Silberband 099 - Treibgut der Sterne
gegenübersehen«, fuhr Vapido fort. »Wir haben ihn lange genug bekämpft, aber er ist nicht leicht zu besiegen.«
»Was tun wir?«, fragte Howatzer energisch. »Wo fangen wir an?«
»Bei Verlenbach natürlich«, antwortete Vapido. »Ich muss Daten sammeln, um meine Fähigkeiten voll entfalten zu können. Je mehr Fakten ich im Zusammenhang mit Verlenbachs Tod kenne, desto besser. Ich schlage vor, dass wir sofort aufbrechen.«
»Der Taxigleiter steht noch draußen«, sagte Eawy. »Den können wir nehmen.«
»Wir gehen nach der bewährten Methode vor«, sagte Dun Vapido, während sie die Wohnung verließen. »Ich werde mich umhören. Eawy zapft den Polizeifunk an, und Sie, Bran, kümmern sich um die Zeugen, die es vielleicht gibt.«
Keiner von ihnen spielte mit dem Gedanken, die Behörden zu unterrichten oder sie vor Margor zu warnen. Sie waren Gäa-Geborene und fühlten sich damit für Boyt Margor verantwortlich, obwohl außer Zweifel stand, dass er nicht auf Gäa, sondern auf einem anderen Planeten in der Provcon-Faust geboren war.
Sie waren sich einig darüber, dass sie sich den Behörden nicht stellen würden. Sie wollten nicht, dass sie als Mutanten erkannt wurden, da sie ihrer Ansicht nach den richtigen Zeitpunkt verpasst hatten, sich zu erkennen zu geben.
Ihre Fähigkeiten hatten sich erst allmählich entwickelt und waren am Anfang so schwach gewesen, dass sie selbst nicht an sie geglaubt hatten. Das Schicksal hatte sie zusammengeführt.
Dun Vapido hatte um seine Freiheit gefürchtet. Er wollte nicht, dass die Experten um Julian Tifflor mit ihm experimentierten.
Bran Howatzer hatte sich vorsichtig an einen Offizier herangetastet, dem er vertraute, und war schmählich hintergangen worden. Bevor der Offizier sein Wissen hatte weitergeben können, war er durch eigene Schuld tödlich verunglückt. Einen zweiten Versuch hatte Howatzer nicht gemacht.
Eawys Kräfte hatten sich erst vor wenigen Jahren voll entfaltet. Kurz darauf war sie Vapido begegnet, und er hatte verhindert, dass sie sich in ihrem jugendlichen Stolz an die Regierung wandte. Eawy erinnerte sich noch gut an seine Worte. »Wollen Sie wie die PEW-Mutanten enden?«, hatte er sie gefragt.
Eawy entsann sich gut, wie entsetzt sie gewesen war. Sie war jung und stolz auf ihren Körper. Seitdem bereute sie es nicht, anonym geblieben zu sein.
Irgendwann, sagte sie sich, würde sie den Altmutanten auffallen. Doch vorher musste sie Boyt Margor das Handwerk legen. Sie hasste ihn nicht nur, weil sie sich mit ihm als Gäa-Mutantin identifizierte und sich für seine Verbrechen mitverantwortlich fühlte. Sie verabscheute ihn auch, weil er sich ihr auf Gäa gewaltsam genähert hatte. Sie war ihm quasi in letzter Sekunde entkommen.
Alle drei fürchteten sie, dass auch in ihnen negative Eigenschaften schlummerten. Sie hatten sich versprochen, sich gegenseitig zu überwachen. Gleichzeitig beobachteten sie Margors Treiben mit wachsendem Unbehagen. Und sie fürchteten sich davor, eines Tages womöglich mit ihm auf eine Stufe gestellt zu werden.
»Wir machen Sie darauf aufmerksam, dass wir das Recht haben, einen Telepathen hinzuzuziehen, falls sich die Verdachtsmomente verstärken sollten.« Der Kriminalbeamte gab sich ernst, respektvoll und höflich, in seiner Art aber so bestimmt, als sei Payne Hamiller alles andere als ein prominenter Kandidat für die Wahl.
»Ich hätte nichts dagegen«, erwiderte der Wissenschaftler. »Ich wäre sogar froh darüber, weil Sie dann feststellen würden, dass ich die Wahrheit gesagt habe. Ich habe nicht das Geringste mit dem Tod von Markus Verlenbach zu tun. Sie können mir glauben, dass ich mich ausgezeichnet mit ihm verstanden habe. Ich wäre froh, wenn er noch am Leben wäre.«
Der Beamte lächelte zum ersten Mal, seit Hamiller ihm begegnet war.
»Noch wissen wir nicht, ob Verlenbach eines gewaltsamen Todes gestorben oder einer Krankheit zum Opfer gefallen ist.«
»Aber Sie halten es für möglich, dass ihn jemand mit Krankheitserregern infiziert hat. Zum Beispiel der Restaurantbesitzer, bei dem wir gegessen haben?«
»Sie sagen das im Ton einer Anklage«, entgegnete der Polizist. »Natürlich sind wir verpflichtet, alles zu überprüfen, was zur Aufklärung dieses Falles dienen könnte. – Sie können gehen, wenn Sie wollen.«
»Ich hoffe, dass Sie bald herausfinden, was wirklich geschehen ist.«
Hamiller verließ den Raum. Er fühlte sich müde und zerschlagen. Verlenbachs Tod hatte ihn tief getroffen. Die
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