Silberband 100 - BARDIOC
Tages wird die SOL Ihnen gehören, Josc«, sagte er ruhig.
»Das ist ein kühnes und unhaltbares Versprechen!«, rief Atlan von der anderen Tischseite. Seine Verärgerung war deutlich zu erkennen. »Wir brauchen die SOL, Perry. Du solltest sie nicht zu einem Handelsobjekt machen.«
»Ich weiß, was ich sage«, beharrte Rhodan. »Die Wege der Terraner und der SOL-Geborenen werden sich trennen. Dabei ist es recht und billig, wenn die auf dem Schiff Geborenen dieses Schiff auch erhalten. Schließlich sind wir dafür verantwortlich, dass sie keine andere Heimat haben.«
Atlan presste die Lippen aufeinander und schwieg.
Hellmut lehnte sich im Sessel zurück, er wirkte entspannt. »Es ist schade, dass die SOL-Geborenen Sie eben nicht hören konnten. Das hätte viel zur Entkrampfung der Lage beigetragen.«
»Ja«, sagte Rhodan. »Aber ich kann noch nicht in dieser Weise mit ihnen reden – vorerst brauchen wir das Schiff.«
»Der Verdacht könnte auftreten, dass Sie uns hinhalten wollen.«
»Glauben Sie das, Joscan?«
»Ich nicht. Aber es gibt andere einflussreiche Personen. Denken Sie nur an Gavro Yaal, der uns Schwierigkeiten bereitet.«
»Genug damit!« Rhodan machte eine entschieden ablehnende Handbewegung. »Wir haben im Augenblick andere Probleme. Ich hoffe, dass wir bald eine Erfolgsmeldung von den Mutanten erhalten. Dann müssen wir BARDIOCs Urgehirn untersuchen und herausfinden, wie wir es am sichersten von seinem globalen Netzwerk trennen können.«
Er nickte einem der Wissenschaftler zu, die an der Besprechung teilnahmen. »Dr. Peysel hat eine Expertenkommission zusammengestellt, die sich mit dem Transport des Gehirns beschäftigen wird. Doc, geben Sie bitte einen kurzen Überblick über unser Vorhaben.«
Der Kosmobiologe war ein untersetzter Neunzigjähriger. Er war an Bord vor allem deshalb bekannt geworden, weil es ihm immer wieder gelungen war, Teams aus SOL-Geborenen und Terranern für wissenschaftliche Arbeiten zusammenzustellen.
Diesmal hatte er jedoch ausschließlich auf Kapazitäten zurückgreifen müssen, die noch auf der Erde geboren waren. Alle anderen hatten sich geweigert, an dem Projekt mitzuarbeiten.
Rhodan registrierte, dass Peysel dem Sprecher der SOL-Geborenen einen kurzen Blick zuwarf, als wollte er sich auf diese Weise für die Zusammensetzung des neuen Teams entschuldigen.
»Meine Ausführungen können nur hypothetischen Charakter haben«, eröffnete der Kosmobiologe. »Wir wissen nicht, in welchem Zustand sich dieses Urgehirn tatsächlich befindet, und wir kennen bislang nicht einmal die Umgebung, in der es liegt. Einige grundsätzliche Überlegungen sind es jedoch wert, hier genannt zu werden.
Wir haben einen Lagerraum im Mittelteil des Schiffes dazu ausersehen, BARDIOCs Urgehirn aufzunehmen. Der Raum muss entsprechend präpariert werden. Wir haben die Aufgabe, ihn sozusagen in eine Art Treibhaus zu verwandeln, denn das Gehirn braucht zum Überleben wahrscheinlich jene Bedingungen, die es auf BARDIOC vorgefunden hat. Alle erforderlichen Aggregate werden bereits montiert, ihre endgültige Justierung kann natürlich erst erfolgen, wenn wir das Gehirn gefunden und erforscht haben. Schon jetzt können wir davon ausgehen, dass es unmöglich sein wird, das Gehirn völlig zu lokalisieren. Wahrscheinlich ist es aufgrund seiner symbiotischen Veranlagung so intensiv mit seiner natürlichen Umgebung verwachsen, dass wir gezwungen sein werden, diese Umgebung mitzunehmen. Das heißt ein mehr oder weniger großes Areal der Planetenoberfläche, in dem das Gehirn eingebettet liegt. Wie groß diese Masse sein muss, kann erst entschieden werden, wenn wir den Standort BARDIOCs gefunden haben.«
Joscan Hellmut schob seinen Sessel zurück. Er beugte sich nach vorn und stützte sich mit den Händen auf den Tisch. »Also stimmen die Berichte, die meine Vertrauensleute übermittelt haben«, sagte er betroffen. »Ohne Zustimmung der SOL-Geborenen werden bereits Vorbereitungen für den Transport des Gehirns getroffen.«
Peysel warf einen Hilfe suchenden Blick in Rhodans Richtung.
»Das ist richtig, Joscan«, bestätigte der Terraner. »Wir hätten diese Zustimmung niemals erhalten, deshalb musste die Schiffsführung entscheiden. Das ist unsere Aufgabe. Es gab in der Vergangenheit schon genügend Anlässe, bei denen unsere Anordnungen äußerst unpopulär waren, sich aber im Endeffekt als richtig herausgestellt haben.«
Hellmut war blass geworden. »Vergessen Sie nicht, dass die
Weitere Kostenlose Bücher