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Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen

Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen

Titel: Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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»Cainstor hat sich mit Freunden auf den Weg zum Rededom gemacht. Dort will er ihnen Geschichten aus der fernen Vergangenheit erzählen, wie ich gehört habe.«
    Tarmair stutzte. Cainstor, dem das LARD übelwollte, auf dem Weg zum Rededom? Der Dom fasste an die hundert Leute. Cainstor wusste entweder nichts davon, dass er in Ungnade gefallen war, oder seine Kühnheit grenzte an Übermut.
    Der Dom, ein rundes Gebäude mit kuppelförmigem Dach, stand in der Mitte der Siedlung. Die Straße machte eine kreisförmige Ausbuchtung, sodass der Dom wie von einem weiten Platz umgeben zu sein schien. An dessen Rand befanden sich Vergnügungsstätten und kleinere Trinkhallen.
    Als Tarmair sich einer der großen Eingangstüren des Domes näherte, hörte er von drinnen eine kräftige Stimme. Er öffnete die Tür einen Spalt weit und schlüpfte hindurch. Etwa fünfzig Menschen, zumeist ältere, saßen auf den ringförmig angeordneten Bänken und hörten dem Mann zu, der im Mittelpunkt des Kuppelraums auf einem Podium stand und mit lauter Stimme redete. Ja, das war Cainstor: nicht ganz fünf Fuß groß, fettleibig und mit jenem fahlen Schimmer im silbernen Haar, der das fortgeschrittene Alter anzeigte. Wer Cainstor reden hörte, der mochte kaum glauben, dass er für gewöhnlich an Atemnot litt und keinen längeren Satz aussprechen konnte, ohne zwischen den Worten mehrmals Luft zu holen.
    Niemand schien Tarmairs Eintritt bemerkt zu haben, auch der Redner nicht. Tarmair achtete auf jedes Wort, das Cainstor sagte.
    »… in der Vergangenheit liegt der Schlüssel zu allen Rätseln, die uns umgeben. Ich rufe euch zu: Die Alten haben mehr gewusst, als wir heute wissen! Und ich werde auch gleich den Beweis antreten, dass es wahr ist, was ich sage. Wie oft geht euch ein altes Lied durch den Sinn? Wie oft summt ihr Worte, deren Bedeutung ihr nicht kennt? Wer von euch hat nicht schon diesen Vers gehört? Heimtückisch, still schleicht die Nacht, doch Sternenlicht bricht der Finsternis Macht …
    Jetzt frage ich euch: Was ist die Nacht? Was ist Sternenlicht? Es gibt viele Erzählungen und Lieder, in denen die Nacht eine Rolle spielt, und ich habe alle zusammengetragen, deren ich habhaft werden konnte. Es scheint, dass die Nacht den Gegensatz zum Tag bildet. Tag und Nacht wechseln einander ab. Der Tag ist hell, die Nacht ist finster. In der Nacht ist der Himmel schwarz bis auf die Lichtpunkte von Sternen, die daran zu haften scheinen. Die Quellen, welche die Nacht und die Sterne beschreiben, sind zu vielfältig und zu unterschiedlich, als dass einer kommen und behaupten könnte, das sei alles eine lächerliche Erfindung von jemandem, der nicht richtig im Kopf sei.
    Es gab einst eine Nacht, einen Wechsel von Helligkeit und Dunkelheit. Es gab einst Sterne. Aber wo sind sie geblieben? Was hat unsere Welt so verändert, dass wir die Nacht und die Sterne nicht mehr kennen?
    Ich will euch sagen, was ich glaube: Nichts hat sich an unserer Welt verändert. Unsere Welt Quostoht war immer so, wie sie heute ist. Aber unsere Vorfahren, die diese Lieder dichteten und ihre Erzählungen aufschrieben, lebten nicht auf Quostoht. Sie lebten auf anderen Welten. Irgendwann in ferner Vergangenheit sind sie von ihren Welten nach Quostoht gebracht worden, und seitdem gibt es die Nacht und die Sterne nur noch in den Legenden.«
    Tarmair hatte das Bedürfnis, sich die Ohren zuzuhalten. War der Alte von Sinnen? Wusste er nicht mehr, dass es ein Frevel schwerster Art war, den Begriff ›Welt‹ in der Mehrzahl zu gebrauchen? Und was sollte das Geschwätz von anderen Welten, wenn jedermann wusste, dass es doch nur eine einzige Welt gab: Quostoht.
    Tarmair schlich so vorsichtig hinaus, wie er gekommen war. Verwirrt, ärgerlich und niedergeschlagen machte er sich auf den Rückweg. Er hatte schnell entschieden, dass Cainstors Übeltaten eine besondere Vorgehensweise erforderten. Es hätte wenig Zweck gehabt, den Alten vor seinen Zuhörern lächerlich zu machen. Cainstor wäre zum Schweigen gebracht worden, aber die Zweifel hätten sich ausgebreitet.
    Er musste mit dem Ketzer unter vier Augen reden. Womöglich war der Alte schwachsinnig geworden und erkannte schon nicht mehr, was er tat.
    Morgen – sobald die Arbeit begann – würde Tarmair sich auf den Weg zu Cainstor machen.
    Am Morgen brummte Tarmairs Kopf von dem Schnaps, den er vor dem Einschlafen getrunken hatte. Aber das passte so recht zu seiner Stimmung. Er scheute sich vor dem Gang zu Cainstor. Er empfand

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