Silberband 102 - Aufbruch der Basis
Kunststoffbahnen ausgelegt. Nirgendwo wuchsen Pflanzen. Die spiegelnden Fassaden schienen alles Lebende ausgemerzt zu haben.
Plondfair und Verthe suchten lange nach einem Eingang zu den Gebäuden, fanden jedoch keinen. Hin und wieder stießen sie auf einen Reinigungsroboter, der Schmutz auf den Plätzen und in den Durchgängen beseitigte.
»Wir müssen eine Scheibe einschlagen, wenn wir weiterkommen wollen«, sagte Plondfair schließlich.
»Damit lösen wir Alarm aus.«
»Sicher. Aber wenn wir Glück haben, erscheint nur ein Roboter und repariert den Schaden.«
Mithilfe einer Steinplatte schaffte er es, ein Fenster zu zerschlagen und in das Gebäude einzudringen. Aus sicherer Deckung heraus beobachteten Verthe und er wenig später Roboter, die tatsächlich eine neue Scheibe einsetzten, der Schadensursache aber nicht nachspürten.
Plondfair drang tiefer in das Gebäude ein und fand einen Tunnel, der es ermöglichte, zu anderen Anlagen überzuwechseln. Er ging davon aus, dass die Kryn ihn dort suchen würden, wo er eingedrungen war, und dass es ihnen schwerer fallen würde, ihn aufzuspüren, je weiter er sich von dieser Stelle entfernte.
Schließlich erreichten er und seine Begleiterin einen Raum, der an die Zentrale eines Großraumschiffs erinnerte. Bildschirmgalerien reagierten auf Plondfairs Schaltungen und zeigten umfangreiche Abbildungen.
»Wie ich vermutet habe«, versetzte er. »Von hier aus kann man alle Monde überwachen, nicht nur die zwölf Stationen des Über-das-Rad-Gehens.«
Nur auf den wichtigsten Monden schien es technische Einrichtungen zu geben. Die anderen ließen keine Spur von Besiedlung erkennen. Doch Plondfair war nicht gewillt, daraus vorschnell Schlüsse zu ziehen.
»Wer über das Rad geht, wird regelrecht auf den Arm genommen. Wir haben geglaubt, dem Alles-Rad hier besonders nahe zu sein. Aber das stimmt nicht. Die Kryn haben eine Scheinwelt geschaffen, mit der wir betrogen werden.«
»Es ist nicht deine Aufgabe, diesen Betrug aufzudecken«, erklärte die Frau. »Noch weißt du gar nichts. Ich bin davon überzeugt, dass die Kryn ebenso manipuliert werden wie wir. Sie bedienen diese technifizierte Welt, mehr nicht. Etwas anderes erscheint mir gar nicht möglich. Sicher gibt es eine Macht, die größer ist, als wir sie uns vorstellen können. Die Kryn hier auf Starscho mögen einen hohen Status in der Hierarchie der Priester haben, aber die eigentliche Macht sind sie bestimmt nicht.«
Plondfair war nachdenklich geworden, doch sein Zorn erschwerte ihm das klare Denken. »Ich möchte alles zerschlagen«, gestand er. »Und dabei herausfinden, was geschieht, wenn dieses Wunderwerk nicht mehr funktioniert und die Gläubigen und die Kryn merken, dass sie manipuliert werden.«
»Es wäre sinnlos, alles zu riskieren. Du kannst dabei nur verlieren.«
Er hob die Hand, um Verthe zum Schweigen zu bringen, weil er Stimmen hörte, die sich ihnen näherten. »Das werden wir ja sehen«, flüsterte er. »Vergiss nicht, wir sind Berufene, weil wir bestimmte Voraussetzungen mitbringen. Ich vermute, dass es gar nicht so leicht ist, Berufene zu finden, die wirklich geeignet sind.«
Blitzschnell löste er einige Verschlüsse an den Kontrolltafeln und hob die Verkleidung herunter. Verthe deutete auf mehrere Bauteile, die sich leicht herauslösen ließen. Er griff in die Anlage und zerstörte sie, indem er etliche dieser Teile herausriss.
Die Stimmen wurden lauter. Irgendwo heulte eine Alarmsirene auf.
Plondfair kannte sich so gut in der Technik aus, dass er wusste, an welchen Stellen er den größten Schaden anrichten konnte. Innerhalb weniger Sekunden hatte er über die Hälfte der Überwachungs- und Steuerungsanlage lahmgelegt.
Dann flohen sie in einen seitwärts abzweigenden Gang. Türen gab es auch hier nicht, alle Räume waren offen. So konnten sie überall ausweichen und sich verstecken. Sie beobachteten, dass etwa zwanzig Kryn in die Schaltzentrale stürmten. Das ausbrechende Geschrei verriet, dass der Anschlag sie empfindlich getroffen hatte.
Zusammen liefen die beiden Berufenen eine spiralförmige Schräge abwärts bis zu einem Tunnel unter dem Gebäude und eilten hier über eine Bandstraße einige Kilometer weiter zu einem anderen Steuerungszentrum. Dabei stellten sie fest, dass sich hinter ihnen mehrere Sicherheitsschotten schlossen. Offenbar versuchten die Kryn, ihnen den Fluchtweg zu versperren, ohne jedoch genau zu wissen, wo sie sich aufhielten.
Als sie keine andere Möglichkeit
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