Silberband 106 - Laire
können dir Einhalt gebieten«, behauptete der Cheftender.
Aber sie haben mich in meiner Machtentfaltung gestoppt!, dachte ich wütend. Es war eine simple Rechnung. Die Loower, die von den Terranern das Auge verlangten, setzten die LFT unter Druck. Seit Howatzer und die anderen mit der Liga Freier Terraner zusammenarbeiteten, wussten die Regierungsmitglieder Bescheid über mich. Vor allem waren sie informiert, dass ich das Auge hatte.
Die Kriegsdrohung der Fremden veranlasste die LFT, verstärkt Jagd auf mich und meine Paratender zu machen. Ohne die Präsenz der Loower hätte die Menschheit sich bestimmt auf andere Dinge konzentriert, Probleme hatte sie ohnehin genug. Aber die Furcht vor einer Wiederholung der Larenkrise war groß. Und es war mein Pech, dass ich zwischen den Fronten stand.
Athos war für mich verloren – mit allem dort lagernden Material und den Paratendern. Es tat mir vor allem um Therakides leid, den ich für große Aufgaben vorgesehen hatte. Nun konnte ich mit ihm nicht mehr rechnen. Und daran waren nur die Loower schuld. Ohne ihr Erscheinen im Solsystem wäre ich nie in diese missliche Lage geraten. Ich musste unbedingt in dieser Richtung etwas unternehmen.
»Genug davon!«, sagte ich zu Mandrian und stelle ihm Valdo Susper vor. »Nimm dich seiner an, Lee. Er ist der geborene Soldat und kann mir noch sehr nützlich sein. Ich will, dass du ihn mit Vorzug behandelst, aber verrate ihm nicht zu viel über das Leben hier.« Ich brauchte nicht extra zu betonen, dass er nichts über das Versteck im Hyperraum sagen sollte.
Im Augenblick wollte ich mich mit Susper nicht belasten. Es wurde Zeit, dass ich nach einem Weg suchte, um gegen die lästiger werdenden Loower vorzugehen.
Um das Problem in Ruhe überlegen zu können, zog ich mich auf das oberste Deck der Großklause zurück. Dort war ich ungestört. Mir ging es vor allem darum, die Möglichkeiten des Auges gegen die Loower einzusetzen. Schließlich schien es ein Produkt ihres Volkes zu sein, wenngleich ich inzwischen daran zweifelte.
Um mit dem Auge richtig umgehen zu können, musste man über parapsychische Gaben verfügen. Die Loower schienen aber keinerlei übersinnliche Fähigkeiten zu besitzen. Wenn dem so war, konnte ich mir nicht vorstellen, wie sie die in dem Auge enthaltenen Programme abrufen wollten.
Selbst ich hatte mich anfangs vor enormen Schwierigkeiten gesehen. In der ersten Phase war es mir nur gelungen, meinen Geist wandern zu lassen und gelegentlich Blicke in fremde Bereiche zu werfen. Die Bilder, die ich dabei zu sehen bekommen hatte, hatte ich größtenteils noch nicht entschlüsselt.
Mit der Entstehung der Hyperraumnischen war für mich eine neue Phase eingeleitet worden. Die erste Hyperraumblase hatte ich noch rein unbewusst erschaffen und mir den Vorgang damit erklärt, dass das Auge auf mein Wunschdenken nach größerer Machtentfaltung reagierte.
Eigentlich war es irreführend, wenn ich von einer ›Erschaffung‹ der Nischen sprach. Sie waren in dem Auge programmiert, und ich rief dieses Programm nur ab.
Die dritte Phase war für mich der Transport von Gütern und Menschen vom Einstein-Kontinuum in die Hyperklausen und umgekehrt.
Kraft des Auges konnte ich den distanzlosen Schritt von den Hyperklausen aus zu fast jeder beliebigen Welt tun. Allerdings erreichte ich auf diese Weise nur Welten in der Milchstraße und auch nur solche, die von Menschen besiedelt waren.
Die Erklärung für diese Einschränkung war für mich einfach, wenn auch rein gefühlsmäßiger Natur und ohne Anspruch auf wissenschaftliche Exaktheit. Um eine andere Welt zu erreichen, brauchte ich artgleiche Wesen als Bezugspunkt. Außerdem schien die Reichweite des Auges nur bestimmte Entfernungen zu umfassen und ging nicht über eine Galaxie hinaus. Dies traf aber nur auf den distanzlosen Schritt zu. Meinem Geist waren in Zeit und Raum mit dem Auge keine Grenzen gesetzt.
Eine vierte Phase kannte ich noch nicht, aber ich war fest davon überzeugt, dass es nach oben hin nicht so schnell eine Grenze gab. Doch darüber zu spekulieren war nicht der richtige Zeitpunkt.
Anderes war wichtiger.
Die Loower hatten auf dem Mars einen Stützpunkt errichtet, und auf dem Roten Planeten lebten Menschen. Für mich war es also einfach, zum vierten Planeten zu gelangen.
Ich wollte in die Neunturmanlage eindringen und nach Möglichkeiten suchen, wie ich Maßnahmen gegen die Loower ergreifen konnte. Das heißt, mir ging es vor allem darum, Terraner und Loower
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