Silberband 106 - Laire
solche Überlegungen und Diskussionen nicht. Es geht schon weit über das Maß des Erträglichen hinaus, dass ich hier mit dir zusammensitze und über solche Dinge spreche.«
Erneut wurde Courselars Blick starr.
»Ich verstehe dich ja«, bemerkte Wimbey sanft. »Du lässt dich von deinem Perfektionismus leiten. Du meinst, obwohl der Dienstbetrieb an Bord hervorragend funktioniert, bleibt ein kleiner Rest, der verbessert werden könnte. Weil es immer Wynger gibt, die zu wenig nachdenken oder zu gleichgültig sind. Wir akzeptieren sie, aber wir dulden nicht, dass sie mit weltlichen Mitteln zur Disziplin gezwungen werden. Das tun wir nicht, weil wir sie schützen wollen, sondern weil die Gesetze des Alles-Rads keiner Ergänzung bedürfen.« Der Kryn erhob sich. »Merk dir das!«, fügte er schneidend scharf hinzu und ging, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.
Courselar blickte dem Priester nach, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Er war sich dessen von Anfang an bewusst gewesen, dass er die Priesterschaft herausforderte, wenn er Bestimmungen und Gesetze zu erarbeiten versuchte, die über die Alles-Rad-Gesetze hinausgingen. Die Haltung seines Bord-Kryn überraschte ihn nicht. Wimbey war ein außerordentlich intelligenter Mann, der seine Macht auszuüben wusste. Ihm unterstanden alle anderen Priester dieser Flotte. Wimbey war ohne Weiteres in der Lage, den Dienstbetrieb an Bord aller Schiffe lahmzulegen oder eine Meuterei auszulösen.
Lohnte es sich, seine Arbeiten fortzuführen? Würde der Kryn nicht ohnehin eingreifen und ihn zwingen, sie zu beenden? Courselar war wie alle Wynger im Glauben an das Alles-Rad tief verwurzelt. Trotzdem konnte er nicht alles vorbehaltlos akzeptieren, eben weil er ein überaus selbstbewusster Mann war und über beste Führungseigenschaften verfügte. Er sah die Kryn als verbohrt an und glaubte, dass sie sich festgefahren hatten.
Die größte Enttäuschung seines Lebens war für ihn gewesen, dass das Alles-Rad ihn nicht berufen hatte.
Courselar schaltete alle Kommunikationsgeräte aus, um einige Minuten lang in Ruhe nachdenken zu können. Fremde Raumfahrer waren in Algstogermaht aufgetaucht. Der Kommandant war sich darüber klar, dass damit eine neue Zeit angebrochen war. Neue Zeiten aber erforderten neue Ideen.
Er war entschlossen, Ideen zu liefern, die unter Umständen die gesamte wyngerische Zivilisation erschütterten, ohne dem Alles-Rad-Glauben den geringsten Schaden zuzufügen.
»Wir versuchen auszufliegen«, sagte Perry Rhodan. »Hoffentlich reagieren die Wynger diesmal.«
»Ich bin davon überzeugt«, antwortete Plondfair. »Sie haben uns die BASIS anfliegen lassen, den Rückweg werden sie uns verwehren.«
Das Beiboot aus der PAN-THAU-RA hatte die wyngerische Blockadeflotte schon vor zwei Tagen durchstoßen. Jetzt flogen Rhodan und Plondfair, von der BASIS kommend, wieder auf die Wynger zu, doch der Terraner wollte diesmal aufgehalten werden. Er hoffte auf einen Kontakt mit dem Oberkommandierenden, nachdem alle Versuche gescheitert waren, über Funk Verbindung zu bekommen.
Spezialisten hatten das Beiboot so weit wie möglich untersucht. Es verfügte über starke Schutzschirme.
»Niemand schießt mit Kanonen auf Spatzen«, sagte Rhodan. »Auch der Befehlshaber dieser Flotte hoffentlich nicht.«
Er wollte die SOL und die BASIS aus dem Würgegriff der Flotte befreien, aber dennoch eine Schlacht mit den Wyngern vermeiden.
»Ich kenne meine Leute.« Plondfair deutete auf die Ortungsbilder. »Daher bin ich mir sicher, dass der Flottenkommandant ein mutiger und besonnener Raumfahrer ist. Was wir ihm zu berichten haben, wird ihn nicht gleich umwerfen. Ihren Terranern beizubringen, dass Laire Unterstützung benötigt, war nicht schwer. Aber für die Wynger ist das Alles-Rad allmächtig. Unvorstellbar, dass es Unterstützung von sterblichen Wesen benötigt.«
»Sie haben es immerhin verstanden, Plondfair.«
Der Lufke lächelte gequält. »Vergessen Sie nicht, unter welchen Umständen. Ich wurde berufen und platzte darüber fast vor Stolz. Gleichzeitig verunglückte meine Nährmutter und wurde lebensgefährlich verletzt. In der Hoffnung, ihr Leben retten zu können, begleitete ich sie nach Wallzu und nach Starscho. Dabei entdeckte ich, dass wir Wynger manipuliert werden. Dann kam ich nach Välgerspäre und traf die Veteranen. Von ihnen erfuhr ich, was die Berufung wirklich ist und dass es meine Aufgabe geworden wäre, wie Zehntausende Berufene vor mir, ein Auge zu
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