Silberband 100 - BARDIOC
unseren abgeschirmten Bezirk. Wir müssen nur einen einzigen Generator abschalten, um die Sperre zu beseitigen. Die Energiebarriere vor dem Gefängnis lässt sich leicht desaktivieren, die entsprechenden Schaltstellen sind nicht einmal bewacht. Überhaupt scheinen sich die Hulkoos sehr sicher zu fühlen.«
»Umso besser.« Jarzmir war jede Art von Abwechslung willkommen. »Fangen wir sofort an …?«
»Einer bleibt hier, um die Aktion zu beobachten und im Notfall eingreifen zu können. Ich schlage Pollez vor.«
»Einverstanden!«, rief Jarzmir.
»Ich beuge mich der Mehrheit«, sagte Pollez ohne großes Bedauern. »Keinen Augenblick werde ich euch unbeobachtet lassen.«
Die beiden Bautoks bewaffneten sich und gingen los. Sie verließen ihre vertraute Grünanlage und betraten die kahlen und nüchtern ausgestatteten Außenbezirke ihres Refugiums. Da die Station bis auf wenige Ausnahmen in allen Sektoren mit atembarer Atmosphäre geflutet war, verzichteten sie auf das Anlegen von Schutzanzügen. Je weniger Ballast sie bei sich hatten, desto besser für sie.
Endlich erreichten sie die Grenzen der Hydroponik und nahmen Verbindung mit Pollez auf. »Wie sieht es aus?«, fragte Chelzamin.
»Keine Hulkoos auf der anderen Seite, ihr könnt die Sperre dort beruhigt ausschalten.«
»Was ist mit Darx-Vernschion?«
»Befindet sich in seiner Zentrale, hat aber keine Zeit, sich um die Vorgänge in der Station zu kümmern. Er hat mit dem Kommandanten der Terraner verhandelt und berät sich in Kürze mit seinen Leuten.«
»Was ist mit der gegnerischen Überwachung?«
»Ein Hulkoo kümmert sich darum, aber der schläft.«
»Fein, dass die so faul sind … Behalte uns weiter im Auge.«
Jarzmir desaktivierte die Energiesperre und ließ eine Stahltür in die Verschalung gleiten. Vorsichtig betraten die beiden Bautoks jenen Bereich der Station, den sie seit dem Eintreffen der Hulkoos gemieden hatten. Sie befanden sich somit in Feindesland.
Der Korridor führte in gerader Linie zu dem Gefängnis.
Gucky hielt den Kopf des alten Mannes in seinem Schoß und las in seinen Gedanken die Sehnsucht nach dem sandigen Boden eines Planeten, auf dem Gras und Bäume wuchsen und über dessen Landschaft sich ein klarer, blauer Himmel spannte. Es war ihm unmöglich, ein Wort des Trostes zu finden.
Als Ronald Hennes das Bewusstsein verlor, war das zweifellos ein Vorbote des nahen Todes.
Jäh richtete sich der Mausbiber auf. Jeder konnte förmlich sehen, dass er die Ohren spitzte.
»Was hast du?«, fragte Tschubai. »Kommt jemand?«
»Ich empfange Impulse, ganz schwach nur – aber bekannt. Sie stammen nicht von den Hulkoos.«
»Jemand von der SOL?«
»Das nicht. Fremde.«
Tschubai stellte keine Fragen mehr. Sollte sich wirklich außer ihnen und den Hulkoos eine dritte Partei in der Station aufhalten, von der sie nichts wussten? Und wenn ja, war derjenige Freund oder Feind?
»Wir bereiten uns besser auf eine unangenehme Überraschung vor!«, riet Mentro Kosum. »Aber noch ist die Energiesperre da …«
Gucky bedeutete den anderen, ruhig zu sein. Er musste sich stark konzentrieren, um überhaupt etwas wahrnehmen zu können. Trotzdem nahm er bislang nur Emotionen wahr, wenngleich ihm diese keineswegs unfreundlich erschienen.
Nur langsam wurden sie mental greifbarer. Augenblicke später erlosch die Energiebarriere.
Delia Benjam stieß einen spitzen Schrei aus, als sie die Bautoks erblickte, aber Weran Putzag hielt ihr geistesgegenwärtig den Mund zu. Das Aussehen eines Fremdwesens hatte nichts zu bedeuten.
Chelzamin, so nannte sich die aufrecht gehende Echse, die als Erste den Raum betrat, machte beruhigende Bewegungen mit beiden Händen, und Gucky empfing nun deutlich seine Gedanken. Die Bautoks kamen, um sie zu befreien. Allerdings stellten sie erst jetzt zu ihrer Bestürzung fest, dass sie ein wichtiges Hilfsmittel vergessen hatten: ihren Translator.
Hastig informierte der Mausbiber seine Gefährten, weil er falsche Reaktionen unterbinden wollte. Er versuchte, eine Verständigung herzustellen.
Die beiden Bautoks verstanden sehr schnell, dass sie es mit einem Telepathen zu tun hatten. Sie konnten ihm ihre Wünsche problemlos mitteilen. Umgekehrt war es schwieriger. Der Mausbiber benutzte eine Zeichensprache, die der Mentalität und den Gewohnheiten der Bautoks entsprach und die er ihren Gedanken entnahm.
Schließlich entspann sich ein stockender, aber immerhin verständlicher Dialog.
»Der Kommandant der Hulkoos,
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