Silberband 100 - BARDIOC
Ruhen Sie sich erst aus«, riet Tschubai, der einsah, dass der Mann zu schwach war, um Fragen zu beantworten. »Wir werden versuchen, den Kommandanten der Hulkoos dazu zu bewegen, dass er einem von uns die Fesseln löst. Dann kann derjenige Ihnen helfen. Jede Flucht ist ohnehin sinnlos.«
Hennes hatte die Augen schon wieder geschlossen.
Wenig später erlosch der Energieschirm abermals. Zwei Hulkoos betraten den Raum und öffneten die Schlösser der Stahlfesseln. Ein dritter überwachte die Aktion mit entsicherter Strahlwaffe. Puukar blieb gefesselt. Lautstark beschimpfte er die Hulkoos, die schnell wieder verschwanden und die Energiebarriere einschalteten.
»Viel nützt es uns nicht«, stellte Gucky fest, »aber wir können uns wenigstens um Ronald kümmern …«
»Dieser Darx-Vernschion hat schnell reagiert«, stellte Weran Putzag fest, und in seiner Stimme schwang ein wenig Hoffnung mit.
»Normalfunkkontakt von der Station!«, meldete jemand über Interkom.
Atlan, der angezogen auf seinem Bett lag, sprang auf. »Mentro Kosum und seine Begleiter?«
»Hulkoos! Soll ich reagieren?«
»Ich komme …«
Es dauerte immerhin einige Minuten, bis Atlan die Kommandozentrale erreichte.
Hulkoos! Die Vermutung stimmt also … bemerkte sein Extrasinn. Warum aber meldete sich Mentro Kosum nicht? Oder Ras Tschubai?
Das Gesicht eines Hulkoos schaute ihm aus dem Übertragungsholo entgegen. Der Arkonide zwang sich zur Ruhe. »Ich bin Atlan, Kommandant dieses Schiffes.«
»Darx-Vernschion«, stellte sich der Hulkoo vor. »Ich habe Ihre Leute in meiner Gewalt und damit eine gute Ausgangsbasis für meine Forderung. Wir benötigen Ihr Schiff!«
Atlan versuchte, in dem fremden Gesicht zu lesen, doch das war ihm nahezu unmöglich. Er musste Zeit gewinnen. »Bitte erklären Sie mir, was eigentlich los ist. Haben Sie nicht selbst ein Schiff? Wie geht es meinen Leuten?«
Das Gespräch erfolgte zwangsläufig mit der Verzögerung der Funklaufzeit. Obwohl sich die SOL der Station mittlerweile weiter angenähert hatte, vergingen doch einige Minuten.
»Den Gefangenen geschieht nichts, wenn Sie vernünftig sind. Unser Schiff hat einen Antriebsschaden, wir sitzen auf der Station fest. Auch der Hyperfunk ist ausgefallen, ebenso alle Sender der Station. Ich benutze ein tragbares Normalgerät aus dem Schiff. Sie werden einsehen, dass ich alles tun muss, um mir und meiner Mannschaft das Überleben zu gewährleisten. Mir ist jedes Mittel recht.«
»Jedes Mittel lehne ich ab!«, erwiderte Atlan. »Ich biete Ihnen trotzdem Hilfe an. Lassen Sie die Gefangenen frei, dann werde ich ein Notsignal mit Ihrer Position senden. Ich garantiere Ihnen den Erfolg.«
»Erfolg?« Ein heiseres Krächzen war zu hören. »Die Choolks werden kommen und uns töten. Nennen Sie das einen Erfolg?«
»Ich versichere Ihnen, dass ich nur Hulkoos rufen werde!«
»Warum nehmen Sie uns nicht an Bord und bringen uns zu einem Planeten von Barxöft?«
Atlan warf einen Blick auf den Panoramaschirm. Links von der Station schimmerte ›Blauauge‹. Die Hulkoos nannten diese Galaxis also Barxöft.
»Ich schicke Ihnen eines Ihrer Schiffe, das ist alles, was ich für Sie tun kann«, lehnte der Arkonide das Ansinnen ab.
»Das ist nicht genug!« Darx-Vernschion lehnte sich zurück und schien zu überlegen. Dann unternahm er einen neuen Vorstoß: »Ich werde die Gefangenen nicht freilassen und den Energieschirm auch nicht abschalten. Sie können inzwischen über Hyperfunk ein Notsignal abstrahlen. Sobald unsere Schiffe erscheinen, verhandeln wir weiter.«
»Abgelehnt«, sagte Atlan kühl. »Wenn Sie mir nicht vertrauen, können Sie bis an Ihr Lebensende in der Station bleiben. Es ist zu riskant für uns, hier auf Ihre Flotte zu warten.«
»Noch etwas«, spielte der Hulkoo einen weiteren Trumpf aus. »Wir haben Ihre Mutanten kaltgestellt. Dieser kleine Teleporter mit dem braunen Pelz kann Ihnen keine Hilfe mehr sein, der andere auch nicht. Unsere neue Waffe arbeitet hervorragend.«
»Lassen Sie sich eines gesagt sein, Darx-Vernschion: Wenn nur einem unserer Leute etwas zustößt, kann ich für nichts mehr garantieren. Mit Hilfe brauchen Sie dann nicht zu rechnen.«
»Ich glaube, wir helfen uns besser selbst.« Der Hulkoo unterbrach die Verbindung.
Längst war auch Bully in die Zentrale gekommen und war dem immer wieder von Wartezeiten unterbrochenen Gespräch mit verbissener Miene gefolgt. »Ein ziemlich sturer Bursche«, urteilte er. »Was machen wir
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