Silberband 100 - BARDIOC
keinesfalls Sinn, wenn wir planlos in der Station herumlaufen. Bei ihrer Größe kann es Wochen dauern, bis wir jemanden finden.«
»Vielleicht finden die anderen uns«, sagte Delia Benjam betont.
Ras Tschubai legte plötzlich einen Finger auf die Lippen und deutete schräg nach oben. »Eine Robotkamera«, flüsterte er. »Sie folgt unseren Bewegungen.«
»Ich habe gewusst, dass wir beobachtet werden«, stellte Putzag laut fest. »Die Gegenseite ist über jeden unserer Schritte unterrichtet. Es dauert bestimmt nicht mehr lange, dann werden sie Verbindung aufnehmen.«
»Und ich werde dem Ding den Kragen umdrehen«, piepste Gucky und konzentrierte seine telekinetischen Kräfte auf die Kamera. »Ganz einfach so …«
Aber ganz so einfach schien es doch nicht zu sein. Die anderen blickten hinauf zu der Kamera, die unter der hohen Decke hing. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, sie getarnt anzubringen, und vor allem war sie, verglichen mit den modernen Geräten an Bord der SOL, eine hoffnungslos veraltete Konstruktion. »Was ist, Gucky?«, fragte Kosum ungeduldig, als nichts geschah.
Mit stierem Blick visierte der Mausbiber die Kamera an. Die Anstrengung ließ ihn zittern. Schließlich sackte er regelrecht in sich zusammen und wäre zu Boden gestürzt, hätte Tschubai ihn nicht gedankenschnell aufgefangen.
»Was ist los, Gucky?«, wiederholte der Teleporter Kosums Frage.
»Es geht nicht, Ras! Es geht einfach nicht! Diese Watte …«
»Eine Parafalle?«
»So etwas Ähnliches, nehme ich an. Meine Fähigkeiten sind weitestgehend lahmgelegt. Ich kann deine Gedanken nur noch ganz schwach aufnehmen, aber alle anderen sind erloschen. Und die Kamera da oben – sie ist für mich telekinetisch nicht mehr zu erreichen.«
»Wir sollten zusehen, dass wir hier verschwinden!«, drängte Mentro Kosum.
Puukar richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Es geht hier um Hulkoos. Ihr könnt umkehren, ich nicht!« Sein kreuzförmiges Sehorgan schien sich für einen Moment zu verfärben, die vielen winzigen Saugrüssel vollführten einen hektischen Tanz, als sie die Öffnungen der Sprechmembrane durchstießen. Kein Zweifel, der Choolk war bis zum Äußersten erregt.
»Wir bleiben zusammen«, bot der Emotionaut einen Kompromiss an. »Aber wir werden auf keinen Fall angreifen, sondern uns nur verteidigen.«
»Jeder rechtzeitige Angriff ist ein Akt der Verteidigung«, beharrte Puukar auf seinem aggressiven Standpunkt. »Sie sind unsere Todfeinde!«
»Warum gehen wir nicht endlich weiter«, drängte Delia Benjam. »Mich macht die Kamera da oben nervös.«
»Es gibt Tausende davon«, behauptete Ras Tschubai und setzte sich in Bewegung.
Wortlos folgten ihm die anderen.
»Wie schätzen Sie ihre Reaktion ein?«, fragte der Kommandant den Arzt Careen-Dhoor, den er als Berater und Kenner der Terraner zu sich in die Zentrale geholt hatte. »Die Eindringlinge wissen nun, dass sie beobachtet werden, aber sie kümmern sich kaum darum. Außerdem ist den Mutanten – es werden nur diese zwei sein, nehme ich an – bekannt, dass wir ein Mittel gegen sie eingesetzt haben, das ihre Fähigkeiten nahezu völlig neutralisiert. Sie gehen trotzdem weiter und dringen sogar noch tiefer in die Station ein. Wie ist das zu erklären?«
Careen-Dhoor ließ sich Zeit mit seiner Antwort. »Es gibt mehrere Erklärungen, die nicht alle nur mit der Mentalität dieser Terraner zu tun haben. Vor allem wissen sie noch nicht, dass ein Energieschirm die Station umgibt und sie damit von jeder Hilfe abgeschnitten sind. Sie scheinen immer noch zu glauben, dass ihnen das große Schiff Verstärkung bringen kann. Außerdem ist der Choolk bei ihnen.«
»Puukar …«
»Die Terraner teilen seinen Hass nicht, wie wir jetzt wissen.«
»Das spricht für sie«, gab Darx-Vernschion zu.
»Richtig. Auch geht aus der Unterhaltung einigermaßen deutlich hervor, dass sie Probleme sozialer Art haben. Der Zufall, unsere Station entdeckt zu haben, wird von dem terranischen Kommandanten als Ablenkungsmanöver genutzt.«
»Finden Sie das verständlich?«
»Wir hätten in ihrer Situation ähnlich gehandelt. Allerdings kann ich die Art der Probleme nur ungenau definieren, mit denen sie zu tun haben. Es scheint einfach so zu sein, dass es in ihrem Schiff zwei Strömungen gibt, deren unterschiedliche Anschauungen einander widersprechen.«
»Können wir diese Vorgänge irgendwie für unsere Zwecke ausnutzen?«
»Wir tun es schon, indem wir die Spannung erhöhen und die
Weitere Kostenlose Bücher