Silberband 101 - Eiswind der Zeit
mögen, von dem Schrein haben sie bestimmt nichts gewusst.«
Hamiller wies die anderen Paratender Boyt Margors an, die Paralysierten aus der Kanzel zu entfernen und den Großgleiter am südlichen Seeufer zu landen. Er kam jedoch nicht auf den Gedanken, das Fahrzeug komplett durchsuchen zu lassen.
Jandra Kays-Perse blickte zu ihrer Maschine zurück, die noch über dem Lastengleiter schwebte. Mit einem geschickten Flugmanöver schüttelte sie den Gleiter ab, der danach langsam wegdriftete.
Endlich konnte sie den Laderaum aufsuchen. Von einem Stützgerüst umgeben, erhob sich vor ihr das Lebenserhaltungssystem. Perse hastete eine Behelfstreppe hoch, bis sie die schlafende Demeter sehen konnte. Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie ihre Hände an dem Schrein abstützte. Für einen Moment glaubte sie, Demeter werde die Augen aufschlagen und sie ansehen. Doch dann merkte sie, dass sie sich getäuscht hatte.
Unendlich erleichtert stellte sie fest, dass die Wissenschaftler keine Fehler gemacht hatten. Sie hatten das Lebenserhaltungssystem unbeschädigt aus dem Boden gelöst.
Plötzlich vernahm sie Schritte. Perse sprang die Treppe hinunter und warf sich hinter einen Transportbehälter, der seitlich neben dem Unterbau des Schreins stand. Aus dieser Deckung heraus beobachtete sie eine schlanke Frau, die aus dem vorderen Teil des Transporters kam. Sie hatte braune Haare, die sie am Hinterkopf mit einem grün schillernden Metallreif zusammenhielt.
Jandra-Perse verfolgte, wie die Frau die Treppe emporstieg und Demeter minutenlang nachdenklich betrachtete. Dann verschwand sie wieder nach vorn.
Ursprünglich hatte Perse vorgehabt, die Besatzung der Maschine auszuschalten, in der Nähe einer Stadt zu landen und Demeter aufzuwecken. Mittlerweile erschien es ihr sinnvoller, abzuwarten. Sie wollte erst wissen, wie groß die Besatzung war und wohin der Lastengleiter flog.
Jandra-Perse durchsuchte die hinteren Räume der Maschine, in denen sich jedoch niemand aufhielt. Als sie wieder in den Laderaum gehen wollte, hörte sie Stimmen. Vorsichtig schob sie die Tür einen Spalt weit auf und spähte hindurch. Mehrere Männer kamen von oben und eilten zur Kanzel.
Persephone begriff. Lautlos zog sie sich zurück und suchte sich ein Versteck.
Eawy ter Gedan überwand als Erste die Paralyse. Sie stand schon wieder auf den Beinen, als Bran Howatzer und Dun Vapido gerade erst die Augen öffneten.
Die drei Mutanten befanden sich auf einer Halbinsel, die weit in den See hineinragte. Kaum zwanzig Meter von ihnen entfernt lagen Krokodile am Ufer. Obwohl die Tiere kein Interesse an ihnen zeigten, schleppte Eawy ihre Gefährten nacheinander von der Halbinsel herunter, weil sie glaubte, dass sie im Busch sicherer wären. Sie änderte ihre Meinung, als sie einen Leoparden entdeckte, der im Geäst eines Baumes schlief.
In aufsteigender Panik massierte sie die beiden Männer abwechselnd, um sie rascher aus der Paralyse zu lösen. Dennoch verstrich mehr als eine Stunde, bis Howatzer und Vapido endlich wieder auf die Beine kamen.
»Wir müssen uns Waffen besorgen«, erklärte Vapido. »Beim nächsten Mal ist Hamiller bestimmt nicht mehr so leichtsinnig, uns freizulassen.«
Sie entdeckten die Ruinen einer Siedlung, die teilweise vom Urwald überwuchert war. Ein riesiger Roboter arbeitete daran, die Straße auszubessern. Er war das einzige Zeichen dafür, dass die Siedlung wieder erschlossen werden sollte.
Die drei Mutanten wichen dem Roboter aus und durchsuchten das Dorf. Dun Vapido entdeckte in einem Schuppen eine rostige Antigravplattform, deren Batterie noch ausreichende Ladung besaß. Damit kamen sie sogar einigermaßen bequem voran.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichten sie die Stadt Tabora, in der sie einen Ferngleiter mieten und sich Verpflegung kaufen konnten. Hier waren die Erschließungsarbeiten weit fortgeschritten. Große Teile der Stadt waren schon bewohnt und es bestanden sogar Verbindungen zu den Informationszentren.
Bran Howatzer hatte die Idee, sich über alle Forschungseinrichtungen in Südafrika zu informieren. In der Wiedergabe erschienen etwa hundert Markierungen, von denen jede ein bestehendes Forschungszentrum anzeigte.
»Wie sollen wir Hamiller unter diesen Umständen finden?«, fragte Vapido stöhnend.
»Abwarten«, sagte Howatzer. Er informierte sich über die Forschungsstätten, die noch nicht wieder in Betrieb genommen worden waren. Es waren nur sieben.
»Das Institut bei Durban liegt am weitesten im
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