Silberband 101 - Eiswind der Zeit
die Arbeiten der Wissenschaftler daher mit einiger Verachtung, ohne zu berücksichtigen, dass die Männer gar nicht wissen konnten, wie sie vorzugehen hatten.
Einer der Wissenschaftler kam in ihre Nähe. Jandra-Perse duckte sich, und als der Mann an ihr vorbeiging, packte sie blitzschnell zu. Er wollte schreien, doch sie hielt ihm den Mund zu und tötete ihn, indem sie ihm das Genick brach.
Jandra-Perse spähte vorsichtig um die Ecke, um sich davon zu überzeugen, dass niemand etwas bemerkt hatte. Es schien auch so, als sei keiner aufmerksam geworden. Dann beugte sie sich über den Wissenschaftler, um sich zu vergewissern, dass er wirklich tot war. Als sie sich wieder umdrehte, standen zwei Männer vor ihr. Sie hatten sich lautlos angeschlichen und griffen sofort an.
Jandra-Perse rollte sich zur Seite und trat nach den Männern. Beide torkelten zurück. Sie schnellte sich hoch und rannte auf den Schrein zu. Die Wissenschaftler auf dem Gerüst standen wie erstarrt vor Schreck.
»Sie hat Bannister getötet!«, schrie einer der Männer hinter ihr.
Jandra-Perse raste die Treppe hoch, stieß die Wissenschaftler zur Seite und sprang auf den Schrein.
»Niemand wird Demeter erwecken!«, rief sie mit funkelnden Augen. »Ich bestimme, wann der Schrein zu öffnen ist.«
Boyt Margor – Perse hatte gehört, dass jemand den Mann mit dem türkisfarbenen Haar so angesprochen hatte – war der Einzige, der ruhig blieb. Er stand am Rand des Gerüsts, etwa zwei Meter von der Frau entfernt.
Er konzentrierte sich auf sie, weil er hoffte, sie zu einer willenlosen Sklavin machen zu können. Während sie noch auf die Wissenschaftler einredete, nutzte Margor seine angesammelte psionische Energie.
Jandra-Perse spürte den Psi-Strom. Ihre Augen verengten sich.
»Was versuchst du da?« Drohend beugte sie sich leicht nach vorn, streckte ihre Arme kampfbereit aus und öffnete die Hände, als wolle sie ihn anspringen.
Boyt Margor setzte ein freundliches Lächeln auf. »Ich fürchte, wir missverstehen uns gründlich«, sagte er und ging einen Schritt auf sie zu, als bestünde nicht die geringste Gefahr für ihn. »Wollen wir nicht in aller Ruhe miteinander reden?«
Sie richtete sich stolz auf und zeigte auf die Kiste, hinter der der Tote lag. »Ich habe einen deiner Männer umgebracht. Das sollte dir zeigen, dass ich es ernst meine. Demeter wird erst dann geweckt, wenn ich es will.«
»Und wann ist das?«, fragte Margor nachsichtig lächelnd.
»Ich will ein Raumschiff mit vollständiger Besatzung. Das Schiff soll vor dem Gebäude landen. Sie werden Demeter ins Schiff bringen, und dort werde ich sie wecken. Wir werden starten und die Erde verlassen. Für alle Zeiten.«
Boyt Margor schüttelte den Kopf. »Das kommt nicht in Frage«, sagte er. »Demeter bleibt hier. Sie ist mein Geschöpf.«
Jandra-Perse lachte schrill. Sie zog den Stahldorn unter ihrer Kleidung hervor und richtete ihn auf Boyt Margor.
»Wer bist du?«, fragte der Mutant.
Sie sagte es ihm. Seine Augen weiteten sich ungläubig. Er schüttelte den Kopf. »Das ist nicht möglich. Persephone ist tot.«
»Ich habe tief unter den Tempeln von Delphi geschlafen«, erklärte sie, ohne ihn aus den Augen zu lassen. »Als die Kuppel Demeters geöffnet wurde, erreichte mich ein Alarmzeichen und weckte mich. Ich übernahm diesen Körper, um handlungsfähig zu sein.«
Boyt Margor glaubte ihr kein Wort. Er war überzeugt davon, einer Geisteskranken gegenüberzustehen und zweifelte nicht an ihrer Gefährlichkeit. Er beschloss, ein Experiment mit ihr zu machen, denn ganz mochte er die Möglichkeit nicht ausschließen, dass sie doch die Wahrheit gesagt hatte.
»Wenn du Persephone bist und über die Sicherheit deiner Mutter wachen sollst, dann musst du wissen, wie der Schrein geöffnet wird. Ich werde deine Forderungen erfüllen, wenn du Demeter weckst.«
Bran Howatzer änderte den Kurs, als er den Gleiter entdeckt hatte, flog noch etwa drei Kilometer weiter über ödes Land und setzte den Gleiter schließlich in einer Talmulde auf, die von Wald umgeben war.
»Wie kommen wir an den Wachen vorbei?«, fragte er.
»Wenn ein kleiner Orkan über das Forschungsinstitut hinwegfegt, werden die Wachen irgendwo Schutz suchen«, antwortete Dun Vapido, der Wettermacher.
»Und wie halten wir uns in dem Sturm?«, wollte Eawy wissen.
»Ich werde versuchen, eine windstille Zone für uns zu schaffen. Vielleicht haben wir Glück.«
Bran Howatzer stieg aus. Eawy ter Gedan konzentrierte sich
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