Silberband 107 - Murcons Vermächtnis
haben die Nerven verloren beim Anblick, was aus den Leuten im Hospital geworden ist. Pilobolus ist ein Menschenfresser.« Er seufzte. »Aber für unsere Flucht gibt es keine Entschuldigung. Wir hätten dort bleiben und kämpfen müssen.«
»Ja, das hättet ihr«, sagte der Premier. »Aber mir wäre es wahrscheinlich nicht anders als euch ergangen, also reden wir nicht mehr darüber. Wir haben auch keine Zeit dafür. Pilobolus ist überall zum Generalangriff angetreten. Ich habe befohlen, vor der Front der Pilze Kavernen ins Holz zu sprengen und Giftgas einzublasen. Sobald die Pilzbereiche abgestorben sind, müssen wir die Kavernen mit Glasfaserbeton füllen. Darin finden die Sporen nichts, was sie verdauen könnten.«
Er holte tief Luft, drehte sich um und rief: »Carla!«
Eine etwa acht Zentimeter große Siganesin im besten Alter und athletisch gebaut, trat vor die Front der zweiten Reserve. Mudies legte ihr beinahe zärtlich eine Hand auf die Schulter und blickte zu ihr hinab, dann sagte er: »Carla, diesen Auftrag wirst du mit deiner Truppe erfüllen. Bagnos Gruppe und ich, wir haben noch etwas anderes zu erledigen.«
Er schaute Cavarett an. »Der Rohrbahnhof Eastroot ist von Pilobolus abgeschnitten. Da die Energieversorgung ebenfalls abgeschnürt ist, können die Leute im Bahnhof nicht mit der Rohrbahn nach Nagelia fliehen. Sie sitzen fest, und wir müssen sie herausholen.«
»In Ordnung«, erwiderte der Kybernetiker. Ihm wurde klar, dass er und seine Gruppe, zu der Merdlo und Winger wieder gestoßen waren, mit wilder Entschlossenheit und Energie gegen Pilobolus vorgehen würden. Weil sie erlebt hatten, was der Mörderpilz anrichten konnte, wenn er Siganesen in seine Gewalt brachte. Deshalb hatte Mudies sie wahrscheinlich ausgewählt.
»Etwa eintausendvierhundert von uns sind in Eastroot Station eingeschlossen«, sagte Mudies. »Es dürfte unmöglich sein, sie von unserer Seite aus zu befreien. Wir müssen mit einer intakten Rohrbahn zur nächsten Außenstation fahren, einen Reaktorzug nehmen und mit ihm nach Eastroot durchbrechen. Danach wird der Reaktorzug die Energieversorgung der eingeschlossenen Züge übernehmen, sodass wir die Leute evakuieren können.«
»Bervos!«, rief Carla Mylani.
Der Premier drehte sich zu ihr um.
»Wäre es nicht logisch, wenn wir in unserer verzweifelten Lage Kontakt zu den Ertrusern aufnehmen würden? Sie können uns bestimmt helfen.«
Mudies presste die Lippen zusammen. Dann schüttelte er den Kopf. »Kein Siganese hat, wenn er sich vor Ertrusern verbergen wollte, seinen Vorsatz ausgerechnet dann aufgegeben, wenn ihm Schwierigkeiten drohten!«
»Wir stecken in Schwierigkeiten!«, beharrte die Frau.
»Wenn wir uns selbst aus diesen Schwierigkeiten befreit haben, können wir über eine Kontaktanbahnung reden, nicht früher!«, entschied der Premier. »Kommt, Leute!« Er wandte sich an Bagnos Gruppe. »Es eilt!«
Während sie mit dem Rohrbahnzug über die Nordoststrecke den Baum verließen, erhielten sie Verpflegung: Früchtebrot, Kekse, Schokolade. Gleichzeitig hörten sie über Zugradio die neuesten Nachrichten.
»Die Pilzart Pilobolus Zaltertepeus Matris trägt allgemein den Namen Mörderpilz, seitdem er im Sumach-Hospital ein Massaker unter Patienten und Personal anrichtete. Überall an den Außenbezirken des Baumes rennt der Mörderpilz gegen unsere Verteidigung an. Ungeheuerliche Mengen von Sporenkapseln werden innerhalb zuckender Massen aus miteinander verklebten Pilzfäden nach vorn transportiert und entladen ihre fürchterliche Fracht explosionsartig in unsere Korridore, Verteilerhallen und technischen Einrichtungen.
Da jede Hand in dieser kritischen Zeit dringend im Baum gebraucht wird, sind alle Siganesen von ihren Arbeitsplätzen in Nagelia zurückgebeten worden. Unterdessen werden neue Einsatzgruppen aufgestellt, ausgerüstet und eingesetzt. Es geht in erster Linie darum, die Sporeninvasion zu stoppen. Unsere Einsatzgruppen erzeugen unmittelbar vor der Angriffslinie des Mörderpilzes durch Sprengungen Kavernen im Holz, in die Giftgas geblasen wird.
Sobald die in die Kavernen eingedrungenen Pilze abgestorben sind, wird flüssiger Glasfaserbeton eingepresst. Er versiegelt nach dem Abbinden die Grenzlinie, sodass um alle Teile der Stadt eine Art Überzug aus unüberwindlichem und für den Pilz unverdaulichem Material entsteht. Ein wehrhafter Schild in Kugelschalenform.
Das wird aber nicht alles sein. Durch diese Maßnahmen kann zwar die akute
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