Silberband 105 - Orkan im Hyperraum
anhaltend gestört ist, haben wir keine andere Wahl, als diese Aufgabe selbst zu übernehmen.«
»Aber doch nicht alle«, kritisierte die Frau. »Es genügt, wenn du das übernimmst. Wir anderen gehen zum Labor zurück.«
Kolp gab sich zumindest den Anschein, als denke er über diesen Vorschlag nach. Allerdings hatte er seine Entscheidung längst getroffen.
»Wir bleiben zusammen«, sagte er unerbittlich. »Niemand weiß, was noch geschehen wird. Es ist möglich, dass der Sturm so stark wird, dass keiner von uns ihm allein widerstehen kann.«
»Hast du Angst?«, fragte Dant mit unverhohlener Verachtung.
»So ist es«, gestand Kolp ohne Scheu.
Sie setzten sich wieder in Bewegung und schlugen die Richtung zur Zentrale ein. Schon nach kurzer Zeit überlagerte ein schrilles, den Ohren schmerzendes Singen das beinahe monoton gewordene Toben. Kolp hatte den Eindruck, dass die Luft kälter wurde. Der Wind schnitt in sein Gesicht. Er neigte den Kopf und drehte sich zur Seite, aber der Druck ließ nicht nach, als würde der Sturm von allen Seiten gleichzeitig kommen. Kolp musste seinen Körper förmlich nach vorn schieben, um den Rhythmus seiner Schritte beibehalten zu können. Neben ihm verlor Farp das Gleichgewicht. Kolp hielt inne und half dem anderen wieder auf die Beine. Die Luft wirkte jetzt seltsam gläsern. Kolp hatte den Eindruck, am Beginn einer langen Röhre zu stehen, deren Ende mit einer Transparentscheibe versiegelt war, durch die er eine fremde Umgebung sehen konnte.
Jemand umklammerte seinen Arm.
»Glaubst du, dass wir die Zentrale noch erreichen können?«, fragte Nurt.
»Natürlich!«, gab Kolp verbissen zurück. Überzeugt war er nicht davon.
»Wir sollten besser Deckung suchen!«, rief Donc.
»Nein«, widersprach Kolp zornig.
Die Hauptzentrale war für ihn der Ort, an dem alle Ruhe und Sicherheit finden würden. Wenn es überhaupt noch Rettung für sie gab, dann dort. In der riesigen Halle hielt sich auch Körter Bell auf. Der Außerordentliche Kräftebeharrer und Mechanist würde wissen, wie diesem Hyperraumsturm zu trotzen war. Seltsam, dachte Kolp, niemals zuvor hatte er sich in Gedanken so auf den Anskenführer konzentriert. Das konnte kein Zufall sein. Früher, in längst vergessener Vergangenheit, hatten die Ansken sich im Augenblick tödlicher Gefahr an eine überragende zentrale Figur geklammert, das wusste er.
An eine Königin!, schoss es Kolp durch den Kopf.
Dieser Gedanke brach spontan in ihm auf und erregte ihn so stark, dass er zitterte. Plötzlich verstand er den aus der Ferne gekommenen Befehl, die Söldner des LARD zu schonen. Von irgendwoher war der Ruf einer Königin erklungen.
»Was ist mit dir los?«, rief ihm Skohn zu, denn Kolp war stehen geblieben.
»Nichts«, sagte der Führende Wissenschaftler matt.
Wenn wir eine Königin hätten …!, dachte er sehnsüchtig. Verstohlen blickte er zu Bugher Dant hinüber, die sich durch die gläserne Luft vorankämpfte.
Nein! Dant war keine Königin. Keine der weiblichen Ansken in dem vierhundert Köpfe zählenden Volk besaß die Fähigkeiten einer Königin. Kolp spürte, dass ihn diese Überlegungen in völlige Verwirrung zu stürzen drohten. Von wo aus hatte sich jene geheimnisvolle Königin gemeldet? Gab es eine Möglichkeit, zu ihr zu gelangen?
Seine Begleiter ergriffen ihn an den Armen und zerrten ihn mit sich. Er ließ es widerstandslos geschehen. Nur allmählich konzentrierten sich seine Gedanken wieder auf die Umgebung, und Brüden Kolp entsann sich der Verantwortung, die er hatte. Gleichzeitig breitete sich das Bewusstsein eines verfehlten Lebens in ihm aus. Alles, was er und die anderen bisher getan hatten, war falsch. Es konnte nicht der Sinn des Lebens sein, fremde Intelligenzen zu versklaven und einen Eroberungsfeldzug von nie gekanntem Ausmaß vorzubereiten. Er erinnerte sich an das Schicksal Konter Damms, den alle für einen Verräter gehalten hatten. Vielleicht hatte Damm aber die Wahrheit schon geahnt.
Kolp wünschte, er hätte sämtliche Zusammenhänge gekannt. Seine Vermutungen reichten nicht aus, um etwas zu unternehmen. Aber das war sicher nicht nötig. Wie sich die Dinge entwickelten, schien es, als sollten höhere Gewalten, auf die kein Anske Einfluss hatte, weitreichende Veränderungen bewirken.
Bell musste von der Existenz einer Königin wissen! Aber hatte er die richtigen Schlüsse aus diesem Wissen gezogen? Kolp bezweifelte das.
Er brauchte nur einen Blick in die Gesichter seiner Begleiter zu
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