Silberband 100 - BARDIOC
herauszufinden, ob seine Helfer auch während seiner Abwesenheit für ihn da waren. Moschkatl besann sich gerade noch rechtzeitig eines Besseren. Er durfte nichts sagen, was sich später vielleicht als falsch erwies. Die Hulkoos klammerten sich an ihren Kommandeur. Wenn sie den Eindruck gewinnen sollten, dass sie sich auch auf Moschkatl nicht mehr verlassen konnten, waren sie endgültig verloren. Dieses Wissen verlieh ihm Kraft.
»Wir werden die Prüfung ohne fremde Hilfe bestehen müssen«, erklärte er. »Das verlangt vor allem Würde.«
»Was ist das für eine Prüfung?«, erkundigte sich einer der Navigationsoffiziere. »Wenn Sie davon wissen, warum haben Sie nicht längst darüber gesprochen? Wir wären dann besser vorbereitet gewesen.«
Moschkatl senkte den Kopf. »Ich wusste nichts davon.«
»Wie wollen Sie dann wissen, dass es eine Prüfung ist? Wir haben viel eher den Eindruck, dass BARDIOC von einer Katastrophe heimgesucht wird. Die Folgen dieses Ereignisses werden sich früher oder später auch auf uns auswirken.«
»Dies ist keine geplante Prüfung«, antwortete Moschkatl. »Ich behaupte lediglich, dass es so ist. Wie lange hat unser Volk unter BARDIOCs Obhut gelebt? Wir haben uns daran gewöhnt, dass er alle wichtigen Entscheidungen trifft.«
Moschkatl spürte, dass er keine Resonanz erzielte. Die anderen hörten ihm zu, aber sie waren weit davon entfernt, ihn zu verstehen. Sie waren daran gewöhnt, dass BARDIOC ihnen fertige Lösungen präsentierte.
Auch von ihrem Kommandeur erwarteten sie eine perfekte Erklärung und klare Entscheidungen. Doch das konnte Moschkatl ihnen nicht geben.
In diesem Augenblick empfing der Oberkommandierende einen schwachen mentalen Impuls. An der Reaktion der Besatzungsmitglieder in der Zentrale erkannte er, dass sie das Signal ebenfalls registriert hatten. Moschkatl wurde von einem Schauer unsäglicher Erleichterung durchlaufen. BARDIOC meldete sich wieder.
Doch als die Ausstrahlung an Intensität gewann, stellte Moschkatl fest, dass sie nicht von BARDIOC ausging. Die Quelle war vielmehr die vierte Inkarnation.
»BULLOC meldet sich!«, rief ein Offizier.
Moschkatl erkannte beschämt, dass er die Inkarnation völlig vergessen hatte. Seine Gedanken waren so sehr auf BARDIOC und dessen rätselhaftes Schicksal fixiert gewesen, dass ihm alles andere bedeutungslos erschienen war. Nun meldete sich der bevorzugte Helfer des Meisters.
Moschkatl erschien dieses Geschehen wie ein Wink des Schicksals. Da war jemand, der in der ausweglos erscheinenden Situation helfen konnte – schon deshalb, weil er bereit und in der Lage war, weitreichende Entscheidungen zu treffen.
Moschkatls Erleichterung wurde trotzdem von einem deutlichen Unbehagen getrübt. Er spürte, dass BULLOCs Aura bösartig und aggressiv war, nicht vergleichbar mit den beruhigenden, wohlwollenden Signalen, mit denen BARDIOC seine Völker geführt hatte.
»Wir haben die Sphäre der Inkarnation auf dem Ortungsschirm!«, meldete ein Techniker. »Sie nähert sich dem Flaggschiff.«
Moschkatl erkannte den typischen Peilimpuls der Sphäre. BULLOC befand sich demnach schon weit außerhalb der Atmosphäre. Warum hatte die Inkarnation den Planeten verlassen? Floh BULLOC vor jener Gefahr, die schon BARDIOC ausgeschaltet hatte, oder kam er, um Anweisungen zu geben?
Moschkatl wartete ab. Die Mentalschauer beinhalteten noch keine Aussage. BULLOC schien sie lediglich zu senden, um die Hulkoos auf sich aufmerksam zu machen.
Die Sphäre manövrierte ohne Schwierigkeiten zwischen den im dichten Pulk stehenden Schiffen und stoppte vor dem Bug des Flaggschiffs.
Moschkatl erwartete differenzierte telepathische Anweisungen. Zu seiner Überraschung verzichtete BULLOC darauf und meldete sich über Funk. Der Kommandeur fragte sich, ob die vierte Inkarnation nicht mehr in der Lage war, ihre Befehle psionisch zu übermitteln.
Doch das war zweitrangig. Es zählte nur, dass jemand da war, der half, die schlimme Situation zu überbrücken.
»Hier ist Moschkatl, der Oberkommandierende der Hulkoo-Verbände im Parföx-Par-System«, antwortete er. Zum ersten Mal seit vielen Stunden bekamen seine Worte wieder einen Sinn.
»Ihr wisst, wer zu euch spricht«, erklang BULLOCs Stimme wieder.
Moschkatl war irritiert, dass die Inkarnation sich an alle Besatzungsmitglieder wandte und nicht ausschließlich an ihn. Das erweckte für ihn den Eindruck, dass BULLOC ihn übergehen wollte. Sein Misstrauen, das er gerade erst zurückgedrängt hatte,
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