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Silberband 106 - Laire

Silberband 106 - Laire

Titel: Silberband 106 - Laire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Terraner entelechisch zu schulen versuchen, könnten wir parallel dazu ebenso einen Loower die menschliche Denkart erlernen lassen«, sagte Fanzan-Pran. »Dieser umgekehrte Weg erscheint noch schwieriger, aber ich glaube, ich kenne den richtigen Mann für eine solche Mission.«
    »Wer sollte das sein?«, wollte der Türmer wissen.
    »Erinnere dich an Goran-Vran. Ich habe diesen jungen Mann von Alkyra-II zuerst zu meinem Stellvertreter gemacht und musste ihn dann zur Turmbaumannschaft abstellen, als er die Bugkapsel der THAMID mit der Duade absprengte. Durch diese Eigenmächtigkeit hat sich Goran-Vran selbst disqualifiziert. Während des Turmbaus verursachte er fast eine Katastrophe und erlitt erhebliche Verletzungen. Er verlor die Fähigkeit des entelechischen Denkens und siecht seit diesem Tag dahin.«
    »Ich kenne Goran-Vran«, sagte der Türmer. »Du glaubst, wegen des Verlusts seiner Entelechie könnte er die Mentalität der Terraner besser verstehen? Eigentlich kein abwegiger Gedanke.«
    »Dieser Meinung bin ich ebenfalls«, warf der Psychologe ein. »Wir könnten Goran-Vran den Terranern zuspielen und auf diese Weise von ihm wertvolle Hinweise über diese Evolutionsstürmer erhalten.«
    »Abgesehen davon bekäme Goran-Vrans Leben wieder einen Sinn«, sagte Fanzan-Pran.
    »Ich bin geneigt, dem Vorschlag zuzustimmen«, erwiderte der Türmer. »Aber zuerst möchte ich mich in einem Gespräch mit dem Verunglückten darüber informieren, wie es um ihn steht.«
    Ich war nicht überrascht, als der Türmer mich zu sich rief. Ganz im Gegenteil, ich hatte schon damit gerechnet. Für meine Artgenossen war ich eine Art Monstrum, ein Fossil aus einer längst vergangenen Epoche. Ich konnte mich nicht mehr meines Tiefenbewusstseins bedienen, und ich erinnerte mich nicht einmal mehr daran, wie es war, wenn man auf zwei Bewusstseinsebenen zugleich dachte.
    Wohlgemerkt, mein Zustand hatte mit Amnesie nichts zu tun. Ich hatte eine lückenlose Erinnerung an mein Leben vor dem Unfall, der mich die Entelechie gekostet hatte. Bei einer umfangreichen Testserie hatte ich Lank-Grohan bewiesen, dass ich mich an Geschehnisse aus meiner frühesten Kindheit auf Alkyra-II erinnern konnte. Der Psychologe hingegen hatte aufgedeckt, dass ich nun alles aus einer verschobenen Perspektive sah.
    Obwohl alle bemüht waren, mich meine Andersartigkeit nicht spüren zu lassen, erreichten sie mit ihrem grenzenlosen Mitleid eher das Gegenteil. Dabei brauchte ich ihr Mitgefühl gar nicht, denn ich hatte keinen Minderwertigkeitskomplex. Das Eigenartige an der Sache war, dass nicht ich mir verändert vorkam, sondern dass mir meine Artgenossen irgendwie fremd erschienen.
    »Wie geht es dir, Goran?«, fragte mich der Türmer, als ich mit Fanzan-Pran in seine Stube kam.
    ›Stube‹ war eine irreführende Bezeichnung. Tatsächlich handelte es sich um eine hoch technisierte Kommandozentrale, von der aus der Türmer praktisch den ganzen Planeten unter Kontrolle halten konnte. Das galt ebenso für die vollautomatische Funkanlage.
    Der Fremdpsychologe Lank-Grohan war schon anwesend. Mit ihm kam ich am besten zurecht.
    »Ich fühle mich gut«, sagte ich höflich. »Aber ich kenne den Befund.«
    »Du bist also über deinen Zustand unterrichtet und scheinst damit fertig zu werden«, sagte Hergo-Zovran. »Aber ich könnte mir vorstellen, dass dich das Leben in der Neunturmanlage nicht ausfüllt. Hast du Kontaktschwierigkeiten?«
    »Es ist eher umgekehrt. Meine Artgenossen haben Verständigungsschwierigkeiten mit mir«, erwiderte ich in dem Bewusstsein, dass diese Antwort dem Türmer zu nonentelechisch sein musste, und das amüsierte mich. »Außer Lank kommt niemand mehr mit mir zurecht. Das stempelt mich zum Außenseiter, und ich fühle mich wie ein Exot, der sich nur für Versuchszwecke eignet.«
    »Ich kann deine Verbitterung verstehen, Goran, und nehme sie dir nicht übel«, sagte der Türmer milde. »Vielleicht kann ich deinem Leben sogar einen neuen Sinn geben.«
    Das war genau der Ton, den ich mittlerweile nicht mehr ausstehen konnte. »Ich weiß, dass mein Volk ein Leben ohne Entelechie als sinnlos erachtet«, erwiderte ich. »Aber ich versichere dir, dass ich mir in keiner Weise unnütz vorkomme.«
    »Jeder Loower braucht ein Ziel, für das er lebt«, sagte Hergo-Zovran. »Wir haben eine Bestimmung, die unsere Existenz rechtfertigt. Hast du das vergessen, Goran?«
    »Ich habe nichts vergessen. Nur weiß ich mit gewissen Begriffen nichts mehr anzufangen.

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