Silberband 101 - Eiswind der Zeit
standen Zelte als provisorische Unterkünfte. Nairobi wurde, wie viele Städte der Erde, neu erschlossen.
»Die Maschine ändert den Kurs«, sagte Bran Howatzer überrascht, kurz nachdem er Dun Vapido hinter den Kontrollen abgelöst hatte.
Sie hatten gesehen, dass Demeter in ihrem Schrein in den Transportgleiter gebracht worden war. Für sie war es selbstverständlich gewesen, die Verfolgung aufzunehmen. Weil sie überzeugt waren, dass Hamiller die schlafende Göttin zu Boyt Margor bringen würde.
»Du hast gesagt, sie wollen nach Südafrika fliegen«, bemerkte Eawy ter Gedan anklagend. »Wieso weichen sie vom Kurs ab?«
»Woher soll ich das wissen?«, fragte Howatzer freundlich. »Ich habe mir Matzlew vorgenommen und erfahren, dass Hamiller von einer Forschungsstätte in Südafrika gesprochen hat.«
Der Lastengleiter, dem sie seit Stunden folgten, war etwa fünf Kilometer von ihnen entfernt. In der diesigen Luft konnten sie nur seine Positionsleuchten erkennen.
Bran Howatzer rief eine Kartenprojektion ab. »Da liegt eine Stadt«, sagte er. »Nairobi. Vielleicht wollen sie dort etwas organisieren.«
»Ein Frühstück vielleicht.« Dun Vapido gähnte. »Mensch, ich brauche ebenfalls eine Tasse Kaffee.«
Howatzer folgte dem Transportgleiter bis Nairobi. Hier beschleunigte er und schloss weiter zu der Maschine auf, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Er sah, wo der Lastengleiter landete, flog über ihn hinweg und überquerte die Stadt. Schließlich kehrte er dicht über den Dächern an den Westrand zurück.
Er landete zwischen einigen leerstehenden, stark beschädigten Häusern. Bis zu dem verfolgten Lastengleiter hatten die Gäa-Mutanten nur knapp zwei Minuten zu gehen. Sie eilten zwischen den Häusern hindurch und sahen gerade noch die Wissenschaftler aussteigen.
»Maschinenschaden«, kommentierte Howatzer.
Sie betraten ein Haus, das kaum mehr als eine abbruchreife Ruine war. Von hier aus konnten sie den Lastengleiter gut sehen. Bran Howatzer zählte zweiundzwanzig Männer, die vor der großen Maschine standen. Vier von ihnen gingen zu der Versorgungshalle hinüber. Ein großes Schild warb für Ersatzteile für alle Gleitertypen. Einer der Männer rüttelte an der Tür, während die anderen die Halle umrundeten.
»Da ist noch keiner«, stellte Vapido grinsend fest.
»Sie suchen die Häuser ab«, sagte Eawy ter Gedan. »Das ist eine Chance für uns.«
»Eine Chance, wie meinst du das?«
»Wenn wir uns den Gleiter schnappen und damit verschwinden, locken wir Boyt Margor an. Hamiller wird sofort Alarm schlagen, und Margor wird uns verfolgen. Ich bin sicher, dass er sehr vorsichtig gegen uns vorgehen wird, um Demeter nicht zu gefährden. Für uns wird sich dabei früher oder später eine Gelegenheit ergeben, ihn zu töten.«
Bran Howatzer blickte aus verengten Augen zu dem Lastengleiter hinüber. »Das wäre nach meinem Geschmack«, sagte er zustimmend. »Ich bin dafür, dass wir es versuchen. Allerdings wird es nicht ganz leicht sein, an die Maschine heranzukommen.«
»Das ist ein Kinderspiel«, bemerkte Dun Vapido. »Es ist diesig. Wenn ihr wollt, lasse ich Nebel aufziehen. Wir können dann ungesehen zur Maschine laufen, während Hamillers Leute noch überall verteilt sind.«
»Warte nicht zu lange damit«, bat Eawy ter Gedan. »Momentan hält sich niemand in der Nähe der Maschine auf, aber das kann sich schnell ändern.«
»Sie haben die Tür aufgebrochen«, stellte Howatzer fest.
Der Wissenschaftsrat und seine Begleiter drängten in die Halle; nur zwei von Hamillers Helfern blieben draußen. Da aber keiner von ihnen auf die Umgebung achtete, bemerkten sie nicht, dass dichter Nebel aufzog.
»Los jetzt!«, kommandierte Howatzer, als der Dunst die Sicht weiter einschränkte. »Zieht die Schuhe aus, damit sie unsere Schritte nicht hören.«
Sie hasteten über das Landefeld. Dun Vapido war schneller als die anderen. Er fand die Türen des Lastengleiters unverschlossen und wartete, bis Howatzer und Eawy bei ihm waren. Sie stiegen ein und verriegelten die Maschine hinter sich. Dann stürmten sie die Stufen zum Cockpit hoch. Wie erhofft, hielt sich auch hier niemand auf.
Howatzer schaltete das Antigravtriebwerk ein. Er sah die Warnlampen, kümmerte sich aber nicht darum, da er den Ausfall wichtiger Geräte einkalkuliert hatte. Leise summend hob der Gleiter ab und beschleunigte.
Eawy ter Gedan blickte durch ein Seitenfenster nach unten. Hamiller und seine Männer stürmten soeben aus der Halle.
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