Silberband 105 - Orkan im Hyperraum
Gerätschaften erhob sich eine Sitzgelegenheit, die offensichtlich nicht zur ursprünglichen Einrichtung gehörte.
Auf dem Sitz kauerte ein Anske. Er bewegte sich nicht.
Atlan ließ den PT-Tucker wieder sinken. »Der Bursche scheint zu schlafen«, stellte er fest. »Vielleicht ist er auch bewusstlos oder tot.«
Sie näherten sich vorsichtig. Das vierarmige Wesen war tatsächlich nicht mehr am Leben. Der Körper ließ jedoch keine Anzeichen von Gewalteinwirkung erkennen.
»Wo mögen die anderen sein?«, fragte Rhodan. »Ob sie sein Schicksal teilen?«
Atlan beugte sich über den Sitz und berührte den Ansken mit einer Hand. »Ich frage mich, wie er ums Leben gekommen sein mag.«
Rhodan gewann allmählich den Eindruck, dass sie im Begriff waren, an Dinge zu rühren, die besser im Verborgenen blieben. Er musste den Wunsch unterdrücken, hier alles unverändert zu lassen und auf der Stelle umzukehren.
Bevor er mit Atlan darüber reden konnte, hörte er ein Geräusch. Er fuhr herum und sah eine Gestalt zwischen zwei Maschinenblöcken hervortreten. Auch Atlan blickte in diese Richtung.
Die mattbraune Gestalt schien nackt zu sein. Sie war zweieinhalb Meter groß, und ihre Hände sahen irgendwie verstümmelt aus. Auf den ersten Blick hätte man denken können, dass der Fremde sehr dürr war, doch das war zweifellos ein Trugschluss.
Am auffälligsten an dieser Gestalt war ihr großer birnenförmiger Schädel. Auf der linken Gesichtsseite klaffte in Augenhöhe eine zerfetzt aussehende Höhle, in der orangerotes Feuer glühte.
»Bei Arkon!«, brachte Atlan fassungslos hervor. »Wer ist das?«
»Ahnst du es nicht?«, fragte Rhodan. »Erinnere dich an die Geschichte, die uns Bardioc erzählt hat. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass es früher zu dieser Begegnung kommen würde, obwohl ich nicht sicher war, ob er noch existieren würde.«
»Er?«, wiederholte Atlan verblüfft. »Willst du damit sagen, dass du weißt, wer das ist?«
Rhodan nickte langsam.
»Ich bin fast sicher«, antwortete er. »Das ist der Roboter, den Bardioc an Bord der PAN-THAU-RA vergessen hat. Das ist Laire!«
22.
EDEN II
Der Mann war kräftig gebaut, wirkte untersetzt und hatte dunkelbraune Haare. Seine Augen waren braungelb und erinnerten mit ihrer Farbe an Herbstlaub. Über dem kräftigen Kinn und den keineswegs schmalen Lippen saß eine scharfrückige, etwas zu groß geratene Nase. Der Mann war das Doppelkonzept Ernst Ellert/Gorsty Ashdon. Nach irdischer Zeitrechnung befand er sich bereits seit zwei Jahren auf dem Planeten EDEN II, aber für ihn war Zeit ein abstrakter Begriff.
Als er, Ernst Ellert, noch ein körperloses Bewusstsein gewesen war und den Anfang der Zeit bis zu ihrem Ende erforscht hatte, verlor sie jede Bedeutung für ihn. Jahrhunderte oder Jahrmillionen zählten nicht mehr für den, der Ewigkeiten durchlebt hatte. Doch nun besaß Ellert wieder einen Körper, den er mit dem integrierten Bewusstsein Gorsty Ashdon teilte. ES wollte das so, und ES hatte zweifellos seine Gründe dafür.
Wenn das Konzept allein war, unterhielten sich beide Bewusstseine laut miteinander.
»Ich werde die Unruhe nicht mehr los, Gorsty«, sagte der untersetzte Mann, der auf dem breiten Rand des sprudelnden Brunnens inmitten üppig blühender Vegetation saß, scheinbar zu sich selbst. »Und wie ergeht es dir? Du blockierst zu oft deine Gedanken, ich erfahre zu wenig.«
Sekunden später antwortete Ashdon mit der gleichen Stimme aus demselben Mund: »Deine Unruhe greift auf mich über, Ernst. Sie ist nicht gut. Warum antwortet ES nicht auf unsere Fragen?«
Sie hielten sich in den Meditationsräumen unter der Oberfläche des Planeten auf, in denen künstliche Sonnen für eine angenehme Temperatur und üppigen Pflanzenwuchs sorgten. Oft schon hatten sie an diesem Brunnen über die Grundlagen des Daseins philosophiert. Damit passten sie sich den gut dreißigtausend Einwohnern von Kelten-Bay an, die in diesem Bereich des halbierten Planeten EDEN II lebten.
Die ersten Monate waren für Ellert-Ashdon schwer gewesen. Nach ihrem abenteuerlichen Zusammentreffen mit Perry Rhodan auf der Glaswelt hatte ES sie nach EDEN II geführt und ihnen den Körper eines Mannes gegeben, der bis dahin ohne eigenes Bewusstsein im Hyperraum-Reservoir existiert hatte. Ein Körper bedeutete jedoch Gefangenschaft für ein freies Bewusstsein wie Ellert, das sich bisher kraft des eigenen Willens nach Belieben in Raum und Zeit bewegt hatte.
Ellert fand sich mühsam damit
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