Silberband 105 - Orkan im Hyperraum
scheint es ihnen doch zu gehen.«
»Abwarten«, riet Kanthall. »Wir erleben erst den Anfang, eine erste Reaktion auf das, was Yaal ihnen verkündet hat. Die Euphorie wird schnell verfliegen. Ich bin gespannt, was die Solaner sich als Nächstes ausdenken.«
»Ich nicht. Überhaupt könnte ich darauf verzichten, mir dieses Drama anzusehen. Ich wünschte, Perry wäre schon wieder da, um diesen Narren Vernunft beizubringen.«
Ob Gavro Yaals Behauptung die Wahrheit traf, auf dem Umweg über die Ansken dafür gesorgt zu haben, dass Rhodan und seine Begleiter in Kürze gesund und munter zurückkehren könnten, darüber herrschte Unsicherheit bei allen Beteiligten. Bull hätte nur zu gerne daran geglaubt, dass die Gefahr tatsächlich gebannt war. Doch er wusste aus bitterer Erfahrung, dass man an einen Sieg erst dann denken durfte, wenn man ihn bereits hinter sich hatte.
Seit vielen Jahren warteten die SOL-Geborenen darauf, dass das gewaltige Schiff endlich ihnen allein gehörte. Dass Terraner die SOL erbaut hatten, zählte in ihren Augen kaum.
»Eines Tages wird es auch an Bord der BASIS Menschen geben, die glauben, ohne Planeten auskommen zu können«, sagte Kanthall nachdenklich.
»Wir werden verhindern, dass es noch einmal so schlimm wird!«, widersprach Reginald Bull energisch. »Immerhin sind wir lernfähig.«
Kanthall nickte schwach. »Sicher«, murmelte er.
Zum gleichen Zeitpunkt trafen zwei Männer zusammen, die beide zu den SOL-Geborenen gehörten, jedoch völlig entgegengesetzte Standpunkte zu vertreten schienen.
»Was Sie da machen, ist glatter Wahnsinn!«, sagte Joscan Hellmut zu Gavro Yaal. »Sie sollten vorsichtiger mit Ihren Worten umgehen. Die Solaner glauben Ihnen und bereiten sich in jeder Weise darauf vor, die SOL vollständig zu übernehmen.«
»Womit sie genau das tun, was ohnehin geschehen muss«, entgegnete Yaal gelassen. Wer ihn sah, konnte unmöglich verstehen, warum er einen so großen Einfluss auf die Bewohner der SOL ausübte. Yaal war eher unscheinbar, der Prototyp eines Menschen, den man nach einem kurzen Blick sofort wieder vergaß. Er wirkte nicht wie ein Fanatiker oder ein Weltverbesserer, nicht einmal wie jemand, der nach Macht strebte. Paradoxerweise machte ihn gerade seine fehlende Auffälligkeit gefährlich.
Yaal war kein Scharlatan. Wenn er sagte, dass er die Freiheit für alle SOL-Geborenen erreichen wollte, dann meinte er das wörtlich. Er hatte überhaupt keine Ambitionen, sich etwa selbst an die Stelle der Schiffsführung zu setzen oder andere Vorteile für sich herauszuschlagen.
»Bevor Rhodan nicht zurückkehrt, gehört die SOL nicht uns, sondern den Terranern«, sagte Hellmut. »Es ist leichtsinnig und verantwortungslos, schon jetzt Veränderungen vorzunehmen, mit denen wir uns ins Unrecht setzen. Was, wenn Rhodan es sich anders überlegt?«
»Er wird sich hüten, denn dann bekäme er den Zorn der Solaner zu spüren«, versicherte Yaal grimmig.
»Triftige Gründe könnten es ihm unmöglich machen, sofort auf die SOL zu verzichten.«
»Die BASIS ist technisch weit besser ausgerüstet, und sie bietet den Terranern mehr Platz, als überhaupt benötigt wird. Wozu sollte da die SOL noch dienen?«
»Sie scheinen den Wert unserer Heimat nicht sehr hoch einzuschätzen«, versetzte Hellmut spöttisch.
»Falsch. Die SOL ist für mich die Welt an sich, und das meine ich wörtlich. Aber ich versuche, die Angelegenheit ebenso aus der Sicht der Terraner zu betrachten …«
»Ich merke es.«
»Lassen Sie mich ausreden! Niemand wurde gezwungen, die SOL zu verlassen. Wie erklären Sie es sich, dass trotzdem alle Terraner zur BASIS übergesetzt haben?«
»Es gibt Ausnahmen.«
»Bull und Kanthall … Die beiden wären viel lieber drüben bei ihren Freunden.«
»Damit haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen«, stellte Hellmut bitter fest. »Denn wir sind offensichtlich nicht die Freunde der Terraner, obwohl sie unsere Eltern sind. Yaal, seien Sie kein Narr. Auch nach hundert Generationen sind wir dem Ursprung nach weiterhin Terraner, daran kann keine Macht der Welt etwas ändern. Wir können mit der SOL so weit fliegen, bis die Erde selbst in tausend Jahren für uns nicht mehr erreichbar sein wird – aber wir sind Menschen. Wir können uns von unserer Abstammung nicht befreien.«
»Das ist mir bekannt. Nicht unsere Abstammung ist das Problem, sondern die Frage, was wir aus unserem Leben machen. Lassen Sie mich einen Vergleich ziehen. Die Terraner gebrauchen so gerne
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