Silberband 102 - Aufbruch der Basis
dass wir hier sind?«
Sie erreichten eine andere Brüstung, etwa fünf Meter über dem Hallenboden. Bis in diese Höhe reichte die oberste Wölbung des Transmitters. Plondfair blieb stehen. Er sah, dass ein Schwerverletzter in den Transmitter geschoben wurde. Der Mann schien das Opfer eines Verkehrsunfalls zu sein. Ein Blitz tanzte krachend durch die Spiralen des Transmitters, der Verletzte verschwand.
»Wohin bringen sie ihn? Hast du eine Ahnung?«
»Wo ich den Transmitter gesehen habe, stand die Gegenstation in einem Nebenraum«, erwiderte Verthe. »Das wird hier wohl ebenso sein.« Sie zeigte auf einen Gang, der ihnen gegenüberlag. Zwei Helfer verließen dort soeben die Halle.
»Koßjarta«, sagte Plondfair bebend, als er sah, dass mehrere Männer seine Nährmutter vom Lebenserhaltungssystem lösten und in den Transmitter schoben. Das Gefühl einer tödlichen Bedrohung kam in ihm auf.
»Nicht!«, schrie er. »Das dürft ihr nicht tun!«
Koßjarta hob den Kopf und blickte ihn an. Sie sah so elend aus, dass er kein Wort mehr über die Lippen brachte. Seine Kehle war wie zugeschnürt, obwohl er zu wissen glaubte, dass seine Nährmutter verloren war, wenn er nicht eingriff.
Plondfair flankte über die Brüstung in die Tiefe. Im gleichen Moment aktivierten die medizinischen Helfer den Transmitter. Koßjarta befand sich plötzlich inmitten von Energiewirbeln. Als der Lufke auf dem Hallenboden aufkam und einknickte, verschwand seine Nährmutter aus dem Spiralkäfig, und endlich begriff er, was Verthe gesagt hatte: »Die Gegenstation stand in einem Nebenraum.«
Bis zu diesem Moment war er davon ausgegangen, dass die Kranken zu einem anderen Hospital auf Starscho oder vielleicht gar nach Välgerspäre transportiert wurden, damit das Alles-Rad sie rettete. Doch jetzt erfasste er, dass die Männer in den hellen Umhängen eine Transmitterheilung versuchten. Die Patienten wurden von dem angeschlossenen Strukturanalysator erfasst und in ihrer atomaren Struktur identifiziert. Sie wurden von dem Transmitter als Impulswellenfront zur Gegenstation abgestrahlt. Dort wurde die Strukturanalyse, die das Krankheitsbild enthielt, mit der Schablone eines gesunden Wyngers verglichen. Die Abweichungen wurden gelöscht und durch Schablonenteile ersetzt.
Wenn der Prozess richtig gesteuert wurde, musste eine gesunde Koßjarta die Gegenstation verlassen. Hatten sich aber Fehler eingeschlichen, konnte alles noch viel schlimmer werden.
Die Mediziner eilten auf Plondfair zu, als dieser sich aufrichtete. Verthe stieß einen Schrei aus und sprang ebenfalls nach unten. Plondfair streckte die Arme aus und fing sie ab, damit sie nicht ebenfalls stürzte.
»Verschwinden Sie hier!«, rief einer der Mediziner. Plondfair streckte ihn mit einem Faustschlag zu Boden. Die anderen, die nachdrängten, stieß er schroff beiseite. Sie hatten ihm nichts entgegenzusetzen.
»Komm!« Er rannte los, mit Verthe am Transmitter vorbei und in den Gang hinein.
»Warum drehst du durch?«, fragte sie. »Du weißt noch gar nicht, wie das Ergebnis aussieht. Vielleicht wird alles gut.«
»Es sind Betrüger«, antwortete er, während sie sich einer Glastür näherten. »Sie bringen alles durcheinander. Ich begreife nicht, warum das Alles-Rad sie nicht schon längst vernichtet hat.«
Verthe blieb jäh stehen. »Du bildest dir hoffentlich nicht ein, ein Werkzeug des Alles-Rads zu sein?«
Er schüttelte den Kopf. »Daran habe ich überhaupt noch nicht gedacht. Aber vielleicht bin ich tatsächlich ein Werkzeug. Vielleicht auch nicht. Ich will nicht fragen. Das wäre zu hochmütig.«
Die Tür öffnete sich vor ihnen. Eine monströse Gestalt taumelte ihnen entgegen. Plondfair erkannte das Gesicht eines der Patienten wieder, die durch den Transmitter gegangen waren. Dieser Mann hatte kaum noch etwas Humanoides an sich.
Der Patient gurgelte halb erstickt, seine ungestalten Arme ruderten Halt suchend durch die Luft. Er näherte sich einem der Mediziner, der eine dunkelgrüne Kombination trug. In dessen Händen blitzten Strahlen auf, die den Patienten einhüllten und zu Staub verwandelten.
Plondfair stand wie erstarrt vor der Asche und blickte zu einem anderen Wesen, das über den Boden kroch. Er sah ein in unsäglichen Qualen verzerrtes Gesicht. Erneut blitzte das Strahlenfeuer auf und vernichtete das Ergebnis der versuchten Transmitterheilung.
»Koßjarta«, würgte er hervor, taumelte weiter und stürzte bewusstlos zu Boden. Verthe kniete neben ihm nieder.
»Er
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