Silberband 101 - Eiswind der Zeit
Urlaub. Ich bin allergisch gegen Verleumdung.«
»Ich sehe das!«, bemerkte Tifflor mit freundlichem Spott. »Machen Sie Urlaub, Payne! Ihre Leute an Bord der BASIS kommen zur Not auch ohne Sie zurecht. Allerdings möchte ich außer einer Schar von Privatpersonen wenigstens einen offiziell Beauftragten dabeihaben. Wen schlagen Sie vor?«
»Nehmen Sie Resu Redfern! Er ist dafür am geeignetsten.«
»Ich habe Ihnen ausdrücklich untersagt, mich in einem meiner Quartiere aufzusuchen! Sie kompromittieren damit mich und sich selbst!« Obwohl Boyt Margor zornig war, sprach er mit zurückhaltender, fast freundlicher Stimme.
Aber der Payne Hamiller, der ihm jetzt gegenüberstand, war ein anderer als der, den er in Erinnerung hatte. »Da man mich wegen Ihrer Voreiligkeit in Verdacht hat und ich Sie nicht mehr anrufen kann, bleibt mir nur noch der Weg zu Ihnen selbst!«, erklärte der Wissenschaftler.
»Meine Voreiligkeit?«, wiederholte Margor. »Sie – in Verdacht? Was ist geschehen?«
»Wir waren in letzter Zeit zu aktiv, nur so kann ich es mir erklären«, antwortete Hamiller. »Es gab zu viele Gespräche zwischen uns. Jemand muss misstrauisch geworden sein. Er hat die Regierung davor gewarnt, mich an Bord der BASIS gehen zu lassen!«
Er berichtete dem Mutanten über die Nachricht, die Julian Tifflor ihm gezeigt hatte. Mit Boyt Margor ging eine Unheil verkündende Veränderung vor sich. Das männlich schöne Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, die Augen verengten sich und glommen in gefährlichem Feuer. Margor packte das Amulett, das an einem Metallring um seinen Hals hing, als wolle er es abreißen, und stieß hervor: »Das sind sie! O ja – das sind sie! Dun Vapido, Eawy ter Gedan und Bran Howatzer! Die Nichtskönner, die Zwerge, die sich auf ihre Rechtschaffenheit etwas einbilden. Ich habe sie bisher geschont. Aber das ist nun vorbei! Solange sie sich ruhig verhielten, waren sie vor mir sicher. Wenn sie die Auseinandersetzung wollen, dann sollen sie sich vorsehen!«
Payne Hamiller verstand kein Wort.
Margor hatte sich mit dem hasserfüllten Ausbruch anscheinend abreagiert. Als er Hamiller wieder anblickte, wirkte er entspannt. »Sie haben reagiert, wie die Lage es erforderte«, sagte er in versöhnlichem Tonfall. »Die Entführung der BASIS muss vorerst zurückgestellt werden. Glauben Sie, dass man Sie ernsthaft im Verdacht hat?«
»Nicht wirklich«, antwortete der Wissenschaftler. »Es scheint, dass ich weiterhin einen unantastbaren Ruf genieße.«
»Das ist vorzüglich! Mittlerweile sind Palov und seine Leute an Bord der BASIS, sodass ich keinen Informationsverlust befürchten muss. Für Sie wird es gut sein, wenn Sie einige Tage lang den Niedergeschlagenen spielen und sich möglichst wenig in der Öffentlichkeit sehen lassen. Aber sobald sich die Frage erhebt, wer der Kommandant der BASIS sein soll, müssen Sie wieder an Ort und Stelle sein. Nämlich dort, wo die Entscheidung getroffen wird.«
»Sie wollen, dass ich den Befehl über die BASIS übernehme?«
»Genau das will ich. Die BASIS bietet die Möglichkeit, unsere Ziele rasch umzusetzen. Es ist unerlässlich, dass wir sie so bald wie möglich in Besitz bekommen!«
Das war der Augenblick der Entscheidung, auf den Payne Hamiller gewartet hatte. Er war gekommen, um sich ein für alle Mal von Boyt Margor loszusagen. Die Unterredung hatte einen vielversprechenden Anfang genommen.
Aber nun, da es an der Zeit war, dass er Margor die Meinung sagte, hatte er keine Kraft mehr dazu. Er unterlag dem unheimlichen Einfluss des Mutanten. Wie gebannt starrte er Margor an, und je länger er starrte, desto geringer wurde seine Widerstandskraft.
Schließlich senkte der Wissenschaftler den Kopf. »Alles wird so geschehen, wie Sie es wünschen, Margor«, sagte er devot. Dann wandte er sich um und ging.
»Es gibt keinen ›Fall Hamiller‹!«, erklärte Julian Tifflor. »Der Mann ist für mich über jeden Zweifel erhaben. Allerdings gibt es zwei seltsame Umstände, die im Zusammenhang mit dem sogenannten Fall Hamiller aufgetreten sind. Diesen gilt unsere Aufmerksamkeit!«
Seine Zuhörer waren Roi Danton und Kershyll Vanne. Die Unterredung fand im Arbeitszimmer des Ersten Terraners statt. Der 28. Januar 3586 ging zu Ende.
»Welche zwei Umstände?«, erkundigte sich Danton. »Ich kenne, glaube ich, bis jetzt nur einen, nämlich dass die Warnung von einem psionisch begabten Absender stammt.«
»Was ich Hamiller noch nicht gesagt habe«, bemerkte Tifflor. »Die
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