Rebell gegen ES
Ablenkungsmanöver Zeit zu lassen, setzte er sich in Bewegung.
Nach einer kleinen Ewigkeit erreichten sie beide den Raum, in dem Vannes bizarre Erscheinung wartete. Hotrenor-Taak ging das alles offenbar viel zu langsam, denn er griff an Tallmark vorbei und öffnete die Tür. Der Kelosker wagte nicht, ihm zu folgen, geschweige denn auch nur einen Blick in den Raum zu werfen. Deshalb kam es für ihn völlig überraschend, was Hotrenor-Taak sagte.
»Besonders intensiv scheinen Sie nicht zu arbeiten, Vanne.«
Tallmark wandte endlich den Kopf und blickte an dem Laren vorbei. Vor ihm stand Kershyll Vanne.
Tallmark fühlte sich unsäglich erleichtert. Der Terraner war buchstäblich in letzter Sekunde wiederverstofflicht. Ein Blick zu Llamkart und Sorgk verriet ihm, dass sie Vanne inzwischen über das Wichtigste aufgeklärt hatten.
»Der Schein trügt«, sagte Kershyll Vanne zu dem Laren. »Was ich gerade hinter mich gebracht habe, hat mich alle Substanz gekostet.«
»Hoffentlich können Sie sich rasch regenerieren«, erwiderte Hotrenor-Taak. »Ich brauche Ihre Unterstützung. Um es kurz zu machen: Einige Offiziere haben sich gegen mich verschworen und planen während des Festes einen Anschlag. Deshalb wende ich mich an Sie.«
Vanne lächelte unsicher. »Ich kann nicht glauben, dass Ihnen solche Minirevolten ernsthaft Kopfzerbrechen bereiten.«
»Jetzt ist nicht der Augenblick für Schmeicheleien«, fuhr Hotrenor-Taak auf. »Wäre die Situation nicht so ernst, hätte ich mich wohl kaum an Sie gewandt.«
»Wieso gerade ich – ein Fremder? Abgesehen davon bin ich kein Kämpfer, sondern ein Forscher.«
»Vor allem aber ein Sieben-D-Mann! Glauben Sie, ich hätte vergessen, wofür die Kelosker Sie auf Perry Rhodans SOL programmiert haben? Sie sollten den Tod ihrer Artgenossen rächen – und Rache ist Kampf. Sie sind der richtige Mann für mich, Vanne. Oder wollen Sie mich nicht unterstützen?«
»Das ist es nicht …« Vanne biss sich auf die Lippen. Auf seiner Stirn perlten Schweißtropfen.
Hotrenor-Taak blickte sich in dem Raum um und fixierte plötzlich den Boden neben der Tür. Dort war ein dunkler Fleck, der Untergrund war teilweise geschmolzen und wieder erstarrt.
»Was ist das?«, fragte der Lare.
»Es sind die Spuren eines Attentats auf Vanne«, sagte Tallmark schnell, weil er nicht wusste, ob seine Artgenossen Zeit gehabt hatten, Vanne über diesen Vorfall aufzuklären. Dann schilderte er dem Laren, was geschehen war.
»Interessant«, sagte Hotrenor-Taak und wandte sich wieder Kershyll Vanne zu. »Der Anschlag auf Ihr Leben müsste Ihnen eigentlich den Ernst der Lage aufgezeigt haben. Sie haben sogar ein persönliches Motiv, mit mir zusammenzuarbeiten.«
»Was erwarten Sie von mir?«, fragte Vanne.
»Ich gebe Ihnen freie Hand. Bleiben Sie während des Festes in meiner Nähe, beobachten Sie und handeln Sie, wenn Sie es für nötig erachten. Ich kenne weder die Namen der Verschwörer noch ihre genauen Pläne. Aber in Ihrem Schutz, Vanne, fühle ich mich sicher. Es geht nämlich auch um Ihr Leben.«
»Ich dachte, Fremde hätten keinen Zutritt zu der Kuppel.«
»Ich besorge Ihnen eine Sondergenehmigung. Außerdem werden Sie eine Maske tragen, sodass Sie kaum auffallen sollten. Ich gebe Ihnen rechtzeitig Bescheid. Bleiben Sie bis dahin in Ihrem Quartier.«
Hotrenor-Taak ging.
Als Vanne mit den Keloskern allein war, ließ er sich in eine der klobigen Sitzgelegenheiten sinken. »Was Hotrenor-Taak von mir verlangt, ist Selbstmord. Er hält mich weiterhin für einen Sieben-D-Mann, dabei hat ES die anderen Bewusstseine aus mir abgezogen.«
»Hauptsache, du bist wieder zurück, Kershyll«, tröstete Tallmark ihn. »Seien wir froh, dass Hotrenor-Taak dich nicht in halb entstofflichtem Zustand gesehen hat.«
7.
Kershyll Vanne hatte förmlich Blut geschwitzt, als Hotrenor-Taak so plötzlich erschien. Dabei hatte er sich erst wenige Minuten zuvor manifestieren können und kaum Zeit gefunden, sich auf die neue Situation einzustellen. Er musste sich erst wieder daran gewöhnen, nicht mehr als nur Kershyll Vanne zu sein.
Inzwischen hatte er sich einigermaßen gesammelt.
Tallmark hatte ihm von Jorkan-Thaus Warnung berichtet, die eindeutig an seine Adresse gerichtet war. Die Frage drängte sich ihm zwangsläufig auf, ob Hotrenor-Taaks Stellvertreter in das Komplott verstrickt war.
Er entsann sich auch der Andeutungen, die der greise Keran-Maat gemacht hatte. Langsam ergab das alles einen Sinn und wies darauf
Weitere Kostenlose Bücher