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Silberband 106 - Laire

Silberband 106 - Laire

Titel: Silberband 106 - Laire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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gesehen, doch Hergo-Zovran war anderer Ansicht gewesen. Er verurteilte meine Eigeninitiative und stellte mich zum Turmbau auf dem Mars ab.
    Das alles schien bereits eine Ewigkeit zurückzuliegen, dabei war es erst vor wenigen Intervallen geschehen. Spielten mir meine Sinne einen Streich? Oder hatte ich seit der Verkümmerung meines Tiefenbewusstseins einen anderen Zeitbegriff?
    Ich wusste es nicht, aber die Antwort darauf war ohnehin nicht wichtig. Für mich zählte nur, was vor mir lag. Es war eine interessante Aufgabe, die Terraner zu studieren. Vielleicht konnte ich jetzt, da ich zum bemitleideten Außenseiter geworden war, meinem Volk den größten Dienst erweisen.
    Goran-Vran – der Mittler zwischen Menschen und Loowern!
    Ich war der Kolonistensiedlung schon ziemlich nahe gekommen und wunderte mich, dass ich allein blieb. Die Siedlung wirkte verlassen.
    Plötzlich standen mehr als drei mal neun Menschen vor mir und umringten mich. Sie waren so unvermittelt aufgetaucht, als seien sie aus dem Marsboden gewachsen. Und sie waren bewaffnet.
    »Also doch«, sagte einer von ihnen in Interkosmo, ohne dass ich erkannte, wer der Sprecher war. Mein Miniaturgerät zeigte das nicht an. »Jetzt hat sich die Investition der Alarmanlage amortisiert. Was für ein Fang! Wer hätte gedacht, dass uns einer der Stutzflügler in die Hände fällt. Das ist ein Spion! Was denn sonst? Ohne Grund hat sich dieser Teufel nicht so weit vom Stützpunkt entfernt.«
    Ich war verwirrt. Weniger darüber, dass die Menschen mich bedrängten, als von dem Redeschwall. Zuerst dachte ich, mein Übersetzungsgerät sei fehlerhaft und übertrage die menschliche Sprache nur mangelhaft und mehr sinngemäß als zusammenhängend. Aber nach und nach kam ich dahinter, dass das Gesprochene nicht nur von einem Redner stammte, sondern dass mein Gerät die Reden aller Sprecher zusammengefasst übersetzte. Nachdem ich das wusste, gewöhnte ich mich daran.
    »Der Loower scheint unbewaffnet zu sein. Aber man weiß ja nie! Er hat einige technische Utensilien bei sich, das weist mein Ortungsgerät eindeutig aus. Wir sollten ihm alles abnehmen. Nein, das könnte er als Übergriff auslegen. Wer weiß, wie er reagiert. Nehmen wir ihn einfach mit und sperren wir ihn ein. Richtig, was treibt er sich hier auch herum!«
    Ich stand reglos da und bemühte mich, das Zittern meiner Flügel zu unterdrücken. Ich wollte jede falsche Bewegung vermeiden, die diese Menschen als feindselige Handlung auffassen konnten. Dabei ließ ich es mir sogar gefallen, dass ich von verschiedenen Seiten recht unsanft angefasst wurde. Als mir jemand eine der Schutzplatten vom Körper reißen wollte, schlug ich mit den Flügeln aus. Das verschaffte mir zwar etwas Luft, die Haltung der Terraner wurde aber drohender.
    »Machen wir kurzen Prozess!«
    »Ja, lynchen wir ihn einfach!«
    »Das soll den anderen Loowern eine Lehre sein!«
    Ich konnte die einzelnen Stimmen schon besser auseinanderhalten und die Worte ihren Sprechern zuordnen. Eine Gruppe von vier Terranern kam mit erhobenen Waffen auf mich zu. Ich hatte einige bange Atemzüge zu überstehen und dachte, dass niemand sie davon abhalten konnte, kurzen Prozess mit mir zu machen, wie sie ihre Tötungsabsicht umschrieben.
    Aber da trat ein beherzter Terraner nach vorn und gestikulierte mit seiner Waffe in ihre Richtung. Die vier Heißsporne blieben stehen.
    »Hier wird niemand gelyncht«, sagte der Terraner, der mich beschützte. »Oder wollt ihr den Loowern einen Anlass geben, Maßnahmen gegen uns zu ergreifen? Vielleicht warten sie nur auf eine solche Provokation.«
    »Geh aus dem Weg, Pender! Überlass uns den Spion!«
    »Wer sagt, dass dieser Loower ein Spion ist? Er kann ebenso ein harmloser Wanderer sein, der sich verirrt hat und nicht mehr zu seinem Stützpunkt zurückfindet.«
    »Ein harmloser Wanderer, dass ich nicht lache!«
    Ich wusste längst, was Lachen war, aber der Sprecher machte keine Anstalten dazu, weder mimisch noch akustisch. Es war wohl nur eine Redewendung.
    Die Terraner stritten weiter über mein Schicksal. Dabei bildeten sich zwei Parteien. Jene Gruppe, die mein Leben forderte, war in der Minderheit, und letztlich behielten die Vernünftigen die Oberhand. Die anderen zogen schimpfend und Drohungen ausstoßend in Richtung der Siedlung.
    »Komm, Loower«, sagte der Terraner, der von Anfang an Partei für mich ergriffen hatte. »Wir bringen dich auf meine Farm. Dort bist du vorerst in Sicherheit.«
    Obwohl ich ihn verstand,

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