Silberband 105 - Orkan im Hyperraum
stöhnte.
»Das ist die schlimme Wahrheit. Die Schmerzen, die Sie zweifellos empfinden, werden höchstwahrscheinlich schon von dem Wurzelgeflecht verursacht, nicht etwa von dem sterbenden Fragment.«
»Mein Gott«, murmelte der Maskenträger.
»Der Zellaktivator kann Ihnen in dieser Situation nicht helfen, Kasaidere. Sie wissen ja, dass Sie gegen einen gewaltsamen Tod nicht gefeit sind.«
»Gibt es überhaupt eine Rettung?«
»Wir müssen eine Möglichkeit zur Revitalisierung des Cappinfragments finden. Zweifellos hängt sein Zustand mit dem mentalen Druck zusammen, der von den Quanten ausgeht.«
Saedelaere hatte Mühe, seine Gedanken zusammenzuhalten. Er fürchtete den Tod nicht, aber er wollte nicht auf derart qualvolle Weise ums Leben kommen.
»Einmal ist es mir gelungen, den Organklumpen an ein anderes Wesen weiterzugeben«, brachte er stockend über die Lippen. »Das war ein Schwarmgötze. Aber dieser Begriff sagt dir sicher nichts.«
»Ich weiß, was ein Schwarmgötze ist«, widersprach Augustus. »Ich habe die Geschichte studiert, und mir ist bekannt, dass der Schwarm mit seinen Besonderheiten breiten Raum darin einnimmt.«
»Lass es gut sein«, sagte Saedelaere grimmig.
Augustus-Nimroff hob abwehrend beide Arme. »Ich fange lediglich an, laut nachzudenken. Wir müssen die Zellmasse in Ihrem Gesicht gegen die Quantenstrahlung immunisieren, damit sie sich erholen kann. Oder wir müssen sie wiederbeleben.«
»Das eine scheint mir so unmöglich wie das andere.«
Der Roboter antwortete nicht sofort. Für Saedelaere war es ziemlich unwahrscheinlich, dass Augustus eine Lösung des Problems finden würde. Trotzdem war der Ka-zwo im Augenblick seine einzige Hilfe.
»Vielleicht sollte ich umkehren«, sagte der Transmittergeschädigte nachdenklich. »Ich könnte versuchen, die Blasse Grenze zu erreichen und nach Quostoht zurückzukehren. Dort würde sich das Fragment wahrscheinlich erholen.«
»Wir beide allein hätten kaum eine Chance, das im Normalraum verbliebene untere Dreizehntel des Schiffes zu erreichen. Wir kennen die Lücken nicht, durch die die Malgonen nach Quostoht einsickern. Also müssten wir einen der Tunnel suchen und benutzen. Aber wie, glauben Sie, würde das LARD auf unsere Flucht reagieren?«
Alaska sah ein, dass der Roboter recht hatte. Eine Rückkehr war vorerst ausgeschlossen. Heftige Schmerzen im Gesicht erinnerten ihn daran, dass nicht mehr viel Zeit blieb.
Augustus-Nimroff drehte die Plastikmaske in seinen Händen. Das war eine Geste, die bei einem Menschen nachdenklich gewirkt hätte. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, das Fragment an mich zu delegieren?«, fragte er.
3.
Körter Bell, Außerordentlicher Kräftebeharrer und Mechanist, kehrte mit seiner siebenköpfigen Leibwache von der Inspektionsreise durch Arnthor zurück. Dass er die Reise ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt angetreten hatte, war nicht ohne besonderen Grund geschehen. Es war nötig gewesen, den Ansken zu demonstrieren, wie gelassen ihr Anführer auf das Eindringen der Fremden aus Quostoht reagierte. Dabei war Körter Bell alles andere als gelassen.
Er war wütend auf die Malgonen und ärgerlich auf sich selbst.
Den Malgonen galt sein Zorn, weil sie sich wegen der unerwartet harten Gegenwehr der Verteidiger zu schnell zurückgezogen hatten. Auch für Bells Selbstkritik gab es einen triftigen Grund. Er hatte einen wichtigen Faktor übersehen, nämlich die Fremden, die den malgonischen Angriff auf die Tunnelfestung zurückgeschlagen hatten und nun ihrerseits in die oberen Bereiche eingedrungen waren.
Dieser Einmarsch war in doppelter Hinsicht ein strategisches Meisterstück. Er war nicht nur zu einem unerwarteten Zeitpunkt erfolgt, sondern zudem mit mehreren Gruppen. Körter Bell hatte deshalb die versprengten Malgonen nicht rechtzeitig zu einem Gegenschlag organisieren können.
Er war überzeugt davon, dass es über kurz oder lang möglich sein würde, die Eindringlinge aufzuhalten. Aber jeder noch so kleine Erfolg, den ein Widersacher in seinem Herrschaftsbereich erzielte, erschien dem Anskenführer wie eine persönliche Niederlage.
Bell hätte andere Kämpfer als die Malgonen gegen die Eindringlinge einsetzen können. Damit wäre allerdings ein unüberschaubares Risiko verbunden gewesen. Der größte Teil der Quanten-Schöpfungen war bösartig und angriffslustig, sodass es klüger erschien, sie in jenen Bereichen festzuhalten, die sie als ihren Lebensraum auserkoren hatten. Später, wenn alle Quanten
Weitere Kostenlose Bücher