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Silberband 106 - Laire

Silberband 106 - Laire

Titel: Silberband 106 - Laire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Bestimmung, was ist das? Lebensziel, Volksbewusstsein und Entelechie, das alles klingt für mich pathetisch und inhaltslos. Aber darüber habe ich mit Lank schon gesprochen.«
    »Kannst du das auch mir näher erklären?«, fragte der Türmer.
    »Warum nicht? Ich kenne die Zusammenhänge, die uns ins Solsystem geführt haben. Ich weiß, dass wir von den Terranern ein Objekt haben wollen, das der Schlüssel zu einer Materiequelle sein soll. Auf dieser Materiequelle basiert angeblich unsere ganze Existenz. Aber gerade das kann ich mir nicht vorstellen, für mich sind das leere Phrasen. Wir sind Jahrmillionen ohne die Materiequelle und ohne das Auge ausgekommen, und ich bin sicher, dass wir noch einmal Jahrmillionen ohne beides überdauern können. Meiner Meinung nach haben wir einem Phantom nachgejagt.«
    »Es gibt das Auge, du kannst seine Existenz nicht verleugnen«, sagte der Türmer. »Es wurde von unseren Vorfahren auf dem dritten Planeten dieses Sonnensystems verborgen.«
    »Ich will seine Existenz gar nicht infrage stellen«, erwiderte ich und hatte das Gefühl, dass wir aneinander vorbeiredeten. »Wenn ich sage, dass wir einem Phantom nachjagen, dann meine ich, dass der Wert des Auges maßlos überschätzt wird. Unser Volk kann sehr wohl ohne dieses Objekt existieren. So ähnlich wird es auch den Terranern ergehen.«
    »Wenn man dich hört, könnte man glauben, dass du die Terraner besser verstehst als uns selbst«, sagte Hergo-Zovran.
    »Du wolltest meine Meinung hören, und dazu stehe ich. Ebenso lächerlich wie die Jagd nach dem Auge finde ich die Angst vor dem Feind. Wovor fürchten sich die Loower eigentlich? Unsere Ahnen haben vor undenklichen Zeiten gegen Wesen rebelliert, über die wir kaum mehr etwas wissen. Unser Volk hat damals das Auge seinem rechtmäßigen Besitzer entwendet und betrachtet es seitdem als sein Eigentum. Ob das richtig ist oder nicht, sei dahingestellt. Aber es ist unsinnig, nach einer so langen Zeitspanne noch Sanktionen zu befürchten. Wir sollten uns endlich von den Fesseln dieses Irrglaubens befreien und wieder vorwärtsstreben. Wegen dieser selbst auferlegten Beschränkungen stagniert unsere Entwicklung. Seit den Tagen des legendären Saqueth-Eeno gibt es kaum mehr neue Errungenschaften. Der Glaube an die existenzbestimmende Kraft des Auges ist überholt, wir sollten umdenken und eine Philosophie entwickeln, die …«
    »Das genügt«, unterbrach der Türmer meinen Redeschwall.
    Ich verstummte, obwohl ich noch viel zu sagen gehabt hätte. Aber bestimmt verstand Hergo-Zovran nicht die Hälfte von dem, was ich von mir gab. Umgekehrt ginge es mir wohl ähnlich.
    »Ich habe vorhin in Aussicht gestellt, dass ich deinem Leben einen neuen Sinn geben könnte«, erinnerte mich Hergo-Zovran. »Eben hast du mir gezeigt, dass du dich dafür vortrefflich eignest. Wenn es überhaupt einen Loower gibt, der die Terraner durchschauen könnte, dann bist du derjenige. Es ist denkbar, dass du mit ihnen sogar zusammenleben könntest.«
    »Du willst mich zu den Terranern schicken, Türmer?«, fragte ich irritiert. »Soll ich verbannt werden?«
    »Keineswegs. Wir erkennen dich immer noch als einen von uns an, auch wenn du die Fähigkeit des entelechischen Denkens eingebüßt hast. Aber gerade deswegen würdest du dich als unser Gesandter bei den Terranern besonders eignen. Allerdings dürfen sie nicht erfahren, welchen Auftrag du hast.«
    Endlich verstand ich.
    »Ich soll bei den Terranern für euch spionieren?«
    »Was du so abwertest, soll zum Wohl deines Volkes geschehen, Goran!«, sagte der Türmer mit Nachdruck. »Oder fühlst du dich nicht mehr als einer von uns?«
    Die Frage beschämte mich. In meinem blinden Eifer, den Türmer von meinen Ansichten zu überzeugen, war ich zu weit gegangen.
    »Diese Aufgabe ehrt mich«, sagte ich, und ich meinte es wirklich so. Ich stellte es mir reizvoll vor, unter Terranern zu leben und sie zu erforschen. Vielleicht konnte ich wirklich Informationen beschaffen, die einem besseren Kennenlernen der terranischen Mentalität dienlich waren. Um meine Einstellung zu bekräftigen, fügte ich hinzu: »Ich werde mein Bestes geben, um meinem Volk zu helfen.«
    Das versöhnte den Türmer wieder mit mir, und er machte einen zufriedenen Eindruck.
    »Ich hoffe, dass es eines Tages Heilung für dich gibt, Goran, und dass du zur Entelechie zurückfindest«, sagte er zum Abschied.
    Ich wusste nicht recht, ob ich mich diesem Wunsch anschließen sollte. Eigentlich fühlte ich

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