Silberband 100 - BARDIOC
froh sein, dass alles reibungslos verläuft«, erwiderte Husg-Borsch nachdenklich. »Ich bin keine kriegerische Natur.«
»BARDIOC ist so mächtig, dass es niemand mehr wagt, ihm Widerstand zu leisten«, fuhr der Befehlshaber fort. »Für uns ist diese Entwicklung schlecht – wir werden zu einfachen Arbeitern.«
»Was möchten Sie stattdessen sein?«
»Soldat und Eroberer!«, rief Gors-Klaschor aus. »Erinnern Sie sich an die Geschichten von der alten Garde? Penx-Ranosch und all die anderen, das waren noch wirkliche Abenteurer. Sie stießen mit einem einzigen Schiff in unbekannte Gebiete vor. Was tun wir hingegen? Wir bilden Geleitzüge, um von vornherein jedes Risiko auszuschließen.«
»Unsere Soldaten kämpfen in vielen Sonnensystemen.«
Der Kommandant winkte ab und lachte geringschätzig. »Das sind lokale Gefechte, bei denen in der Regel wenige Barbaren niedergekämpft werden müssen, die sich gegen eine Besatzung wehren.«
»Mir gefällt meine Arbeit«, sagte Husg-Borsch lakonisch.
Gors-Klaschor glaubte in dieser Antwort eine versteckte Kritik zu erkennen, aber er ließ seinen Untergebenen einen gewissen Spielraum, weil sie dann ihre Fähigkeiten besser entfalteten. Ihn offen zu kritisieren, hätte ohnehin niemand gewagt.
»Kommunikationskontakt!«, rief ein Hulkoo an den Überlichtfunkgeräten.
Der Oberkommandierende fuhr herum. Er hatte nicht erwartet, dass er eine Nachricht erhalten würde, nachdem die Flotte sich schon weit vom Hauptquartier entfernt hatte.
Gleich darauf musste er erkennen, dass ihm ein Gedankenfehler unterlaufen war. Die aufgefangenen Signale kamen nicht von einem Hulkoo-Stützpunkt. Es war auch nicht CLERMAC, der sich meldete.
»Die Nachricht ist unverständlich«, stellte der Funker fest. »Sie ist in einer uns unbekannten Sprache abgefasst, aber zweifellos an uns gerichtet. Auswertung läuft.«
Gors-Klaschor erhob sich und ging zu den Ortungskontrollen hinüber. Er blickte den Spezialisten über die Schultern und las die Werte auf den Instrumenten ab. »Nichts!«, stellte er verblüfft fest. »Ein paar Schiffe in sehr großem Abstand, das ist alles.«
»Die Signale kommen von einer Bodenstation, Befehlshaber.«
»Was war das?«, rief Gors-Klaschor. »Wer könnte so verrückt sein und eine Flotte von annähernd fünftausend Raumschiffen auf seine Welt aufmerksam machen?«
»Jemand, der in Not ist oder sich stark genug fühlt«, antwortete einer der Navigatoren. »Eine andere Erklärung ist kaum denkbar.«
»Wie lange werden Sie brauchen, um die Quelle anzupeilen?«
»Nicht viel länger als für die Entschlüsselung der Nachricht. Bitte gedulden Sie sich, Befehlshaber.«
Gors-Klaschor ging vor den Kontrollen auf und ab. Endlich geschah etwas Unerwartetes. Zwar versprach er sich nicht viel von diesem Ereignis, aber er war schon für jede kleine Abwechslung dankbar.
»Die Botschaft kommt aus dem äußeren Zentrumsring dieser Galaxis«, wurde ihm endlich mitgeteilt. »Es hat den Anschein, als würden die Signale von mehreren Welten gleichzeitig abgestrahlt und über Relaisstationen verstärkt.«
Gors-Klaschor strich sich über den Pelz. »Das klingt nach einem kleinen Sternenreich.« Er war bei seiner Wanderung wieder bei seinem eigenen Sessel angelangt und stützte beide Hände auf die Rückenlehne.
Husg-Borsch sah zu ihm auf. »Wir werden das System katalogisieren, ihm einen Namen geben und die Signale ignorieren«, sagte der alte Raumfahrer ruhig.
Der Oberkommandierende schwieg. Was Husg-Borsch eben von sich gegeben hatte, entsprach der offiziellen Mission, in der die Flotte unterwegs war. Gors-Klaschor war nicht bereit, es dabei bewenden zu lassen. Es wäre jedoch unklug gewesen, Pläne zu schmieden, bevor die entschlüsselte Nachricht vorlag. Jede Voreiligkeit konnte zu einem Eingreifen von BARDIOCs Ableger führen, der in seinem Behälter im Lagerraum der LUSCHER wartete und kaum zulassen würde, dass gegen BARDIOCs Anweisungen gehandelt wurde.
Die Hoffnung des Kommandanten konzentrierte sich auf den Inhalt der Funksignale. Wenn sie nur den geringsten Vorwand für eine Intervention boten …
Er musste Geduld haben!
Die Flotte hatte ihren Flug nicht unterbrochen, dafür gab es nach dem Stand der Dinge keine Veranlassung. Auch der Kurs war beibehalten worden. Gors-Klaschor verschränkte die Arme vor seiner breiten Brust, um den Anschein von Gelassenheit zu erwecken. Er fragte sich, was in den Köpfen der Besatzungsmitglieder vorgehen mochte. Die meisten waren
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