Silberband 098 - Die Glaswelt
machte, aber er wusste es.
Er sah die Ereignisse noch einmal vor seinen geistigen Augen abrollen, als sei die Katastrophe gerade erst geschehen.
Mit einem Verband seiner Flotte hatte er den planetaren Stützpunkt einer Kleinen Majestät angegriffen, aber zu spät erkannt, dass er in einen Hinterhalt geraten war. Eine zahlenmäßig überlegene Flotte der Hulkoos hatte den Ortungsschutz der Sonne verlassen und seine Schiffe aufgerieben. Nur sein Flaggschiff war der Vernichtung entkommen, wenngleich mit schweren Schäden.
Danach hatte der schwarze Kriegskristall das Schiff ins Zentrum von Ganuhr geführt. Mit ausgebrannten Triebwerken stürzte es dem zweiten Planeten einer roten Sonne entgegen, und nun lag es an Puukar selbst, trotz seiner eigenen schweren Verwundung zu verhindern, dass das Flaggschiff zerschellte.
Mit einer Hand umklammerte er den schwarzen Kristall, dessen Kraft auf ihn überströmte, mit der anderen bediente er die Kontrollen und Steueranlagen. Viel konnte er nicht mehr tun.
Die Haupttriebwerke reagierten nicht mehr, und es hing ganz von der Schwerkraft des Planeten ab, ob die Notaggregate den Absturz abfangen konnten.
Aber wie auch immer – Puukar war überzeugt, dass die Zeit für seinen Abgang noch nicht gekommen war. Er konnte sich nicht vorstellen, dass der Pruuhl ihn bis zu dieser Welt geführt hatte, nur, damit hier vollendet wurde, was die Hulkoos mit ihrem Angriff begonnen hatten.
Er vertraute dem Kriegskristall, über den er eine Verbindung zur Kaiserin von Therm besaß. Noch war der Krieg der Superintelligenzen nicht voll entbrannt. Die vereinzelten Gefechte an verschiedenen Fronten waren mehr oder weniger Abtastmanöver gewesen, um Stärken und Schwächen des Gegners zu sondieren.
Das Schiff stürzte durch die Atmosphäre des unbekannten Planeten. Die Temperatur schnellte in die Höhe, und von überall her erklang ein lauter werdendes Krachen und Bersten. Das Flaggschiff drohte zu zerbrechen, noch bevor es die Planetenoberfläche erreichte.
Puukars achtfingrige Hand umklammerte die manuelle Steuerung. Trotz seiner Jugend war er einer der besten Piloten an Bord.
Aus seinem kreuzförmigen Auge blickte er auf die Schirme. Ein großer Teil davon war ausgefallen, die anderen lieferten nur verschwommene Silhouetten. Der Schiffsrumpf glühte bereits.
Puukar sorgte sich um die Besatzung. Alle trugen längst ihre Schutzanzüge.
Er wunderte sich darüber, wie viel Gedanken ihn in diesem Moment höchster Gefahr beschäftigten. Sogar an den Terraner Rhodan dachte er, und unbändige Wut überkam ihn angesichts der jüngsten Erfolge BARDIOCs.
Der Lärm steigerte sich ins Unerträgliche.
Puukar schob seinen pfahlförmigen Körper tiefer in den schalenförmigen Sitz. Sein Blick ließ die Anzeigen nicht los. Täuschte er sich, oder erstreckte sich tief unter dem Schiff tatsächlich ein Tal, das von einem breiten Fluss durchschnitten wurde? Eine Notlandung im Fluss barg wenigstens eine kleine Chance.
Aber wie sollte danach alles weitergehen?
Im galaktischen Zentrum bestand wenig Aussicht, einen Hyperfunkspruch an andere Flotten der Choolks durchzubringen – falls überhaupt ein Aggregat intakt bleiben würde. Puukars einzige Hoffnung blieb der Pruuhl.
Das Flaggschiff raste jetzt über den Fluss dahin. Puukar jagte die Zusatzaggregate auf vollen Schub und führte ihnen alle verbliebenen Energiereserven zu.
Der oberste Leibwächter der Kaiserin von Therm wusste, dass der nächste Augenblick über Tod und Leben entscheiden würde. Er versuchte sich vorzustellen, wie das fünfhundert Meter durchmessende Gebilde aus Stahl den Fluss durchpflügen würde. Die Wassermassen würden sich anstauen und über die Ufer hinwegtosen.
Dann erfolgte der Aufprall.
Das erregende Schauspiel des abstürzenden Schiffes ließ Douc Langur vorübergehend die akute Lebensgefahr vergessen. Er fragte sich, wie ein Schiff der Choolks überhaupt in diese Region kam. Die Ant wort drängte sich ihm förmlich auf. Das konnte nur Puukars Schiff sein. Der Kriegsherr der Kaiserin war von seinem schwarzen Kristall ebenfalls zu dieser Welt geführt worden.
Langur fragte sich bestürzt, ob er unter diesen Umständen überhaupt noch glauben durfte, aus eigenem Antrieb hierhergekommen zu sein.
Das Tosen der komprimierten Luftmassen wurde so unerträglich laut, dass er einen Teil seiner Sinnesorgane zusammenfaltete. Wie erstarrt stand er neben Poser und beobachtete den größer werdenden Glutball. In letzter Sekunde wurde
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