Silberband 105 - Orkan im Hyperraum
ein Vorhang zarter Spinnweben. Bell starrte und lauschte, und die Stille schlug über ihm zusammen.
Es war, als hätte der Hyperraumsturm niemals stattgefunden, und erst als Körter Bell den Blick durch die Zentrale wandern ließ, entdeckte er die tief eingegrabenen Spuren. Wo der feurige Atem aus einer anderen Dimension sich für Sekundenbruchteile manifestiert hatte, waren Maschinen aufgebrochen und ausgeglüht. Geschwärzte Furchen gaben dem Stahl das Aussehen alten Leders. Von der Decke hingen Verkleidungen herab wie regennasse Fahnen, und rundum knisterte und knackte es.
Aber das Schiff existierte weiter. Die Wunden, die ihm der Sturm geschlagen hatte, blieben unbedeutend.
Körter Bell wollte sich aufrichten, als hinter ihm ein irritierendes Geräusch entstand. Es gehörte nicht in dieses Umfeld. Der Anske erstarrte in der Bewegung.
Irgendetwas, irgendjemand stand hinter ihm.
Die Waffe des LARD!
Sie hatten angehalten und lösten die Seile von ihren Hüften.
»Es ist vorbei«, sagte Atlan. Er war noch zu erschöpft, als dass sich die Erleichterung in seiner Stimme niedergeschlagen hätte.
Perry Rhodan blickte nach beiden Seiten in den Korridor, in dem noch Sekunden zuvor der Weltuntergang getobt hatte. »Feinter!«, rief er. »Sind Sie in der Nähe?«
Aus einer Gruppe löste sich ein Mann. Der Hyperphysiker kam auf Rhodan und Atlan zu. Er klappte seinen Helm auf. Sein Gesicht hatte etwas Unwirkliches, Verzerrtes. Auf der einen Seite war es ein menschliches Gesicht mit den Spuren der jüngsten Strapazen, auf der anderen nur noch eine starre suskohnische Maske, die bereits in Auflösung begriffen war.
Feinter bemerkte Rhodans Blicke und versuchte, das Biomolplast wieder anzudrücken.
»Haben Sie eine Erklärung für das plötzliche Ende des Sturmes?«, wollte Rhodan von dem Hyperphysiker wissen.
»Erklärungen?«, murmelte Feinter. »Sie verlangen Erklärungen? Ich kann nur vermuten, dass die Spannungen sich entladen haben, die durch die PAN-THAU-RA aufgebaut worden sind.«
»Der Sturm wird nicht wieder ausbrechen?«
»In Jahrtausenden vielleicht. Dann werden sich erneut Potenziale aufgestaut haben, die nach einem Ausgleich suchen.«
»Wahrscheinlich werden wir niemals in allen Einzelheiten erfahren, was für dieses Ereignis verantwortlich war«, bemerkte Kershyll Vanne.
Rhodan sah, dass viele Männer und Frauen erschöpft auf dem Boden kauerten. Er wusste, dass sie endlich eine Ruhepause brauchten. Später konnten sie alle den Marsch auf die Zentrale fortsetzen. Inzwischen wollte er zusammen mit Atlan und Alaska dorthin vordringen. Jeder von ihnen trug einen Zellaktivator und erholte sich deshalb schnell von allen körperlichen Strapazen.
Rhodan bat um eine kurze Lagebesprechung.
»Ich glaube, dass wir jetzt gute Aussichten haben, zu dritt in die Zentrale vorzudringen«, sagte er. »An den Ansken kann der Sturm nicht spurlos vorübergegangen sein. Ich nehme an, dass sie noch völlig verwirrt sind. Vielleicht haben sie sogar die Flucht ergriffen und sich irgendwo verkrochen.«
Es wurde beschlossen, dass die Hauptgruppe den drei Männern nach einer Stunde folgen sollte.
Als Rhodan, Atlan und der Transmittergeschädigte aufbrechen wollten, erschienen vier Gestalten in einiger Entfernung.
»Das sind Fellmer, Walik, Plondfair und der Roboter«, stellte Atlan fest. »Ich hätte sie beinahe aufgegeben.«
Die Begrüßung verlief kurz. Lloyd erstattete einen knappen Bericht.
»Wir haben gesehen, dass die Ansken tatsächlich mit den Sporen experimentieren. Dabei scheinen sie allmählich große Fortschritte zu erzielen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie eine schlagkräftige Armee hochintelligenter Biophore-Züchtungen aufgestellt haben werden.«
»Ich glaube nicht, dass die Ansken ihre Experimente fortsetzen können«, sagte Rhodan. »Der Sturm hat die Gegebenheiten an Bord drastisch verändert.«
»Glaubst du das wirklich?«, fragte Atlan skeptisch. »Schau dich doch um! Der Sturm hat kaum Spuren hinterlassen, es gibt allen Befürchtungen zum Trotz nur geringfügige Zerstörungen. Die Ansken werden damit sicher spielend fertig.«
»Wir dürfen nicht nur von den äußeren Veränderungen ausgehen«, hielt Rhodan dem Freund entgegen. »Ich denke, dass dieses Ereignis psychische Auswirkungen haben wird, die sich noch gar nicht überblicken lassen.«
»Vielleicht können wir von Augustus erfahren, was sich in der Zentrale abspielt«, warf Walik Kauk ein. »Er hat mit dem Schaltelement des LARD
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