Silberband 105 - Orkan im Hyperraum
Ohne einen Befehl Körter Bells würden sie niemals auf diese Idee kommen.
Damm bog in einen schmalen Seitengang ein. Er sah, dass hier kein Licht brannte, und machte kurz kehrt, um sich aus einer Ausrüstungsnische einen Scheinwerfer zu holen. In diesem Sektor war er niemals gewesen, denn in der Regel hielten sich die Ansken immer in denselben Bereichen auf. Das traf natürlich nicht auf jene Kommandos zu, die das Anskengebiet verlassen und außerhalb operieren mussten.
Damm leuchtete die Wände ab und fand nach einiger Zeit ein verschlossenes Tor. Der Funktionsmechanismus widerstand ihm jedoch nicht lange.
Er betrat einen ebenfalls dunklen Raum. Der Lichtkegel des Scheinwerfers tanzte über die Relikte eines Labors. Verwundert fragte er sich, weshalb die Einrichtung einen derart miserablen Zustand aufwies. Überall fanden Veränderungen statt, aber Spuren eines allgemeinen Zerfalls waren selten zu sehen. Damm war deshalb umso überraschter, sie hier in so massierter Form vorzufinden. Fast hatte er den Eindruck, dass jemand bewusst auf eine allmähliche Zerstörung der Einrichtung hingearbeitet hatte.
Er trat an einen Experimentiertisch. Die Behälter, die er berührte, zerfielen unter seinen Fingern. Irritiert blickte er auf die pulverisierten Überreste.
Was war hier geschehen?
Wann war es geschehen?
Er ging zwischen den Tischen hindurch und leuchtete alles ab. Dabei machte er eine unglaubliche Entdeckung.
Unter einem der Tische lagen die sterblichen Überreste mehrerer Ansken.
Wie unter einem inneren Zwang stieß Damm die Toten mit dem Fuß an. Sie zerfielen ebenso wie kurz zuvor die Geräte auf dem Tisch.
Er taumelte vor Entsetzen rückwärts und stützte sich gegen die Wand.
Ein schrecklicher Zufall hatte ihn hierher geführt. Damm wünschte, er hätte diesen Raum niemals gefunden, denn zweifellos gab es hier, zwischen Tod und Zerfall, Antworten auf die ungelösten Fragen der Vergangenheit.
Alaska Saedelaere schaute den Roboter ungläubig an. »Jetzt ist nicht die Zeit für schlechte Scherze«, sagte er gequält. »Ich weiß, dass du ein eigenartiger Bursche bist. Außerdem hast du eine Entwicklung durchgemacht, die uns viele Rätsel aufgibt. Aber du solltest nicht zu weit gehen.«
Der Ka-zwo nahm eine Haltung ein, die deutlich erkennen ließ, dass er sich beleidigt fühlte. »Mir ist bewusst, dass ich längst nicht mehr der bin, der ich einmal war«, versetzte er. »In einer Beziehung werde ich mich aber niemals ändern: Ich will meinen Freunden helfen.«
»Dann heraus mit deinem Vorschlag!«
»Ihr Schicksal entbehrt nicht einer gewissen Faszination«, erklärte Augustus. »Ich habe rekonstruiert, was Ihnen damals widerfahren ist.«
»Willst du damit sagen, dass du fasziniert sein kannst?«
»Nun, man könnte es eine positronische Faszination nennen«, schwächte der Roboter ab. »Ich bin schließlich gezwungen, für meine innere Verfassung Begriffe zu wählen, die Ihnen ein Verständnis ermöglichen.«
Unter anderen Umständen hätte der Transmittergeschädigte auf Augustus' Verhalten amüsiert reagiert, aber momentan fühlte er sich alles andere als erheitert.
»Irgendwo im Nichts zwischen zwei Transmittern sind Sie mit einem Cappin zusammengestoßen«, fuhr Augustus fort. »Die Wahrscheinlichkeit für einen derartigen Unfall ist so gering, dass sie sich in Zahlen nicht mehr ausdrücken lässt. Bei der Häufigkeit von Transmittereinsätzen konnte sie jedoch nicht völlig ausgeschlossen werden.«
»Das ist mir nicht neu«, antwortete der Terraner. »Worauf willst du hinaus?«
»Auf eine Umkehrung des Effekts!«
Saedelaere dachte nach. Mit der Unterstützung hervorragender Wissenschaftler hatte er alle denkbaren Experimente angestellt. Dabei waren auch Transmitterexperimente erfolgt. Die Hoffnung, den Organklumpen wieder zu verlieren, hatte sich indes nicht erfüllt. Er bezweifelte, dass ausgerechnet Augustus mehr Erfolg haben könnte – noch dazu in dieser Umgebung.
»Sie wirken nicht gerade begeistert!«, stellte der Ka-zwo fest.
»Für eine Umkehrung des Effekts benötigen wir einen Transmitter.«
»An Bord der PAN-THAU-RA gibt es solche Anlagen. Ich bin durchaus in der Lage, Sie zu einem Transmitter zu führen.«
»Na und?« Alaska war der Unterhaltung müde. Er glaubte, dass sie zu nichts führte. Kurz hatte er gehofft, der Roboter könnte tatsächlich eine brauchbare Lösung finden, aber dieses Gefühl war nur aufgekommen, weil er sich in einer verzweifelten Situation befand
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