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Silberband 099 - Treibgut der Sterne

Titel: Silberband 099 - Treibgut der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Beobachtung gemacht?«, fragte Roi Danton, um das Eis zwischen ihnen beiden zu brechen.
    »Beobachtungen haben wir alle gemacht.« Hamiller winkte ab. »Sie wissen davon. Im Innern der Sonne Medaillon spielen sich merkwürdige Vorgänge ab. Der thermonukleare Prozess ist gestört.«
    »Das ist richtig«, bestätigte Danton. »Unsere Spezialisten befürchten, dass Medaillon zu dem früheren Zustand zurückkehren könnte, der für den Ausbruch der Aphilie verantwortlich war.«
    Hamiller schüttelte den Kopf. »Das ist nicht der Fall«, sagte er.
    »Bitte …?« Roi Danton war verblüfft. Hatte dieser junge Mann soeben allen Ernstes behauptet, die fähigsten Wissenschaftler Terras zerbrächen sich umsonst die Köpfe?
    »Sie meinen … Sie wissen, dass die Veränderung der Sonne nichts mit der Aphilie zu tun hat?«, fragte Danton stockend.
    »Das meine ich in der Tat.« Hamiller breitete die Folien aus. »Ich habe die Vorgänge im Innern Medaillons analysiert. Außerdem habe ich ein Modell entwickelt und die Vorgänge anhand dieses Modells formelmäßig erfasst. Dabei stieß ich auf einige Schwierigkeiten, die sich jedoch beseitigen lassen. Zuletzt gibt es ein höchst erstaunliches Resultat. Medaillon ist auf dem Weg, sich in ein Black Hole zu verwandeln!«
    Roi Danton starrte sein Gegenüber an. Mit einem fahrigen Lächeln blätterte Hamiller ein zweites Mal durch seine Unterlagen, fand das Gesuchte und schob es Rhodans Sohn hin.
    »Bevor Sie meine Hypothese ablehnen, sehen Sie sich bitte das hier an!«
    Danton warf einen Blick auf die Formeln. Die Materie war ihm vertraut. Es ging um astrophysikalische Zusammenhänge, um Strahlungs- und Druckgleichgewichte in den tiefen Zonen einer Sternatmosphäre.
    »Das sind die Standardgleichungen der konventionellen Astrophysik«, sagte er einigermaßen verwirrt. »Wollen Sie damit …?«
    Hamiller unterbrach ihn mit einer aufgeregten Geste. »Das sind nur die Ansätze. Wissen Sie, wie die Gleichungen gelöst werden?«
    »Nummerisch«, antwortete Roi Danton ein wenig irritiert, weil er das Gefühl hatte, Hamiller wolle ihn auf die Probe stellen.
    »Richtig!«, bestätigte der Wissenschaftler, dessen Augen in einem eigentümlichen Glanz strahlten. »Wissen Sie auch, warum?«
    »Nein«, log Danton.
    Hamiller bemerkte allerdings, dass er verspottet wurde. »Dann sitzen Sie am falschen Platz«, erklärte er trocken.
    »Warum?«
    »Wer nicht weiß, warum ein mathematischer Ansatz durch nummerische Näherung gelöst werden muss, der hat keinen Anspruch darauf, eine Gruppe hoch qualifizierter Wissenschaftler zu führen!«
    Der Mann spielte auf die Leute von der SOL an, die beim letzten Besuch des Riesenraumschiffs im Medaillon-Sektor auf der Erde zurückgeblieben waren. Unter ihnen gab es eine große Zahl hervorragender Fachleute. Viele waren in den sublunaren Anlagen eingesetzt und bildeten Fachgruppen, die unter Roi Dantons Leitung standen.
    Danton ließ sich durch Hamillers Unverfrorenheit nicht aus der Fassung bringen. »Ihnen fehlt zweierlei, Payne«, sagte er. »Erstens ein gesunder Sinn für Humor und zweitens das Verständnis für administrative Zusammenhänge. Glauben Sie wirklich, ich hätte nichts Besseres zu tun, als mich von Ihnen ausfragen zu lassen, wie mathematische Gleichungssysteme gelöst werden und warum in vielen Fällen die nummerische Näherung der einzige Lösungsweg ist?«
    Payne Hamiller senkte den Blick. »Verzeihen Sie«, bat er. »Es sieht so aus, als hätte mich die Begeisterung ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht.«
    »Begeisterung worüber?«
    »Wir benutzen Näherungsverfahren, weil viele Gleichungssysteme sich nicht in geschlossener Form lösen lassen. Das wissen Sie so gut wie ich – insofern war meine letzte Frage wirklich töricht. Die Gleichungssysteme der Astrophysik spielen dabei keine Sonderrolle. So glaubte man wenigstens bisher. Ich habe mich ein paar Jahre lang damit beschäftigt. Kennen Sie Dirac?«
    Der abrupte Themawechsel brachte Danton ein wenig aus dem Gleichgewicht.
    »Dirac? Den Theoretiker aus dem zwanzigsten Jahrhundert? Ich habe über ihn gelesen.«
    »Er nahm Schrödingers Gleichung, die Zusammenhänge im Verhalten gewisser Elementarteilchen beschrieb, jedoch den Spin vernachlässigte, und baute den Spin darin ein. Was erhielt er? Eine Differenzialgleichung, die – entgegen der Schrödingerschen Formel – selbst für den einfachsten Fall nicht in geschlossener Form lösbar war. So wenigstens sah es aus. Bis Dirac auf

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