Silberband 105 - Orkan im Hyperraum
Worte. Ellert glaubte einen Zug des Unmuts über Bachos Gesicht huschen zu sehen. Er beschloss, Bärli bei Gelegenheit einige Fragen zu stellen.
Nach dem Essen ging er im Garten spazieren, aber der Roboter ließ sich nicht sehen. Vielleicht hatte er von seinem Herrn entsprechende Anweisungen erhalten. Erst später, als er sein Zimmer aufsuchte, brachte ihm Bärli noch ein Gefäß mit Fruchtsaft.
»Bärli, kannst du mich verstehen?«
Der komisch wirkende Roboter blieb stehen.
»Ja, ich verstehe dich«, brummte er.
»Du stammst aus Kantrov?«
Bärli war nicht zum Lügen programmiert, und sein Speicher war auch nicht gelöscht worden.
»Ja, ich stamme von dort.«
»Bacho nahm dich mit?«
»Er fand mich weit von Kantrov entfernt in einem verlassenen Gebiet, als meine Energie erschöpft war. Er brachte mich hierher, und ich diene ihm.«
»Wie sah es in Kantrov aus, als du dort weggegangen bist?«
»Anders als hier, Herr. Viele Maschinen, viele Roboter, große Häuser und riesige unterirdische Anlagen.«
»Auch Raumschiffe?«
»Wenn es Raumschiffe gibt, dann habe ich sie nicht gesehen.«
»Vielleicht in den unterirdischen Anlagen?«
»Ich war nie dort.«
Ohne ein weiteres Wort verließ der Roboter den Raum.
Ellert rief ihn nicht zurück. Er hatte mehr als genug erfahren. Siebenhundert Kilometer Fußmarsch lagen vor ihm. Hoffentlich hielt der Körper das durch. Aber es war zum Glück ein kräftiger und widerstandsfähiger Körper.
Also brechen wir endgültig morgen auf?, fragte Ashdon. Glaubst du, dass wir Erfolg haben werden?
Keine Ahnung. Aber alles, was wir über Kantrov hörten, klingt vielversprechend. Wenn es auf EDEN II überhaupt noch ein Raumschiff gibt, dann in Kantrov.
Ich teile deine Meinung. Bärli war sehr mitteilsam, ganz im Gegensatz zu Bacho. Warum ist der so störrisch?
Er will nur, dass ich hierbleibe.
Die beiden Bewusstseine tauschten noch Gedanken und Vermutungen aus, bis der Körper eingeschlafen war.
23.
Den ganzen Tag über wanderte Ellert-Ashdon noch durch das Gebiet von Sphäro. Hin und wieder hielt er an und führte Gespräche, aber alle verliefen ergebnislos.
Die hypnotisierende Wirkung der Sphärenklänge verstärkte sich gegen Mittag. Dann aber, als die letzten Häuser hinter dem Konzept zurückblieben, schwächte sich die Wirkung merklich ab, bis sie endgültig verschwand. Die Musik verstummte, als der blasse Schein der Sonne von Sphäro unter den Horizont sank.
Was blieb, war die eintönige Zwielichtdämmerung eines sonnenlosen Gebiets ohne Tag und Nacht. Die Hügel waren flacher geworden, der Wald hatte sich in Buschgruppen und dürres Gehölz verwandelt. Eine reizlose Landschaft ohne Anziehungskraft, aber wenigstens keine Sphärenklänge mehr.
»Dieser ewige Rhythmus fing an, mich verrückt zu machen«, gestand Ashdon. »Gleichzeitig gewöhnte ich mich daran. Das klingt unlogisch, oder?«
»Nichts daran ist unlogisch, Gorsty. Die Gewöhnung verrät nur, dass du allmählich unter den Einfluss der Klänge geraten wärest. Mir erging es ein wenig besser, weil du die Hauptlast der Abwehr getragen hast.«
»Was wäre passiert, wenn wir länger geblieben wären?«
»Ich nehme an, das Lebensziel der Sphäronen hätte uns immer besser gefallen. Und die Hilfe für ES wäre in Vergessenheit geraten.«
Mechanisch setzte der Mann einen Fuß vor den anderen und überwand die ersten Ermüdungserscheinungen. Der starke Wille beider Bewusstseine lenkte den Körper.
Siebenhundert Kilometer! Eine lächerliche Entfernung für einen Ernst Ellert, der es gewohnt gewesen war, als energetischer Impuls von Galaxie zu Galaxie zu eilen. Doch diese siebenhundert Kilometer mussten Schritt für Schritt überwunden werden. Zehn Tage würde es dauern, wenn der Körper das Tempo durchhielt. Ruhepausen mussten eingelegt werden, mochte die Zeit auch noch so drängen. Falls der Mann zusammenbrach, konnte ihn nichts so schnell wieder auf die Beine bringen.
Was würde geschehen, wenn er vor Erschöpfung starb? Ellert fragte sich, ob er und Ashdon dann wieder frei sein würden.
Das war ein verführerischer Gedanke, den er schnell zu unterdrücken versuchte. In erster Linie deshalb, weil er die Antwort nicht kannte. ES hatte ihm und Ashdon diesen Körper zur Verfügung gestellt und dafür gesorgt, dass die beiden Bewusstseine ihn nicht verlassen konnten, wenigstens nicht, solange der Körper lebte.
Und wenn er starb …? Schon wieder die Versuchung. Ellert verdrängte sie mit Nachdruck und war
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