Silberband 105 - Orkan im Hyperraum
Sternfeuer musste schleunigst von diesem Ort verschwinden, das war richtig. Alles andere hatte mehr Zeit.
Kurz darauf saßen beide an einem kahlen grauen Tisch in einem ebenso kahlen grauen Raum. Sternfeuer trank künstlich erzeugte Milch. Sie schien den Zwischenfall mit dem Roboter vergessen zu haben, wenigstens sprach sie nicht mehr davon, und die Mutantin hütete sich, das Thema anzuschneiden.
Irmina zerbrach sich den Kopf darüber, wie sie Sternfeuer aus dieser Sache herausbringen konnte, ohne eine Katastrophe zu verursachen.
Das Mädchen war sich seiner Kräfte noch nicht bewusst. Irmina Kotschistowa schätzte, dass unter normalen Umständen noch mindestens zwei Jahre vergangen wären, bis Sternfeuer bemerkte, was da in ihr existierte. Es war aber ebenso denkbar, dass sie sich der zerstörerischen Kraft niemals bewusst wurde. Möglich, dass diese Fähigkeiten wieder verschwanden, sobald Sternfeuer aus ihrem inneren Konflikt befreit wurde. Wenn die Kraft erhalten blieb, Sternfeuer sich ihrer aber auch weiterhin nur unbewusst bediente, mussten Experten eingreifen. Andernfalls würde Sternfeuer eine ständige Gefahr bedeuten. Irmina erinnerte sich nur zu deutlich an die Kraft, die den Roboter demoliert hatte.
Sie schauderte bei der Erkenntnis, dass Sternfeuer nicht einmal besonders kräftig zugeschlagen hatte. Was in dem Mädchen hauste, konnte mehr, als einen Roboter zu zerbeulen. Die Mutantin war überzeugt davon, dass Sternfeuer die SOL buchstäblich auseinandernehmen konnte.
Sie sah das Mädchen an. Sternfeuer starrte lächelnd ins Leere. Irmina bekam eine Gänsehaut. Sie spürte etwas um Sternfeuer herum, aber es tauchten keine Bilder von schnappenden Scheren und klopfenden Hämmern auf. Der Kontakt vorhin war durch einen Zufall geschlossen worden, ebenso zufällig, wie Sternfeuers Unterbewusstsein sich mit diesem Roboter befasst hatte. Irmina war sich ziemlich sicher, dass sich diese Kraft sonst gegen weit entfernte Dinge richtete.
Der unbekannte Saboteur! Erst jetzt verstand die Mutantin in letzter Konsequenz, dass niemand anders als Sternfeuer für diese unverständlichen Zerstörungen verantwortlich war. Oder – nein, verantwortlich konnte sie dies beim besten Willen nicht nennen.
Woran mochte das Mädchen jetzt denken? Gegen welche Maschinen richteten sich die Schläge des geisterhaften Hammers?
Irmina Kotschistowa stand vorsichtig auf. Sternfeuer drehte schläfrig den Kopf.
»Bleib sitzen«, sagte die Mutantin leise. »Ich muss ein kurzes Gespräch führen. In wenigen Minuten bin ich zurück. Du wartest doch auf mich?«
Sternfeuer nickte schwach.
Irmina Kotschistowa fühlte sich erleichtert, als sie die Tür des kahlen Raumes hinter sich schloss. Neben Sternfeuer saß sie wie auf einer Transformbombe. Bis jetzt war das Kind noch nicht auf die Idee gekommen, sich mit den Menschen zu befassen, die letztlich auch für sein Dilemma verantwortlich waren.
Die Mutantin schaltete ihr Funkarmband ein.
16.
Reginald Bull reagierte sehr heftig auf die Frage, ob und wann der Saboteur Pausen bei seinem unheilvollen Treiben eingelegt hatte. »Was haben Sie erfahren?«, fuhr er die Mutantin an. »Sie wollen das doch nicht einfach nur so wissen? Also: Wer ist es?«
Irmina Kotschistowa schwieg. In dem kleinen Holo, das sich über ihrem Handrücken aufgebaut hatte, registrierte sie, dass Bull sie nervös beobachtete. Dann zuckte er die Achseln.
»Wenn Sie lieber ein Geheimnis daraus machen, Irmina, sollten Sie bedenken, dass die SOL-Geborenen mittlerweile sehr unruhig geworden sind. Falls sie den Kerl erwischen, kann niemand mehr für seine Sicherheit garantieren.«
Bull wartete. Aber die Mutantin reagierte nicht auf die unterschwellige Drohung. Schließlich seufzte er.
»Unser Unbekannter scheint gar nicht zu wissen, was Pausen sind. Darum verdächtigt man uns, wir könnten einen Roboter mit diesem Unsinn programmiert haben.«
»Dann dürfte den SOL-Geborenen doch klar sein, dass Douc Langur als Saboteur nicht infrage kommt«, sagte Kotschistowa. »Jeder weiß, dass er sich regelmäßig in seine Antigravwabenröhre zurückziehen muss.«
Bull lächelte schief. »Langur trauen die Solaner ziemlich alles zu. Aber allmählich werde ich neugierig. Wollen Sie mir wirklich nicht verraten, was Sie herausgefunden haben? Hat es mit dem Mädchen zu tun?«
Die Mutantin hatte mit dieser Frage gerechnet. Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper.
»Ich habe nur einen vagen Verdacht«, sagte sie leichthin.
Reginald
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