Silberband 101 - Eiswind der Zeit
Offizier, der ihm gegenübersaß, grinste breit. »Und was noch?«, fragte er amüsiert.
Hamiller dachte an den Transportgleiter, dessen Vorsprung mittlerweile nahezu uneinholbar wurde, zumal niemand sagen konnte, in welche Richtung er sich entfernt hatte.
Czerk Matzlew glaubte der Frau an seiner Seite nicht. Er war davon überzeugt, es mit einer Geisteskranken zu tun zu haben. Deshalb hielt er es auch nicht für notwendig, sie eingehender zu befragen. Sie konnte nur von Hamiller informiert worden sein.
Der Gleiter jagte nach Süden. Matzlew folgte dem fünfundzwanzigsten Längengrad, weil er davon ausging, dass Hamiller sich ebenfalls auf dieser günstigsten Fluglinie bewegt hatte. Die Frau schwieg. Sie wusste, dass er auf der Spur Demeters war, und das genügte ihr.
Als der neue Tag anbrach, hatte Matzlew den Transporter noch nicht aufgespürt. Seine Hoffnung sank. Er war davon ausgegangen, dass er Hamiller spätestens im Morgengrauen einholen würde.
»Warum sehen wir den Gleiter nicht?«, fragte seine Begleiterin. Matzlew erschrak. Ihre Augen musterten ihn so kalt, dass er erschauerte.
»Vielleicht hat Hamiller es sich anders überlegt. Vielleicht hat er mich belogen und fliegt nicht nach Südafrika.«
»Nehmen Sie Funkverbindung auf! Er muss antworten.«
Czerk Matzlew wusste plötzlich, dass Hamiller nicht reagieren würde. Er sah völlig klar. Der Terranische Rat hatte ihm Demeter aus egoistischen Gründen entzogen und würde ihm jeden weiteren Zugang zu ihr verwehren.
»Angesichts der Tatsache, dass Sie Persephone sind, wissen Sie erstaunlich viel über unsere moderne Technik«, bemerkte er und versuchte, sich durch Ironie ein gewisses Übergewicht zu schaffen.
»Ich habe diesen Körper übernommen, der Jandra Kays gehörte«, erklärte sie ruhig. »Ich weiß, was sie weiß.«
Nun war Matzlew vollends überzeugt, dass sie den Verstand verloren hatte. Woher, so fragte er sich, sollte wohl das Bewusstsein der Persephone kommen? Hatte es sich über Jahrtausende hinweg versteckt, um ausgerechnet jetzt in Erscheinung zu treten?
»Sie glauben mir nicht«, stellte die Frau fest. »Aber das spielt keine Rolle. Sie werden dennoch tun, was ich will.«
»Und wenn ich es nicht tue?«, fragte er.
»Dann werfe ich Sie hinaus«, eröffnete sie ihm so hart und energisch, dass er ihr vorbehaltlos glaubte.
»Also gut«, sagte er. »Ich werde jetzt versuchen, Hamiller zu erreichen.«
In dem Moment entdeckte er den Gleiter. Der Transporter flog tief unter ihnen. Er befand sich über dem Viktoriasee und bewegte sich mit mäßiger Geschwindigkeit nach Südwesten.
»Da ist er!«, rief Matzlew. »Das ist der Gleiter, den wir suchen.«
»Gehen Sie nach unten!«, befahl die Frau. »Sofort.«
Dieser Aufforderung hätte es nicht bedurft. Der Archäologe verringerte die Geschwindigkeit bereits und ließ die Maschine steil absinken. Rasch näherte er sich dem Transporter. »Ich möchte wissen, warum Hamiller sich soviel Zeit lässt«, sagte er nachdenklich. »Das passt doch nicht zusammen.«
»Ich fühle, dass Demeter in der Maschine ist. Nähern Sie sich dem Gleiter von hinten!«
»Was haben Sie vor?«
»Ich werde umsteigen. Auf der Dachseite befinden sich mehrere Fenster. Ich muss eines davon öffnen und hineinklettern. Alles Weitere ergibt sich dann.«
Wie ein riesiges graues Ei wuchs der Transporter vor ihnen auf. Der Archäologe zog seinen Gleiter wieder etwas höher und passte die Geschwindigkeit an. Schließlich schien er mit seinem Fahrzeug etwa einen halben Meter über dem anderen stillzustehen.
Die Frau öffnete die Tür. Der Wind fauchte herein, doch das störte sie nicht. Sie rutschte nach außen und hielt sich fest, bis ihre Füße das Dach des Großgleiters berührten. Sie beugte sich weit nach vorn, um vom Fahrtwind nicht weggerissen zu werden. Dann kämpfte sie sich bis zu einem Fenster vor. An einem Scharnier fand sie Halt.
Matzlew stieg nun ebenfalls aus. Er erschrak, als ihn der Wind heftig packte. Für einen kurzen Moment schien es, als würde er umgeworfen. Doch er klammerte sich an der offenen Tür fest, bis er sich auf die neue Situation eingestellt hatte. Auf allen vieren kroch er zu der Frau hinüber, die inzwischen mit der bloßen Faust das Fenster zerschlagen hatte.
»Verschwinden Sie!«, schrie sie ihm zu.
»Ich bleibe«, erwiderte er ebenso heftig. »Glauben Sie, ich bin Hamiller gefolgt, um dann doch nicht umzusteigen?«
»Hauen Sie ab! Niemand wird mich begleiten.«
Matzlew hatte
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