Silberband 102 - Aufbruch der Basis
hier zurückbleiben würde, aber das Mädchen folgte ihr beharrlich.
»Unter wessen Kommando stehen eigentlich die Mitglieder des Mutantenkorps?«, fragte Sternfeuer.
Irmina sah das Kind verblüfft an. »Das kommt darauf an«, sagte sie gedehnt. »Warum willst du das wissen?«
»Einfach so.«
»Sie unterstehen dem jeweiligen Kommandanten, und dann gibt es noch ein paar Regeln – ich kann dir das jetzt nicht alles erklären. Ich nehme an, du willst etwas Bestimmtes erfahren.«
»Nein, nein. Das war nur so ein Gedanke.«
Sternfeuer wechselte das Thema. Irmina gab nur mehr einsilbige Antworten und hing ihren Gedanken nach. Sie wusste nicht, warum sie gebeten worden war, in einen Konferenzraum im Mittelteil der SOL zu kommen. Das Mädchen verschwand mit einem geradezu verblüffenden Tempo, als es neben Irmina den Zugang erreicht hatte.
»He!«, rief Joscan Hellmut, der fast mit Sternfeuer zusammengeprallt wäre. »Bleib stehen!« Aber die Kleine verschwand bereits in der nächsten Einmündung.
»Kennen Sie das Kind?«, fragte Hellmut aufgeregt.
»Flüchtig«, erwiderte Irmina.
»Ich könnte mich irren, aber dieses Gesicht … Vor einer Stunde bin ich schon über sie gestolpert. Sie hockte in einer dunklen Ecke, und zufällig sah ich ihr Gesicht. Es war blutüberströmt. Ich zog sie ins Helle und sah einen Riss über der rechten Schläfe. Natürlich rief ich einen Medoroboter. Dabei habe ich sie für einen Augenblick aus den Augen gelassen. Als ich mich wieder umdrehte, lief sie weg. Ich rief sie an, sie sah sich um – und da war ihr Gesicht wieder sauber, und von einer Verletzung gab es keine Spur. Wissen Sie, solche Scherze finde ich gar nicht lustig!«
»Das war bestimmt eine andere. So etwas passt nicht zu Sternfeuer.«
»Heißt sie so?«
Die Mutantin nickte. »Sie würde nie derart verantwortungslos handeln«, sagte sie energisch. »Sie haben sich geirrt.«
Hellmut schien davon nicht sehr überzeugt zu sein. Er schaute immer noch den Gang entlang, während Irmina an ihm vorbei den Saal betrat.
Kanthall war mit seinen engsten Mitarbeitern von der BASIS herübergekommen. Fasziniert beobachtete die Mutantin Kershyll Vanne, das Konzept. Am liebsten hätte sie Vanne auf der Stelle untersucht. War es wirklich denkbar, dass sieben Bewusstseine sich diesen Körper teilten, ohne dass es zu organischen Veränderungen kam?
»Nimm den armen Kerl nur nicht aus Versehen auseinander«, sagte jemand neben ihr.
Sie sah auf und lächelte Geoffry Waringer an. Dann entdeckte sie die kalte Tabakspfeife, die er unruhig zwischen den Fingern drehte. »Du machst dir Sorgen«, stellte sie fest.
»Wundert dich das? Ich fürchte, Perry ist drauf und dran, einen großen Fehler zu begehen.«
»Warum?«
»Weil die Bewohner dieser Galaxie vielleicht nicht so sensibel sind, wie er annimmt. Schon ihre technischen Errungenschaften sprechen dagegen. Was wir durch die Fernortung über ihre Schiffe erfahren haben, ist eindeutig. Sie sind weiter als wir – und da sollen sie vor zwei Riesenschiffen Angst haben?«
»Darüber streiten sich die Experten«, bemerkte Irmina. »Bark Mun-Yang ist fest davon überzeugt, dass diese Fremden ausgesprochen zweideutige Wesen sind.«
»Mun-Yang?«
»Er ist Kosmopsychologe und gehört zu den Terrageborenen. Er hat die Schiffsbewegungen in Tschuschik analysiert.«
»Es scheint in der SOL keinen einzigen Menschen zu geben, der in diesen Tagen etwas anderes tut.«
»Mit dem Unterschied, dass Bark etwas herausgefunden hat. Die Fremden scheinen kein Interesse zu haben, sich außerhalb von Tschuschik umzusehen. Bark meint, eine so ausgeprägte kosmische Nabelschau wäre nicht normal.«
»Welche Erklärung hat er sich zurechtgelegt?«
»Das Verhalten der Fremden könnte darauf hinweisen, dass sie noch relativ primitiv sind und dazu neigen, sich selbst für den Mittelpunkt des Universums zu halten.«
»Unsinn. Diese rätselhafte Frau, die dem armen Roi den Kopf verdreht hat, ist sicher nicht zu Fuß von hier bis nach Terra marschiert.«
»Darum meint Bark auch, sie könnten ebenso gut den Zenit ihrer Entwicklung schon hinter sich gelassen haben.«
»Ein altes Volk«, murmelte Waringer nachdenklich. »Ich weiß nicht, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass auch das nicht den Kern der Wahrheit trifft.«
»Es gibt noch eine Möglichkeit, und die gefällt mir gar nicht. Bark glaubt, Parallelen zu den Hulkoos und anderen manipulierten Völkern zu erkennen.«
»Das alles entnimmt er den
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