Silberband 097 - Rebell gegen ES
aufhalten, in denen wir dann Ruhe vor dir haben.«
Balku schrie und brüllte und schlug erneut wütend auf Cornor Lerz ein.
Sechstausend Kilometer von dem Kristallfeld entfernt landete der Kommandant und warf das tobende Junge aus der Kabine.
»Ich hoffe, dass du dich hier ausreichend abkühlst, Kleines«, sagte er spöttisch. »Im Süden scheint es jedenfalls zu heiß für dich zu sein.«
»Dafür werde ich Sie töten«, fauchte Balku.
Cornor Lerz lachte schallend. »Wenn du die Berge überwunden hast, wirst du viel ruhiger sein.«
»Ich habe Zeit«, erwiderte Balku kalt. »Ich kann tausend Jahre warten. Irgendwann werde ich Sie töten, sobald Sie es am wenigsten erwarten. Nichts wird mich davon abbringen.«
»Doch, Kleines«, sagte Cornor Lerz ernst. »Ich hoffe, dass wir bis dahin herausgefunden haben, was dich und die anderen so handeln und denken lässt.«
Er startete, zog die Maschine steil hoch und ging auf Südkurs.
Eine schillernde, spiegelnde Welt umgab Ronald Tekener, die alles der Wirklichkeit entrückte. Er konnte Entfernungen nicht mehr abschätzen. Wo Durchgänge zu sein schienen, erhoben sich bizarr geformte Wände, wo undurchdringliches Dickicht den Weg versperrte, war dieser dennoch frei.
»Hier bin ich!«, rief Jennifer. »Siehst du mich denn nicht?«
Endlich entdeckte er sie. Seine Gefährtin war zu Siganesengröße geschrumpft und stand auf einem vorspringenden Kristall in seiner Augenhöhe.
»Was ist passiert?« Er stöhnte.
»Wieso? Was sollte passiert sein? Findest du, dass etwas nicht in Ordnung ist?«
Offensichtlich hatte sie ihre Veränderung noch gar nicht bemerkt. Tekener suchte nach einer Möglichkeit, ihr das schonend beizubringen. »Jennifer«, sagte er. »Bitte, reg dich nicht auf. Wir werden das schon hinbiegen.«
Sie schüttelte verständnislos lächelnd den Kopf. »Was redest du für einen Unsinn, Tek? Es ist doch alles in Ordnung.«
Er machte einen Schritt auf sie zu, aber sie verschwand.
»Nichts ist in Ordnung, Jenny. Wir haben verdammt große Schwierigkeiten.«
»Wo bist du denn geblieben?«, fragte sie. »Tek, warum versteckst du dich?«
Der Smiler fluchte. »Verdammt! Du bist verschwunden, nicht ich. Eben warst du noch hier. Wo bist du?«
Langsam drehte er sich um sich selbst, aber Jennifer blieb unauffindbar. Die spiegelnden Kristallflächen täuschten eine Umgebung vor, in der er sich nicht mehr zurechtfand.
»Jennifer, nicht weitergehen, sonst finden wir uns überhaupt nicht wieder!«
»Ich bleibe, wo ich bin.«
Er lauschte dem verhallenden Klang ihrer Worte. Es erschien ihm, als habe sie, während sie redete, wenigstens zweimal ihren Standort gewechselt. Eine heftige Verwünschung lag ihm schon auf der Zunge, als die Kristalle sich auflösten. Brodelnder Dunst breitete sich aus und beschränkte die Sicht auf wenige Meter, aber endlich schälte sich die Gestalt Jennifers aus den treibenden Nebelschwaden heraus. Sie blickte in eine andere Richtung als er.
»Hier bin ich«, sagte der Smiler.
Jennifer wandte sich um und kam rasch auf ihn zu. »Wo warst du?«, wollte sie wissen. »Was ist überhaupt los?«
»Ich weiß nicht. Wahrscheinlich wirkten die Kristallflächen wie Spiegel, die Lichtstrahlen tausendfach umlenken. Wir konnten uns nicht sehen, obwohl wir kaum vier Meter voneinander entfernt waren.«
»Was machen wir nun?«
»Wenn ich mich nicht gewaltig irre, müssen in dieser Richtung einige Hügel sein.« Tek zeigte in den Nebel hinein. »Vielleicht sind sie so hoch, dass wir über die Nebelbänke hinwegsehen und uns so orientieren können.«
»Hoffentlich laufen wir den Halutern nicht in die Arme.«
»Wir werden sie rechtzeitig hören.«
Er griff nach Jennifers Arm und zog sie mit sich durch den Nebel, der vom Wind immer neu aufgewirbelt wurde und seltsame Figuren formte. Diese schienen von geheimnisvollem Leben erfüllt zu sein.
»Es wird lichter«, bemerkte Jennifer nach gut zwanzig Minuten. Sie deutete auf den Boden. »Die Kristalle entstehen wieder.«
Tatsächlich schlug der Nebel sich nieder und formte neue glitzernde Gebilde.
Endlich stieg das Gelände an, und bald konnten beide über die Dunstschleier hinwegsehen. Blau wölbte sich der Himmel über ihnen.
»Fantastisch«, sagte Jennifer.
Sie schienen in einem Meer aus Licht und Farben zu stehen, aus dem langsam ein neuer Kristallwald wuchs. Die schillernden Gebilde schoben sich immer weiter aus dem Nebel hervor. Einige schossen unglaublich schnell in die Höhe, andere
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