Silberband 101 - Eiswind der Zeit
der sinkenden Sonne fiel auf sein Haar und schuf türkisfarbene Reflexe mit eigentümlich metallischem Glanz. In seinen nachtblauen Augen lag eine unausgesprochene Frage.
»Wir haben Demeter gefunden«, sprudelte es aus Payne Hamiller heraus.
»Kommen Sie herein!«, sagte Margor sanft. »Ich möchte alles wissen.«
Host Gordon landete vor einem lang gestreckten Gebäude am Rand von Athen. Die Frau an seiner Seite blickte ihn zornig an.
»Dies ist nicht Kreta«, sagte sie. »Ich hatte Ihnen befohlen, mich nach Kreta zu bringen.«
Es waren die ersten Worte, die seit ihrem Start in Delphi über ihre Lippen kamen. Bis dahin hatte sie beharrlich geschwiegen.
Drei stämmige Männer in grünen Leinenanzügen kamen auf den Gleiter zu. »Bitte, steigen Sie aus«, sagte der Beamte. »Diese Männer werden Sie nach Kreta begleiten.«
Jandra Kays öffnete die Tür und verließ den Gleiter. Lächelnd gingen Gordon und sie den Männern entgegen.
Die Pfleger packten Jandra an den Armen. »Ganz ruhig!«, sagte einer von ihnen. »Bleiben Sie ganz ruhig!«
Jandra begriff. Geschmeidig ließ sie sich fallen und drehte sich gleichzeitig um ihre Längsachse, wobei sie den Mann zu ihrer Rechten mit den Beinen aushebelte und den anderen über ihre Schulter hinwegriss. Beide schlugen mit den Köpfen zusammen, während die Frau sich auf den dritten Mann warf und ihn mit einem Handkantenschlag fällte.
Sie wirbelte herum, aber Gordon startete in dem Moment mit dem Gleiter. Jandra schnellte sich in die Höhe, krallte die Finger in eine kufenartige Ausbuchtung unter der Seitentür und hielt sich fest, als die Maschine weiter an Höhe gewann.
In etwa zweitausend Metern Höhe änderte Gordon den Kurs nach Norden. Heftiges Klopfen irritierte ihn. Zuerst befürchtete er einen Defekt, dann registrierte er, dass die Geräusche aus dem Fußraum kamen. Er blickte nach unten, sah aber nichts Auffälliges.
Das Klopfen blieb. Gordon verzögerte und ließ die Fensterscheibe auffahren. Nun vernahm er deutlich Schreie.
Bestürzt beugte er sich zur Seite und sah Jandra Kays, die am Gleiter hing. Ihr Gesicht war bleich und von der Anstrengung verzerrt. In seinem ersten Schrecken streckte er die Hand nach der Frau aus, wurde sich aber schnell dessen bewusst, dass er sie so nicht bergen konnte. »Ich lande!«, rief er.
»So lange kann ich mich nicht mehr halten. Öffnen Sie die Tür!«
Gordon stieß die Tür auf und beugte sich nach unten. Er streckte Jandra eine Hand entgegen. Sie packte zu und versuchte, sich hochzuziehen, schaffte es jedoch nicht.
»Helfen Sie mir!«, keuchte sie.
Es schien, als würde sie ihm entgleiten. Gordon klammerte sich mit der rechten Hand an den Sitz und zog die Frau mit der Linken höher, bis sie die untere Kante der Türöffnung erreichte. Sie befanden sich über Euböa. Die Gipfel der Berge lagen etwa eineinhalb Kilometer unter ihnen. Gordon hatte das Gefühl, selbst in die Tiefe gerissen zu werden. Ächzend zog er die Frau höher, rutschte schließlich zur Seite und half ihr in die Kabine.
»Miss Kays«, sagte er erschöpft. »Wie konnten Sie nur so etwas tun?«
Sie blickte ihn an, als habe er den Verstand verloren. »Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass ich nicht Miss Kays bin«, erklärte sie zornig. »Ich bin Perse. Merken Sie sich das!«
»Ist schon gut«, entgegnete er besänftigend. »Entschuldigen Sie.«
»Sie wollten mich töten!«
»Bestimmt nicht, Perse. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie da unten am Gleiter hängen.«
Ihre Hände zuckten vor und umklammerten seinen Hals. Entsetzt versuchte er, sie abzuwehren, hatte dem energischen Angriff aber nichts entgegenzusetzen.
Host Gordon kam noch einmal kurz zu sich, als er mit rasender Geschwindigkeit auf die Felsen zufiel. Hoch über ihm drehte der Gleiter nach Süden ab – in Richtung Kreta. Aber das begriff er schon nicht mehr.
Czerk Matzlew war überrascht, dass Payne Hamiller so schnell zurückkam. »Ich habe erst in einigen Tagen wieder mit Ihnen gerechnet«, sagte er.
»Wir hatten eine Blitzkonferenz«, antwortete Hamiller. Er war mit Matzlew allein. Die Assistenten arbeiteten in der unterirdischen Anlage oder in ihren Zelten.
Die beiden Männer gingen wie selbstverständlich zu dem Abgang, der in die Halle der Demeter führte.
»Vorläufig muss der Fund geheim bleiben«, fuhr Hamiller fort. »Sie werden also schweigen. Demeter ist unbedingt zu sichern. Deshalb wird sie mit dem Schrein nach Südafrika gebracht. In der Nähe von Durban
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