Silberband 099 - Treibgut der Sterne
sie ihn zu einem Gleiter im gleichen Stockwerk und flog mit ihm nur wenige Häuser weiter. Sie geleitete ihn in einen Schminkraum, bereitete ihn auf das Interview und die Diskussion vor, während ein junges Mädchen sein Gesicht kameragerecht machte, und brachte ihn schließlich in den Aufnahmeraum. Hier wartete Markus Verlenbach, ein weißhaariger, älterer Mann. Er hatte eine ruhige Art, die Hamiller sofort gefiel. Er fand sogar, dass Verlenbach viel besser für das Amt des Terranischen Rates für Wissenschaft geeignet war als er selbst.
Verlenbach behandelte ihn zuvorkommend und freundlich. Er neigte sich zu ihm herüber und sagte mit gedämpfter Stimme, sodass Suzan Granitz es nicht hören konnte: »Ich werde bei der Diskussion vielleicht unsachlich oder gar beleidigend sein. Das hat nichts zu bedeuten. Das Publikum will Pfeffer haben. Sie können mich übrigens ruhig mit Grobheiten eindecken. Es stört mich nicht, wenn wir anschließend zusammen irgendwo etwas essen. Einverstanden?« Er grinste wie ein kleiner Junge, und seine braunen Augen blitzten spitzbübisch auf.
Hamiller konnte nicht anders. Er lachte und reichte seinem Konkurrenten spontan die Hand. »Einverstanden«, erwiderte er.
Wenig später begann die Sendung. Eine heftige Diskussion entspann sich, bei der Verlenbach nicht mit bissigen Seitenhieben auf Hamillers Jugend sparte. Er wiederum machte ebenfalls einige Bemerkungen, die ihm sonst nicht über die Lippen gekommen wären. Verlenbach zwinkerte ihm stillvergnügt zu, als er sich dessen sicher zu sein schien, dass keine der Kameras auf ihn gerichtet war. Im nächsten Moment polterte er wieder los und warf Hamiller vor, nur mit unausgegorenen Ideen aufzuwarten, unsachlich zu sein, keine langfristigen Ziele zu haben und nicht an die Menschheit zu denken, sondern nur an sich.
Payne Hamiller nahm die Herausforderung an. Geschickt vertrat er seine Sache und brachte einige Argumente, die Verlenbach den Wind aus den Segeln nahmen.
Als die Sendung zu Ende war, klatschte Suzan Granitz. »Sie waren großartig!«, rief sie begeistert. »Ich bin überzeugt davon, dass diese Diskussion morgen das Tagesgespräch sein wird.«
Sie wollte Verlenbach und Hamiller zu einem Essen einladen, doch beide lehnten ab.
»Sie haben die ganze Nacht zu tun, das weiß ich zufällig«, sagte Verlenbach. »Also verschieben wir es lieber auf später.«
Verlenbach und Hamiller verließen das Studio gemeinsam. Sie flogen an die Peripherie von Terrania City, wo in einem Hochhaus ein Restaurant eröffnet worden war, das terranische Delikatessen aus allen Teilen der Welt anbot.
Payne Hamiller verstand sich ausgezeichnet mit seinem Konkurrenten. Verlenbach wurde ihm von Minute zu Minute sympathischer. Mit keinem anderen Menschen hatte er sich so angeregt über die Probleme der Neubesiedlung der Erde und über wissenschaftliche Fragen unterhalten können.
»Eigentlich ist es Blödsinn, dass wir uns gegenseitig das Wasser abgraben«, sagte Verlenbach endlich. »Wir ergänzen uns so prächtig, dass wir zusammenarbeiten sollten. Bedauerlicherweise können wir nicht gemeinsam kandidieren. Wenn es mir nicht ernst damit wäre, etwas für die Zukunft der Menschen zu tun, würde ich Ihnen das Feld überlassen. So aber treibt mich mein Ehrgeiz voran.«
Sie unterhielten sich bis spät in die Nacht und verließen das Restaurant als letzte Gäste. Hamiller wurde von Verlenbach nach Hause geflogen und abgesetzt. Er wartete, bis sein Konkurrent wieder startete, dann kehrte er in seine Wohnung zurück.
Als er am nächsten Morgen aufstand, schaltete er die Bildwand ein, um sich die Nachrichten anzusehen. Letztlich ging er aber doch in die Hygienekabine.
Augenblicke später stutzte er. Der Name Verlenbach war gefallen. Er hatte nicht mitbekommen, in welchem Zusammenhang. Da ihn der Sachverhalt interessierte, ließ er die automatische Aufzeichnung ablaufen.
Erschüttert setzte er sich in seinen Sessel, als er die ersten Bilder sah.
Markus Verlenbach war tot.
Eawy ter Gedan betrat die Kommunikationskabine im Zentrum der Hauptstadt. »Guten Morgen«, wurde sie von einer angenehm klingenden Stimme empfangen. »Sie sind jetzt mit der Hauptversorgung von Terrania City verbunden. Wir begrüßen es, dass Sie gekommen sind, denn nur so lassen sich Schwierigkeiten beheben. Sie sind von Gäa eingewandert?«
»Das ist richtig«, antwortete Eawy.
»Ihre Angaben sind unvollständig«, erklärte die Positronik nach einer nur wenige Sekunden in
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