Silberband 098 - Die Glaswelt
sprechen.«
Eines der Wesen unterbrach seine Arbeit und machte einen Schritt auf ihn zu. »CLERMAC?«, fragte es in seiner rauen Sprache.
Der Forscher zuckte unwillkürlich zusammen. »Ich bin nicht CLERMAC. Mein Name ist Douc Langur. Verstehst du mich?«
»Sehr wenig«, lautete die Antwort.
»Das macht nichts.« Langur wunderte sich über die Gelassenheit des Eingeborenen. Der Stammesführer – oder welche Rolle er auch innerhalb seiner kleinen Gemeinschaft innehaben mochte – zeigte keine Spur von Angst.
Nach einiger Zeit erfuhr er, dass die Eingeborenen ihren Planeten Culhm nannten und sich selbst Beracks. Der junge Mann, mit dem er sprach, war so etwas wie der Baumeister des neuen Dorfes. Einige Beracks hatten sich entschlossen, in der Nähe der Raumfahrerstation eine Ansiedlung zu gründen. Viel konnte Langur über diese Raumfahrer aber nicht erfahren.
Der Berack, sein Name war Kusto, hatte nie einen der Fremden selbst gesehen, aber er gab die Beschreibungen an Langur weiter, die er selbst von älteren Stammesangehörigen erhalten hatte. Langur konnte daraus schließen, dass sich vor allem Hulkoos auf Culhm aufgehalten hatten, aber auch Mitglieder anderer Hilfsvölker BARDIOCs. Damals hatten die Beracks offenbar unter dem Einfluss der Inkarnation gestanden, die von Kusto der ›kugelförmige Erhabene‹ genannt wurde.
Die Invasoren hatten die Beracks unbehelligt gelassen und sie nur so weit beeinflusst, dass es nicht zu Zwischenfällen gekommen war. Da die Eingeborenen zahlreiche Geschenke erhalten hatten, sprach Kusto voll Anerkennung von den längst verschwundenen Fremden und ließ durchblicken, dass er anlässlich dieses neuen Kontakts mit weiteren Zuwendungen rechnete.
Langur unterbrach schließlich das umständlich geführte Gespräch, um seine Freunde aus der HÜPFER zu rufen. Nun, da er sicher sein konnte, dass keine Sklaven BARDIOCs mehr auf Culhm lebten, war dies kein besonderes Risiko.
Seltsamerweise hatte sich seine innere Unruhe nicht gelegt. Er ertappte sich dabei, dass er immer wieder die Station beobachtete, als könnte von dort aus jeden Moment ein Angriff erfolgen. Es blieb jedoch alles ruhig, auch als Daloor, Poser und Kaveer das Schiff verließen.
»Das sind meine Begleiter«, erklärte Langur dem Baumeister. »Wir werden unsere Gebäude aufsuchen und einige Arbeiten verrichten. Danach überreichen wir euch Geschenke und ziehen uns wieder zurück.«
Er hatte den Eindruck, dass der Berack nicht viel von dem verstand, was er ihm sagte, aber zumindest der Begriff ›Geschenke‹ schien großen Eindruck auf Kusto zu machen, denn er ging zu seinen Stammesgenossen hinüber und berichtete ihnen. Langur hörte beifällige Rufe.
»Ihr seht, dass diese Eingeborenen sehr gutmütig sind«, sagte er zu seinen Gefährten. »Viel können wir von ihnen aber nicht erfahren. Deshalb sollten wir unsere Aufmerksamkeit auf die Station konzentrieren.«
Während er sprach, glaubte er wieder zu fühlen, dass etwas nicht stimmte. Sein Instinkt mahnte ihn, dass er Entscheidendes übersah. Aber er schwieg über seine Gefühle, weil er sich nicht der Lächerlichkeit aussetzen wollte.
»Ich kann es kaum erwarten, in CLERMACs Station herumzustöbern«, pfiff Kaveer und ging voraus.
Langur folgte ihm zögernder.
Das erste Gebäude, das sie erreichten, war eine flache Halle. Auf dem Dach befanden sich Auswüchse, die Langur an Antennen erinnerten. Fenster waren nicht zu entdecken, aber an der Frontseite befand sich ein verschlossenes Doppeltor.
»Wahrscheinlich müssen wir uns gewaltsam Zugang verschaffen.« Daloor hob seine Destruktionsschleuder.
»Vorsicht!«, mahnte Langur. »Es ist denkbar, dass es automatische Sperren gibt. Ich schlage vor, dass wir erst alle Gebäude untersuchen. Vielleicht finden wir einen offenen Eingang.«
Die Gebäude auf dieser Seite des Flusses waren halbkreisförmig um den Zugang zur Brücke gruppiert. Douc Langur vermutete, dass es sich bei den größeren Hallen um Depots handelte, während in allen anderen gearbeitet worden war. Die Wohngebäude schienen sich am jenseitigen Ufer zu befinden.
Wie die Forscher bereits von der HÜPFER aus festgestellt hatten, schien die Anlage schon vor vielen Jahren verlassen worden zu sein. Auf den Wegen zwischen den Hallen wuchsen Pflanzen, und selbst an den Eingängen gab es kaum noch Stellen, die nicht von Gras überwuchert waren.
Langur blieb abrupt stehen.
»Hast du etwas gesehen?«, erkundigte sich Poser.
»Ich habe den
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