Silberband 105 - Orkan im Hyperraum
geworden.«
»Er muss noch am Leben sein. Sonst wären längst alle Sterne erloschen.«
»Wie bitte?«, entfuhr es Rhodan.
»Zorg hat mir schon von diesem Mythos erzählt«, wandte Plondfair ein. »Er ist fest davon überzeugt, dass das Universum untergehen wird, sobald kein Ritter der Tiefe mehr am Leben ist.«
»Das ist ein noch schlimmerer Irrglaube als der an das Alles-Rad«, bemerkte Atlan grimmig. »Ich kann mich nur wundern, was sich manche machthungrige Despoten einfallen lassen, um andere an sich zu binden und zu versklaven.«
»Zorg macht durchaus nicht den Eindruck eines Wesens, das sein bisheriges Leben in Sklaverei zugebracht hat«, widersprach Plondfair. »Er scheint diesen Igsorian von Veylt über alle Maßen zu verehren.«
»Genau wie die Wynger das Alles-Rad!«, versetzte Atlan spöttisch.
»Für uns zählt nur, dass hier ein Wesen steht, das uns um Hilfe bittet«, sagte Rhodan. »Ich werde Orbiter Zorg erlauben, mit uns zu ziehen.«
»Wie wollen wir das gegenüber dem LARD verantworten?«, fragte Wyt. »Wir müssen damit rechnen, dass die Begleitroboter des Fährotbragers das LARD informieren.«
»Die Verantwortung übernehme ich!«, sagte Rhodan entschlossen. »Dem LARD geht es ohnehin nur darum, die Hauptzentrale zurückzuerobern und das Schaltelement dorthin zu bringen.«
»Trotzdem bin ich der Ansicht, dass wir vorsichtig sein sollten«, wandte Atlan ein. »Dieser Orbiter Zorg muss nicht wirklich das sein, was er vorgibt. Es könnte sich auch um einen Spion der Ansken handeln.«
»Das ist lächerlich!«, empörte sich Plondfair. »Jeder von uns sieht, dass wir es nicht mit einem Biophore-Wesen zu tun haben.«
»Ich werde nicht um Hilfe betteln!«, sagte Zorg stolz. »Nötigenfalls ziehe ich allein weiter.«
»Du kannst bei uns bleiben!« Rhodan nickte Plondfair zu. »Damit ist die Angelegenheit erledigt.« Im gleichen Atemzug wandte sich der Terraner an Atlan. »Hast du je von Igsorian von Veylt und den Rittern der Tiefe gehört?«
»Natürlich nicht«, antwortete der Arkonide. »Dies scheint nur eine jener unzähligen Geschichten von Wesen zu sein, die sich als Mittelpunkt des Universums betrachten.«
»Diese Geschichte hat dennoch einen eigenartigen Reiz«, sagte Rhodan nachdenklich. »Eigentlich ist es bedauerlich, dass wir ihr nicht nachgehen können.«
Er ließ ein Flugaggregat für Orbiter Zorg bringen, dessen Funktion der Voghe schon nach der ersten Erklärung verstand, dann gab er das Zeichen zum Aufbruch. Orbiter Zorg hielt sich dicht hinter ihm.
Atlan warf einen Blick zurück. »Jetzt bist du der Ritter dieses Narren!«, bemerkte er sarkastisch.
Die Veränderung seiner Situation war so plötzlich gekommen, dass es Orbiter Zorg schwerfiel, sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen. Als die Fremden in der Nähe seines Verstecks erschienen waren, hatte er sofort erkannt, dass sie nicht zu jenen monströsen Wesen gehörten, die in der Station hausten. Bewusst hatte er seine Entdeckung provoziert, obwohl ihm dies zunächst wie ein lebensgefährliches Risiko erschienen war.
Nun hatte er endlich Verbündete, nach denen er bislang erfolglos Ausschau gehalten hatte. Er war nicht mehr allein. Zum ersten Mal durfte er wieder hoffen, entkommen zu können. Offensichtlich unternahmen die Wesen, die sich Suskohnen nannten, einen Feldzug gegen jemanden, der in diesem Bereich der Station die Macht ausübte. Das machte den Aufenthalt in ihrer Nähe gefährlich. Trotzdem wäre Orbiter Zorg nicht bereit gewesen, seine neue Position wieder gegen die relative Sicherheit der Einsamkeit einzutauschen.
Er registrierte sehr wohl, dass ihm einige Suskohnen mit Misstrauen begegneten. Geraume Zeit würde vergehen, bis sie ihn als vollwertiges Mitglied ihrer Gemeinschaft anerkannten, aber das war seine geringste Sorge. Die Suskohnen waren für ihn der Schlüssel für sein Entkommen aus diesem gigantischen Gefängnis, und das allein zählte. Darüber hinaus machte er sich zumindest vage Hoffnungen, dass sie, wenn sie ihn erst besser kannten, ihn bei der Suche nach Igsorian von Veylt unterstützen würden. Er glaubte nicht, dass sie wirklich noch nichts vom Wächterorden der Ritter der Tiefe gehört hatten. Diese Unwissenheit gaben sie wahrscheinlich nur vor, um ihn zu prüfen.
Nach all den Rückschlägen, die Orbiter Zorg seit der Niederlage im Kinsischdau-Sektor erlebt hatte, konnte er endlich wieder Hoffnung schöpfen und einigermaßen zuversichtlich in die Zukunft sehen.
4.
Konter Damm
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