Silberband 097 - Rebell gegen ES
fühlte das Verlangen, sich körperlich auszutoben. Verwundert horchte er in sich hinein, schreckte jedoch auf, als er ein dumpfes Krachen vernahm. Bestürzt stellte er fest, dass er mit einer seiner Fäuste die Konsole durchschlagen hatte, ohne dass er sich dessen bewusst geworden wäre. Er atmete einige Male tief durch und zwang sich zur Ruhe.
Sein Gleiter hatte sich den Wracks mittlerweile bis auf wenige hundert Meter genähert. Deutlich konnte er Balku erkennen, der vor den Kristallen stand. Das Licht der aufgehenden Sonne ließ sie funkeln, als seien sie von geheimnisvollem Leben erfüllt. Bis zu den am Horizont aufsteigenden Bergen glitzerten sie in allen nur denkbaren Farben, selbst dort, wo noch Schatten zwischen den Hügeln lagen.
Cornor Lerz blickte wie betäubt in die Weite. Er brauchte einige Sekunden, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte und die beiden Terraner entdeckte, die sich ein Stück weit in den Kristallwald zurückgezogen hatten.
Er landete und rief, während er ausstieg, nach Balku.
Das Junge schüttelte sich wie im Fieber und stürmte los, direkt auf die Terraner zu. Doch Cornor Lerz war nicht gekommen, um mit anzusehen, wie beide getötet wurden. Blitzschnell stieß er vor und schnitt Balku nicht nur den Weg ab, sondern packte ihn und hielt ihn mit unwiderstehlicher Kraft fest. Das Kind schlug und trat um sich und schrie wütend auf ihn ein, aber Cornor Lerz achtete kaum darauf.
»Laufen Sie!«, rief er den Terranern zu. »Verbergen Sie sich im Kristallwald. Dort wird man Sie nicht so leicht finden. Ich versuche, Ihnen zu helfen.«
»Danke«, entgegnete Tekener. Dann verschwanden beide endgültig in dem Gewirr der Kristalle.
Cornor Lerz zerrte Balku zu seinem Gleiter zurück, warf den heftig Widerstrebenden in den Gepäckraum und flog in Richtung Treshmort davon.
Mehrmals blickte er sich um, konnte die Terraner nicht mehr sehen. Dafür bemerkte er zehn Großwüchsige, die von Westen her zwischen die Kristalle eindrangen.
Herrschten zunächst noch einfache und übersichtliche Formen vor, so überwogen bald bizarre und kaum mehr überschaubare Strukturen. Ronald Tekener und Jennifer Thyron kamen immer schwerer voran. Im Licht der höher steigenden Sonne schienen die Kristalle unaufhörlich ihre Formen und Farben zu verändern.
Hin und wieder blieben die beiden stehen und lauschten.
»Haluter!«, argwöhnte die Frau.
»Sie können uns nicht sehen. Ich wette, dass sie sich nur an diesen Gebilden austoben.« Tekener stieß mit dem Fuß gegen einen nadelförmigen Kristall. Ein feines Singen ertönte, und der Kristall veränderte seine Farbe. Er wurde grün, wechselte zu einem intensiven Rot über und schillerte letztlich in einem milden Violett.
»Es ist, als ob er uns etwas mitteilen wollte«, sagte Jennifer.
»Hältst du diese Kristalle für intelligent?« Der Smiler schüttelte den Kopf. »Das kann nicht dein Ernst sein.«
»Warum eigentlich nicht?«
Er zögerte mit der Antwort. »Bevor wir über die Frage der Intelligenz diskutieren, sollten wir herausfinden, ob die Kristalle überhaupt leben.«
Jennifer entdeckte einen Kristall, der aus achteckigen Formen aufgebaut war. Sie betrachtete ihn näher. Tekener spähte währenddessen in die Richtung, in der er die Haluter vermutete. Er konnte nur eine Staubwolke sehen, die über diesem seltsamen Wald aufstieg. Immerhin verriet sie ihm, dass die Tobenden nicht näher kamen.
Er wollte etwas sagen, doch die Worte blieben ihm förmlich im Halse stecken. Jennifer war verschwunden.
Sogar während des Fluges musste Cornor Lerz den tobenden Balku festhalten.
Er beschleunigte mit Höchstwerten und ließ die Maschine auf mehr als zwanzigtausend Meter aufsteigen. In dieser Höhe überquerte er nach einer Stunde das gewaltige Felsmassiv, das sich wie ein breiter Gürtel zwischen den südlichen und den nördlichen Regionen des dritten Kontinents von Terzrock erstreckte. Die höchsten Berge erreichten nahezu fünfundzwanzig Kilometer. Zwischen den eisbedeckten Gipfeln steuerte er den Gleiter hindurch.
Balku gab seinen unsinnigen Widerstand endlich auf. Er schaute fasziniert nach unten und beobachtete die monströsen Schneebären, die vereinzelt auf den Eisfeldern zu erkennen waren.
Cornor Lerz lachte dröhnend. »Du wirst vorsichtig sein müssen, Kleines. Mit den Bären ist nicht zu spaßen. Sie sind gewaltige Kämpfer und werden mit absoluter Sicherheit untersuchen, ob du ein Appetithappen für sie bist. Sie werden dich einige Tage lang
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