Silberband 099 - Treibgut der Sterne
versucht hatte, den Rückzug der Laren aus der Milchstraße zu verhindern, weil er hoffte, dadurch das Unternehmen Pilgervater unmöglich machen zu können. Er gehörte jener Gruppe an, die Gäa nicht verlassen wollte. Mit einem Frachter hatte er die Energiewirbel der Dunkelwolke durchdrungen, um die Laren zu warnen, war aber von Tekener daran gehindert worden, seinen verräterischen Plan bis zur letzten Konsequenz auszuführen. Danach war Throynbee auf rätselhafte Weise verschwunden, und die Besatzung des Frachters hatte behauptet, er sei nie an Bord gewesen. Selbst mit modernsten Verhörmethoden war ihnen nicht nachzuweisen, dass sie die Unwahrheit sagten. Es war offensichtlich so, dass Throynbee jede Erinnerung an ihn aus ihren Gehirnen gelöscht hatte.
Schweigend hörte sich Tifflor den Bericht an, der von dem Sammlerschiff QUARTOR stammte.
»Es ist so, wie wir schon lange vermutet haben«, sagte er dann. »Throynbee ist ein Mutant. Es wird Zeit, dass wir mit ihm reden und ihn unter Kontrolle bekommen. Wahrscheinlich werde ich die Altmutanten gegen ihn einsetzen.«
Juta Kosan, der Sekretär, der die Nachricht gemeldet hatte, eilte in sein Büro, kritzelte eine Nachricht auf eine Schreibfolie und verließ das Ministerium.
Er benutzte einen Gleiter und stieg mit der Maschine zunächst bis in eine Höhe von annähernd fünf Kilometern auf. Unter ihm erstreckte sich Sol-Town – eine sterbende Stadt. Ihre Einwohner pilgerten zu den großen Kugelraumern, die auf den Raumhäfen von Gäa gelandet waren. Mit ihnen wollten sie zur Erde fliegen.
Die Menschheit schickte sich an, das Versteck zu verlassen, in dem sie sich mehr als hundert Jahre lang sicher gefühlt und in dem sie intensiv weitergearbeitet hatte. Die Ergebnisse dieser Arbeit wollte niemand zurücklassen, doch der Frachtraum war beschränkt und zwang zu Kompromissen.
Juta Kosan griff sich an den Kopf. »Eine solche Situation hatten wir nie«, sagte er zu sich selbst. »Was für Probleme. Ein einziges Chaos.«
Er stutzte. Wenn Gäa erst einmal vollständig geräumt war, würde sich niemand mehr um die Dinge kümmern, die hier geschehen waren.
Sein Blick suchte das kugelförmige Hochhaus. In diesem Gebäude befand sich eine luxuriöse Wohnung, die nicht ihm gehörte, sondern einem anderen Regierungsbeamten. Der Mann hielt sich jetzt dort auf. Das wusste Kosan und ebenso, dass er dort nicht mehr lange bleiben würde. Noch heute wollte Tarrk mit einem der Raumschiffe zur Erde aufbrechen. Und Katin würde bei ihm sein.
Kosan konnte das triumphierende Lächeln nicht vergessen, mit dem sie ihn angesehen hatte, als sie vor einem halben Jahr ausgezogen war. Sie hatte fast sein gesamtes Vermögen mitgenommen, weil er ihr blind vertraut hatte. Sie hatte ihn ausgelacht und sich über seine Gefühle lustig gemacht, und das war schlimmer als alles andere, was sie ihm angetan hatte.
Niemand wird dich dafür zur Verantwortung ziehen!, wisperte es in ihm.
Juta Kosan ließ den Gleiter absinken. Er flog erst einige Kilometer weit nach Norden, dann näherte er sich dem Haus wieder, dieses Mal jedoch so niedrig, dass er zwischen anderen Gleitern nicht auffiel. Er landete in einer öffentlichen Parknische.
Blaue Streifen an den Türen vieler Wohnungen zeigten an, dass deren Bewohner schon ausgezogen waren. Kosan ließ sich im Antigravschacht abwärts sinken und stand schließlich vor einer Tür, auf der noch kein Streifen klebte. Er legte seine Hand auf den Meldesensor.
Minuten verstrichen, dann glitt die Tür zur Seite. Masko Tarrk stand vor ihm, nur mit einer kurzen Hose bekleidet. Tarrk war wesentlich größer als er, hatte einen muskulösen Körper, ein scharf geschnittenes Gesicht und schwarzes Haar.
»Was soll das?«, fragte Tarrk abweisend. »Tifflor weiß doch, dass ich für Sonderaufgaben abgestellt bin. Weshalb ruft er mich?«
»Ich muss Sie trotzdem dringend sprechen«, erwiderte Kosan. »Muss das hier draußen sein?«
»Natürlich nicht«, sagte Tarrk. »Treten Sie ein, aber fassen Sie sich kurz.«
»So kurz wie möglich.« Als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, zog Kosan den leichten Strahler unter seiner Jacke hervor. »Ist das kurz genug?«
»Was soll das?« Tarrk keuchte. »Sind Sie verrückt geworden?«
»Keineswegs.« Kosan lachte sogar. »Ich bin so klar wie nie zuvor in meinem Leben.«
»Was ist denn los, Liebling?«, rief eine Frauenstimme. Katin erschien in einer Tür, sie war so gut wie unbekleidet. Ihr Gesicht verzerrte sich,
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