Silberband 101 - Eiswind der Zeit
langen Sekunden wandte sich das Tier ab und entspannte sich.
Die Sträucher wichen noch immer vor ihm zurück – das sichere Zeichen, dass der Jäger sich weiterhin innerhalb des Ringes befand. Ein Schwarm riesiger Hakenflügler bildete jedoch einen Angriffskegel, dessen Spitze auf Hytawath zielte. Der Jäger lief schneller, vor ihm peitschten die Pflanzen auseinander.
Endlich erreichte er eine winzige Lichtung, nicht mehr als eine mit niedrigem Gesträuch bewachsene Fläche zwischen feuchtigkeitstriefenden Baumriesen. Die Ranken wanden sich von seinen Beinen weg, kleine Tiere flüchtete nach allen Seiten, aber die Spitze des Schwarmes hatte ihn eingeholt, das erste der Raubinsekten schwirrte zielsicher auf sein Gesicht zu. Hytawath Borl hob den Strahler.
Sie griffen tatsächlich an!
Als er feuern wollte, summte das erste Insekt im rechten Winkel davon. Die anderen folgten augenblicklich, der gesamte Schwarm umkreiste surrend Hytawaths Kopf und verschwand zwischen den Pflanzen. Der Jäger fluchte lautlos. Er ging ein tödliches Risiko ein, wenn er noch länger an die sichere Wirkung der geerbten Immunität glaubte.
Erste Sonnenstrahlen schossen fast waagrecht zwischen den Baumkronen hindurch.
Fast jedes Mal änderte Hytawath Borl den Weg ein wenig ab, auf dem er den Ring der Gewalt durchbrach. Heute lief er auf einem der undeutlichen Pfade, die er vor Jahren ausgetreten hatte. Er wusste, dass ihn nicht nur Tausende Augen hassvoll musterten, sondern dass buchstäblich jeder Grashalm ein Teil dieser unbegreiflich veränderten Natur war. Kein anderer Mensch aus Koyle konnte diesen Gewaltmarsch überleben.
Dabei hätte ein einziger Gleiter alle Anstrengungen erspart. Doch es gab in der Siedlung kein Fahrzeug, es gab überhaupt sehr wenig dort.
Wieder drang der Jäger in den Dschungel ein. Er schwang die Machete. Ein Rudel vierbeiniger Fleischtiere flüchtete mit eleganten Sprüngen. Schlangen raschelten vor ihm durch das faulende Laub davon.
Dann lichtete sich das Unterholz, die Stämme mit den knorrigen Wurzeln hatten plötzlich mehr freien Raum, das faulende Zeug wurde zu hohem saftigem Gras. Sonnenstrahlen spiegelten sich auf dem fast bewegungslosen Wasser des Sees. Der Jäger wandte sich nach rechts und rannte auf den Sandstrand hinaus.
Nach hundert Schritten sah er den Hang und den scharf vorspringenden Felsen. Hytawath Borl blinzelte gegen die Sonne und erkannte die wuchtige Silhouette des Hetmans. Rrussu wartete, auf ein Bündel Wurfspeere gestützt.
»Jäger er kommen hurtig. Gesicht, es sagen kleine Angst. Kah !«, brummte Rrussu. Seine Stimme klang wie brechendes Schilf. Aufmerksam beobachtete er den Jäger, der den Hang hinaufkletterte.
Er kannte Hytawath schon lange. Sie gingen fast jeden zweiten Tag zur Jagd. Der Jäger war gut und schnell, kräftiger und ausdauernder als er, der Hetman. Aber er war ein Fremder auf Vorcher Pool.
Der Jäger sah ganz anders aus als Rrussu und alle Eingeborenen dieser Welt. Er war auf seine Weise unbegreifbar. Sechs der Ellen groß, die Rrussu als Maß gebrauchte. Der Jäger hatte ihm erklärt, dies seien ein Meter und vierundneunzig Zentimeter. Breite Schultern, harte Muskeln, lange Laufbeine und kräftige Schenkel. Die meisten bei der Kugel aus Metall waren schmächtiger und weniger stark.
»Rrussu, mich sein hier!« Der Hetman schüttelte klappernd sein Speerbündel. »Hier, Hidahwah!«
Hytawath hob die Hand mit der Machete. Der Stahl blitzte im Sonnenlicht auf. »Ich sehe dich, Rrussu!«, rief er.
Rrussu betrachtete ihn nachdenklicher als sonst. Der Jäger trug wie immer seine hohen Stiefel, in deren Schäften lange Messer steckten. Darüber die lose fallende Hose mit den vielen Taschen, in denen sich nützliche, aber geheimnisvolle Dinge befanden. Ein breiter Gürtel, ebenfalls voller Taschen, über dem sich zwei Waffengurte kreuzten, presste die hüftlange Jacke an die breiten Schultern.
Mit einem letzten Ruck schwang sich Hytawath Borl auf den Felsen.
»Jäger er hat es schwer gehabt. Ring er war gefährlich?«, krächzte der Hetman.
»Es wird schwieriger, Rrussu. Einige Feinde lassen sich von meiner Immunisierung nicht mehr lange abschrecken. Es wird der Tag kommen, an dem wir unsere letzte Jagd unternehmen.« Hytawath zog aus einer seiner Taschen eine Handvoll maschinell gearbeiteter Pfeilspitzen und gab sie dem Eingeborenen. Rrussu stieß einen gellenden Pfiff aus.
»Hetman, er dir danken. Kah!«
»Schon gut.« Die Stimme des Jägers blieb
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