Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen
Teil verkleidet waren. Er schüttelte das Gebilde aus, sodass es bis auf den Boden reichte, und es entpuppte sich tatsächlich als ein wenig grobmaschiges Netz.
»Was willst du damit anfangen?«, fragte Demeter.
»Ich werde es dem Blechkerl überwerfen, wenn er uns wieder mit Essen versorgt. Ich habe den Eindruck, dass der Roboter nicht besonders kräftig ist. Er wird das Netz hoffentlich nicht sofort sprengen können. Mittlerweile verschwinden wir durch das offene Schott.«
Demeter war zu sehr mit ihren Gedanken beschäftigt, als dass sie Anstalten gemacht hätte, Plondfair den kurzen Dialog zu übersetzen.
»Woher hast du das Zeug?«
Hytawath lächelte. »Als wir gefangen wurden, habe ich mich hier umgesehen. Dabei fand ich die lose Deckenplatte. In dem Hohlraum über der Decke gibt es eine Menge Drahtleitungen. Keine Ahnung, wie alt sie sind, aber ein paar davon waren recht brüchig. Ich suchte mir die richtigen zusammen.«
»Ich habe dich nie an dem Netz arbeiten sehen.«
»Weil ich dich nicht verunsichern wollte.« Borl grinste. »Außerdem beantworte ich nicht gern Fragen, wenn ich am Arbeiten bin. Ich habe immer gewartet, bis ihr schlieft.«
»Es scheint, wir haben oft geschlafen, während du an unsere Flucht gedacht hast«, sagte Demeter.
Borl winkte ab. »Das ist so meine Art. Ich lasse mich nicht gern einsperren.«
Er sprang vom Rand der Schüssel herab. Oben kippte die lose Deckplatte polternd auf die Öffnung.
Plondfair redete jetzt auf Demeter ein. Als er geendet hatte, übersetzte die Frau. »Er möchte wissen, was du vorhast. Plondfair glaubt nicht, dass die Flucht gelingen wird.«
»Frag ihn, warum er so skeptisch ist!«, verlangte Borl.
Plondfair sprach in kurzen, abgehackten Sätzen. Demeter übersetzte. Der Lufke hatte viel zu sagen, unter anderem, dass der Roboter das Produkt einer überlegenen Technik sei. Diese Maschine mit einem primitiven Netz handlungsunfähig machen zu wollen erschien ihm lächerlich. Wo sollte das Netz befestigt werden? Der Roboter würde es sofort wahrnehmen, sobald sich das Schott öffnete. Außerdem würde er die Drähte zerreißen wie Spinnenfäden und danach über die Gefangenen herfallen. Die Strafe würde wahrscheinlich der Tod für alle drei sein.
Borl nickte, nachdem er die Übersetzung gehört hatte. »Das ist mir klar«, sagte er zu Demeter. »Aber ich habe das Gefühl, dass dein Freund noch etwas anderes auf dem Herzen hat. Frage ihn danach!«
Demeter fragte, und Plondfair antwortete mit wenigen Worten.
»Er erinnert dich an das Bildgerät; unser Gefängnis wird ständig beobachtet. Wir haben keine Chance!«
Mit einem entwaffnenden Grinsen starrte Borl die schöne Frau an. »Ist das alles? Weiter weiß Plondfair nichts zu sagen?«
»Ist das nicht genug?«, antwortete Demeter verblüfft.
»Auf keinen Fall!«, rief Hytawath. »Er fürchtet, dass es das Alles-Rad selbst ist, das über die Wand zu uns spricht, nicht wahr? Womöglich hat er sogar recht. Auf jeden Fall handelt es sich um einen Burschen, der genau weiß, was er will.«
»Was meinst du damit?«
»Wer immer uns hier gefangen hält, er rechnet sogar damit, dass wir einen Ausbruchsversuch unternehmen werden. Er beobachtet, wie Plondfair sagt, jede unserer Bewegungen. Aber er wird uns nichts in den Weg legen – nichts außer dem Roboter, der den Proviant bringt. Wenn wir den Blechkerl überwältigen, wird er uns ziehen lassen.«
Demeter brauchte eine Zeit lang, um diese Äußerung zu verarbeiten.
»Du willst fliehen, obwohl du weißt, dass wir beobachtet werden?«, stieß sie plötzlich hervor. »Und du glaubst wirklich, das Alles-Rad wird uns einfach laufen lassen?«
»Es sieht nicht so aus, als könnten wir in dieser Umgebung endlos laufen. Wir befinden uns wahrscheinlich in einem geschlossenen System, das von diesem Alles-Rad beherrscht wird. Mit anderen Worten: Wir können ohnehin nicht fort.«
»Warum fliehen wir dann?«
»Weil der Bursche in seinen Überlegungen einen Fehler haben könnte. Ich bin überzeugt, er lässt uns entkommen, um uns zu testen. Weil er glaubt, dass er uns jederzeit wieder einfangen kann. Wir werden ihm beweisen, dass das nicht so einfach ist. Irgendwo müssen wir einen Haken schlagen, den er nicht vorherberechnen kann. Vergiss nicht, dass Hilfe in der Nähe ist!«
Nach etwa zwei Stunden war der Brei in der großen Schüssel einigermaßen hart geworden. Borl breitete die Jacke seiner lindgrünen Montur mit der Innenseite nach oben auf dem Boden aus.
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