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Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen

Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen

Titel: Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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seltsame Veränderung ging mit Raylto vor sich. Er bewegte sich nicht vom Fleck, aber seine Gestalt war in fließender, wabbelnder Bewegung, als hätte sich die Substanz des Asogenen-Körpers endgültig in Flüssigkeit verwandelt, die von der Montur nicht mehr zusammengehalten werden konnte. Die Waffe fiel zu Boden, der Armstummel verschwand. Raylto sank in sich zusammen.
    Tarmair trat vor, hob das Rohr auf und richtete es auf den Asogenen. Er wusste nicht mit dem Gerät umzugehen, aber er sah den kleinen Hebel, der vermutlich als Auslöser diente.
    »Du wirst niemanden mehr umbringen!«, sagte er kalt.
    »Das böse Aaaauuuu…«, schrie Raylto und verstummte mit einem gurgelnden Geräusch. Er zerfloss vollends. Die graue Montur sank zu Boden und wurde zu einem runden, flachen Gebilde, das noch eine Weile zuckte, bis es endlich zur Ruhe kam.
    Fassungslos hatte Tarmair den Vorgang verfolgt. Er stieß das graue Gebilde mit dem Fuß an. Es wabbelte ein wenig, und ein übler Geruch stieg auf, von dem der ehemalige Spötter sich mit Ekel abwandte.
    Es gab keinen Zweifel: Raylto war tot. Tarmair wusste nicht, was seinen ehemaligen Diener umgebracht hatte. Allein seine Drohung mit dem bösen Auge kam dafür nicht in Betracht. Schließlich wusste er nicht einmal, was ein böses Auge war. Er hatte nur seine Mutter davon reden hören, als er noch ein kleines Kind gewesen war – bevor sie ihn ins Kinderland brachten.
    Raylto konnte nicht an etwas gestorben sein, was es gar nicht gab.
    Bevor Tarmair der Welt Quostoht den Rücken kehrte, testete er die erbeutete Waffe. Er richtete sie auf einen kleinen Felsblock und betätigte mit der linken Hand den hebelförmigen Abzug, während er das Rohr in der rechten Armbeuge hielt.
    Aus der Mündung schoss mit halblautem Fauchen ein feuriger Strahl hervor. Ehe Tarmair es sich versah, verwandelte sich der Felsbrocken in Lava. Erschrocken ließ der ehemalige Spötter den kleinen Hebel los. Dann aber dachte er an die Gefahren, die ihn erwarteten, packte das Rohr fester und schritt in die Höhle hinein.
    Er kam gut vorwärts, solange das Tageslicht noch hinter ihm schien. Bald aber war der Höhlenmund nur mehr ein mattes Licht weit im Hintergrund, und Finsternis umfing den einsamen Wanderer. Er tastete sich voran.
    Nur ein einziges Mal verlor Tarmair den Halt, als der Gang jäh einen Knick beschrieb und danach steil abwärtsführte.
    Er war Stunden unterwegs, bevor weit vor ihm ein Licht aufleuchtete. Nach wie vor führte der Stollen in die Tiefe.
    Das Licht wurde heller. Es kam aus einer Quelle in der Decke, und es gab mehrere solcher Quellen. Sie waren hintereinander aufgereiht. Als Tarmair nahe genug kam, erschienen sie ihm wie eine endlose Reihe von Lichtpunkten, die hinab bis in die tiefsten Tiefen führten.
    Er blieb stehen und sah sich um. Diese Wände bestanden nicht mehr aus Fels, sondern aus einem grauen, matt schimmernden Material, das sich kühl und hart anfühlte. Aus demselben Stoff bestanden auch der Boden und die Decke. Der Stollen hatte einen regelmäßigen rechteckigen Querschnitt. Er war etwa vier Meter breit und wenigstens zweieinhalb Meter hoch.
    Tarmair hatte, seitdem er mit Cainstor zusammen war, keine Gelegenheit gehabt, den Alten über seine Beobachtungen in dem Land hinter dem Ende der Welt zu fragen. Aber er erinnerte sich, dass Cainstor den Leuten in Westend die fremde Welt genau so beschrieben hatte, wie sie sich ihm nun darbot: aus Metall bestehend, mit atembarer Luft, mit Licht und Wärme. Es war wirklich warm hier unten. Oben, am Eingang der Höhle, hatte Tarmair hingegen erbärmlich gefroren.
    Tarmair war lange unterwegs. Die Unterwelt zeigte sich eintönig: stets dieselben grauen Wände, immer die endlose Kette der Lichtquellen über ihm. Einmal machte er Pause und schlief mehrere Stunden. Danach machte er sich sofort wieder auf den Weg. Die Neugierde trieb ihn vorwärts – ebenso die Sorge um Cainstor. Noch hatte er keine Spur des Alten gefunden, und der Stollen verlief geradlinig, ohne Verzweigung und stets mit derselben steilen Neigung, an die Tarmair sich mittlerweile so gewöhnt hatte, dass er sich fragte, ob er jemals wieder bequem auf ebenem Boden würde gehen können. Es waren die Länge der Strecke und die Anstrengung des Marsches, die ihn mit Sorge erfüllten. Er fühlte sich durstig, hungrig und erschöpft, und er fragte sich, wie der alte Cainstor diese Strapazen ertragen sollte.
    Viele Stunden vergingen, bis die Welt um den einsamen Wanderer

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