Silberband 105 - Orkan im Hyperraum
wie ich an ihren Raumanzügen und ihrer Ausrüstung erkannte.
Ein hochgewachsener Mann, braunhäutiges Gesicht und wirres blondes Haar, trat vor mich hin. »Sie wollen also Ihren Namen geheim halten, Mister a Hainu?«
»Was?«, fragte ich verwirrt. Dann begriff ich und legte die Hand auf mein Ärmelschild.
Ein anderer Mann, untersetzt gebaut, bleiches Sommersprossengesicht, blaue Augen, kurz geschorenes rotes Haar, näherte sich mir. »Der Marsianer der a-Klasse, sieh an!« Er grinste mich an. »Nach diesem etwas bizarren Empfang begrüße ich Sie offiziell, Mister a Hainu. Mein Name ist Finder Lapasch; ich bin der Leiter des kleinen Erkundungstrupps, der auf Charlemagne festsitzt. Es tut mir leid, dass wir auf Sie geschossen haben. Sie hätten sich früher melden sollen.«
»Ich habe erst durch Ihren Beschuss gemerkt, dass ich nicht allein bin.«
»Dann hat es ja doch sein Gutes gehabt«, warf jemand ein.
»Halten Sie uns bitte nicht für Zyniker oder gar Sadisten«, bat Lapasch. »Ich entschuldige unser Verhalten damit, dass wir den sicheren Tod vor Augen haben. Charlemagne wird in Kürze auf den Planeten stürzen.«
»Aber Sie sind mit der MONTRON gekommen«, wandte ich ein. »Die Mannschaft wird Sie doch nicht im Stich lassen, Finder. Übrigens, sagen Sie ruhig Tatcher zu mir, ja?«
»In Ordnung, Tatcher«, erwiderte Finder. »Was die MONTRON betrifft, so kann sie uns nicht helfen, da sie von einem Traktorstrahl auf den Planeten der Insekten gezogen wurde. Zwar meinte Gavro Yaal, er würde sich mit den Halbintelligenzen dort unten verständigen und uns danach abholen, aber damit versucht er nur, sich selbst zu beruhigen.«
Ich verstand. Diese Leute gehörten zwar zum Landungskorps der SOL, aber trotz ihrer Ausbildung unter simulierten planetarischen Bedingungen waren sie ungefähr so versessen darauf, einen Planeten zu betreten, wie ein Goldfisch darauf erpicht sein konnte, in der Wüste spazieren zu gehen.
»Haben Sie einen Hyperkom?«, erkundigte ich mich.
»Beide Geräte wurden mit unseren Landungsbooten zerschmettert, als die Schwerkraft von Charlemagne plötzlich maßlos zunahm. Seltsamerweise blieben wir davon verschont.«
»Ich maß zu der Zeit einen Intervallfluss dimensional übergeordneter Energie an«, warf ein anderer Raumfahrer ein. »Möglich, dass jemand uns geschützt hat.«
»Davon redet er nun die ganze Zeit über«, schimpfte Finder. »Als ob uns hier jemand helfen könnte.«
Ich dachte an Rorvic, erwähnte aber nicht, dass er sich in der Nähe befinden musste. Mit seinen parapsychischen Kräften hätte er die fünfzig Raumsoldaten wirklich schützen können. Aber wenn er das getan hatte, warum kümmerte er sich nicht weiter um sie? Er musste doch erkannt haben, dass Charlemagne in wenigen Tagen eine Hölle entfesseln würde.
»Warum sind Sie eigentlich auf diesem kahlen Felsbrocken gelandet?«, wollte ich wissen.
»Unsere Ortung hatte etwas auf Charlemagne entdeckt, was ein fremdes Raumschiff gewesen sein könnte. Es hatte die Form eines Seesterns.«
»Und wo ist es abgeblieben?«
Ich brauchte Zeit, um nachzudenken, also startete ich zu einem Rundflug um Charlemagne. Es war ein seltsames Gefühl, einen Asteroiden zu umkreisen, der eigentlich schon zum Meteoriten geworden war. Ich brauchte nur wenig Schub aufzuwenden, um mich selbst zum Satelliten dieses Brockens zu machen.
Nachdenklich spähte ich zur Sichel des Planeten hinüber. Die Umrisse von Kontinenten und Meeren waren zu sehen, außerdem einige sehr dichte Wolkenfelder und dünnere Wolkenstreifen, die von starken Turbulenzen in der Atmosphäre zeugten.
Ich fragte mich, wie die Existenz halb intelligenter Wesen auf dieser Welt mit dem Vorhandensein einer Station zu vereinbaren war, die Raumschiffe mit Traktorstrahlen zur Landung zwang. Im Grunde genommen ließ sich beides nicht miteinander vereinbaren, es sei denn, ich ging davon aus, dass eine dritte Zivilisation ihre Hände im Spiel hatte.
Und Rorvic? Warum kümmerte er sich nicht um Charlemagne?
Fragen über Fragen – doch keine Antworten.
Ich zuckte zusammen, als etwas Undefinierbares, Dunkles sich vor mir aufblähte – und nach Sekunden schräg hinter mir verschwand. Als ich mich umdrehte, sah ich unter mir auf Charlemagne eine Staubfontäne hochschießen, durchsetzt mit kleineren und größeren Gesteinsbrocken. Wenig später sackte alles nach unten.
Ich sah einen bestimmt hundert Meter durchmessenden und etwa zwanzig Meter tiefen Krater. Aber der Krater
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