Silberband 100 - BARDIOC
verschwunden waren. Er wäre beinahe in Panik geraten, doch dann sah er die leuchtenden Augen seiner Begleiter zwischen den Büschen. Die Symbionten hatten sich lediglich von der Lichtung zurückgezogen.
Rhodan starrte zu der Sphäre hinauf. Er konnte sich keinen anderen Grund für die Anwesenheit der Inkarnation denken, als dass sie ihn entdeckt hatte. BULLOCs Impulse waren aber nur schwach spürbar. Vielleicht hatte er sich bei der Suche nach BARDIOC und auf der Jagd nach Rhodan erschöpft.
Der Terraner wagte dennoch nicht, sich zu bewegen.
Jäh hatte er den Eindruck, als würde in der Sphäre ein dunkler Fleck sichtbar. Anscheinend wurde die Luke geöffnet.
Tatsächlich fiel ein schwarzer Gegenstand aus der Sphäre auf die Lichtung herab.
Rhodan rollte sich zur Seite, um nicht getroffen zu werden. Er hörte den Aufprall eines Körpers. Gleich darauf sah er im ungewissen Licht Onklantson wenige Meter entfernt auf dem Boden liegen. Der Geflügelte zirpte kläglich. Seine Flügel schienen gebrochen zu sein, aber das mochte noch das Geringste sein, was ihm widerfahren war.
Perry Rhodan glitt auf den Sternentramp zu. Onklantson bewegte sich nur schwach, wahrscheinlich hatte er zu seinen schrecklichen Verletzungen auch psychische Schäden davongetragen.
Rhodan beugte sich zu ihm hinab. Er entdeckte den Translator in der Armbeuge des Käferartigen und schaltete das Gerät ein.
»Onklantson?«, fragte er leise.
»Berühre mich nicht, das würde meine Schmerzen nur verschlimmern«, sagte der Geflügelte matt.
Rhodans Kehle war wie zugeschnürt, er empfand wilden Hass auf BULLOC, der für den Zustand des Tramps verantwortlich war. »Was ist geschehen?«, brachte er endlich hervor.
»Ich habe eine Botschaft für dich!« Die Stimme war kaum mehr hörbar, aber der Translator arbeitete einwandfrei. »BULLOC weiß, wo du dich befindest, und er wird dich töten, wenn der Zeitpunkt gekommen ist. Vorerst aber hofft er, dass du ihm helfen wirst, BARDIOCs Stammhirn zu finden.«
Rhodan blickte zur Sphäre hinauf. War die Inkarnation wirklich in der Lage, ihn jederzeit zu vernichten? Oder wollte sie ihn auf diese Weise nur einschüchtern?
»Wie kann ich dir helfen?«, wandte er sich an Onklantson. »Ich kann versuchen, die Hulkoos zu rufen, damit sie dich pflegen.«
»Lass es!«, widersprach der Vagabund. »Meine Organe sind zerstört, ich kann nicht weiterleben.«
»Dafür wird BULLOC büßen!«, sagte Rhodan grimmig.
»Er ist zu mächtig. Versuche zu fliehen und Verbindung mit BARDIOC aufzunehmen, bevor BULLOC das zentrale Gehirn findet. Das ist die einzige Hoffnung für dich und viele Völker.«
Rhodan sah sich nach den Tieren um und fragte sich, ob sie in der Lage sein mochten, dem Geflügelten zu helfen.
»Es gibt ein Sprichwort bei uns Tramps«, klang Onklantsons Stimme noch einmal auf. »Steige nie in ein falsches Schiff, heißt es. Es sieht so aus, als hätte ich diese Regel missachtet und müsse nun dafür büßen.«
Seine Unfähigkeit, dem anderen zu helfen, bedrückte Rhodan. Onklantson wollte nach ihm greifen, aber er besaß nicht mehr die Kraft, Rhodans Arm festzuhalten.
»Du musst BULLOC entkommen!«, flüsterte der Tramp beschwörend.
»Ich werde es schaffen!«, versprach Rhodan dem Sterbenden. Er wusste, dass dieses Versprechen nur schwer einzulösen sein würde. Scheinbar mühelos war ihm die Inkarnation bis zu dieser Lichtung gefolgt. Rhodan konnte nicht entkommen, solange er die für ihn typische Ausstrahlung hatte, die BULLOC immer wieder anlocken würde.
Der Terraner begriff, dass der Erfolg seiner Flucht davon abhing, ob es ihm gelang, die Symbiose mit BARDIOC einzugehen. So gesehen war die animalische Komponente, ausgelöst durch das Gahlmann-Virus, vielleicht die einzige Rettung.
Wenn seine Verwandlung so weit ging, dass er seine menschliche Mentalaura verlor, konnte BULLOC ihm nicht länger nachspüren. In dieser Hinsicht hatte die Inkarnation ähnliche Schwächen wie BARDIOC. Die Superintelligenz benötigte Zellklumpen, um die Tiere dieser Welt zu kontrollieren, während sie intelligente Wesen allein mit ihrer Psi-Fähigkeit beeinflussen konnte.
»Das letzte Schiff …«, murmelte Onklantson. »Wohin wird es mich bringen?«
»Auf eine schönere Welt«, antwortete Rhodan.
Ein Ruck ging durch den Körper des Geflügelten, seine zweifarbigen Augen glühten ein letztes Mal von innen heraus auf. Perry Rhodan sah, dass die Farben allmählich ineinanderflossen und zu einem dunklen Grau
Weitere Kostenlose Bücher