Silberband 106 - Laire
nicht erwischen, sonst droht Ihnen Gehirnwäsche«, sagte Haman. Er wurde misstrauisch. »Oder sind Sie bereits konditioniert? Beherrschen Sie das entelechische Denken?«
Ich lächelte mein unschuldigstes Lächeln. »Bei mir ist diesbezüglich jegliche Mühe vergebens. Übrigens heiße ich Frath Koban. Ich stamme aus der Provcon-Faust und habe mich auf dem Mars niedergelassen. Die Loower haben mich mitten in der Nacht aus dem Bett geholt und hierher verschleppt.«
»Haman Gheröl«, stellte sich mein psi-affines Gegenüber vor, und dann erzählte Haman mir in kurzen Zügen seine Leidensgeschichte. »Aber ich werde bis zuletzt um meine Familie kämpfen!«, endete er wütend.
»Sie denken ganz in meinem Sinn, Haman. Ich finde, wir sollten uns zusammentun.«
Der Mann war von meinem Vorschlag begeistert. »Zwei Köpfe sind klüger als einer«, sagte er. »Nur dürfen die Loower nichts von unserer Abmachung erfahren.«
»Ich bin sogar der Meinung, dass nicht einmal Ihre Familie davon erfahren sollte«, sagte ich. »Am besten, Sie verschweigen sogar Ihrer Frau, dass wir uns getroffen haben. Kein Wort darüber, Haman. Die Hand darauf?«
Sein Händedruck war feierlich. Durch die Berührung wurde die Psi-Affinität zu ihm noch deutlicher spürbar. Ich unterdrückte das Verlangen, ihn mir sofort gefügig zu machen. Damit musste ich warten, weil ich nicht wusste, ob die Loower die Veränderung an ihm bemerken würden. Ich musste vorsichtig sein und Gheröl nur allmählich in meine Abhängigkeit bringen. Er brachte mir auch so große Zuneigung entgegen, denn er spürte wohl intuitiv, dass wir beide auf der gleichen Frequenz lagen. Psi-affine Menschen wie er fanden von selbst zu mir.
Ich ließ seine Hand los. Er war mir bereits verfallen.
»Geh jetzt zurück zu den Deinen, Haman«, sagte ich, ihn bewusst duzend, um sein Zugehörigkeitsgefühl zu verstärken. »Die Loower dürfen keinen Verdacht schöpfen. Unternimm von dir aus nichts, sondern warte, bis ich mich bei dir melde.«
Gheröl war so überwältigt, dass er kein Wort hervorbrachte.
»Haman!«, rief ich ihm nach, als er sich schon einige Schritte entfernt hatte. Er wirbelte wie auf Kommando herum.
»Ja, Frath?«
»Wir beide haben die Möglichkeit, der Menschheit einen unschätzbaren Dienst zu erweisen«, sagte ich in jenem beschwörenden Tonfall, der auf Psi-Affine eine unwiderstehliche Suggestionskraft ausübte. »Wir könnten in einem Handstreich erreichen, was der LFT nicht einmal unter Einsatz aller ihr zur Verfügung stehenden Einheiten möglich wäre. Überlege dir, wie wir diese Neunturmanlage vernichten könnten. Einzelheiten besprechen wir bei unserem nächsten Treffen.«
Ich ließ ihn gehen und kehrte, kaum dass er meinen Blicken entschwunden war, kraft des Auges in meine Großklause zurück. Haman Gheröl war von mir dermaßen fasziniert und gebannt gewesen, dass ihm der Helm mit dem Auge gar nicht aufgefallen war.
In der Abgeschiedenheit der Klause machte ich mich daran, einen Plan für die Vernichtung der Neunturmanlage auszuarbeiten. Eine solche Tat würde bestimmt genug Zündstoff liefern, um das Verhältnis zwischen den Loowern und der Menschheit auf den Nullpunkt sinken zu lassen.
22.
Goran-Vran
Julian Tifflor wusste längst, dass die Aktion auf Athos ein Fehlschlag gewesen war, und so hörte er sich Homer G. Adams' Ausführungen eher höflich als interessiert an. Sein Interesse wurde erst geweckt, als er hörte, dass Eawy ter Gedan die Anwesenheit von Margor in der Hütte wahrgenommen haben wollte.
»Wenn das stimmt, dann hält sich Margor entgegen allen Vermutungen noch auf der Erde auf«, sagte Tifflor.
»Ich stehe Eawys Aussage eher skeptisch gegenüber, zumal Vapido sie nicht bestätigen kann«, erwiderte Adams. »Vielleicht ist Eawy in ihrem Hass auf Margor einer Selbstsuggestion erlegen. Aber immerhin, die Tatsache, dass Susper aus der Hütte verschwunden ist, gibt zu denken. Falls Margor nicht selbst da war, müssen seine Paratender eine Möglichkeit des ortungsfreien Standortwechsels haben.«
»Trägt Susper einen Sender oder nicht?«
»Wir können ihn nicht anpeilen«, antwortete Adams. »Wir befinden uns in der fatalen Lage, dass wir zwar einen Spion in Margors engsten Kreis eingeschmuggelt, aber die Verbindung zu ihm verloren haben. Dadurch wird alles noch rätselhafter. Susper ist nicht der erste potenzielle Paratender, der auf mysteriöse Weise verschwand. Wir kennen einen zweiten Fall aus Istanbul.«
»Davon weiß ich
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