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Silberband 107 - Murcons Vermächtnis

Silberband 107 - Murcons Vermächtnis

Titel: Silberband 107 - Murcons Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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übersetzte.
    »Wahrscheinlich sind deine Ohren nicht dazu gemacht, die hohen Laute zu hören. Bist du einer von denen, die an der Oberfläche wohnen?«
    »Ich bin ein Fremder. Ich wurde gegen meinen Willen in das Große Gasthaus gebracht. Wenn du mich erblickst, erschrick nicht. Ich sehe nicht aus wie du und deinesgleichen.«
    Ein helles Lachen antwortete aus der nebligen Wand des Staubes. »Du sprichst wie einer der Oberen, nennst unsere Welt das Große Gasthaus.«
    »Wir würdest du sie nennen?«
    »Bei dem Namen, den die Herrscher ihr gegeben haben: Murcons Burg.«
    Die Antwort gab dem Quellmeister zu denken. »Kannst du mich sehen?«, fragte er schließlich.
    »Sehen? Nein. Aber ich weiß, wo du stehst.«
    »Komm zu mir! Der Staub nimmt mir die Orientierung.«
    Steine rollten. Das Geräusch leichter Schritte erklang. Schließlich tauchte aus der Staubwand eine zierliche Gestalt auf. Sie war von jener vertikal-symmetrischen, viergliedrigen Art, der die Vorfahren aller Zaphooren angehört hatten. Aus der Zierlichkeit des Umrisses glaubte Pankha-Skrin zu erkennen, dass es sich um ein weibliches Mitglied des zaphoorischen Volkes handelte. Es war in ein einfaches, fast bodenlanges Gewand gehüllt.
    Die großen Augen der Zaphoorin waren blicklos. Der Augapfel schimmerte in homogenem Türkis. Iris und Pupille hatte offenbar eine lange Reihe von Mutationen beseitigt.
    »Du siehst, ich erschrecke nicht.« Die Frau lächelte.
    »Verzeih!«, bat der Quellmeister. »Ich hatte vergessen, dass ihr in der Tiefe nicht mit den Augen seht.«
    Ein nachdenklicher Ausdruck erschien in der Miene der jungen Frau.
    »Du wählst deine Worte freundlich«, sagte sie. »Einer der Oberen hätte gesagt: ›Ich hatte vergessen, dass ihr blind seid.‹«
    »Wie könnte ich das?«, entgegnete Pankha-Skrin. »Habe ich dich nicht gebeten, zu mir zu kommen, weil ich dich nicht finden kann?«
    »Deine Worte sind weise und gütig. Wer bist du?«
    »Mein Name ist Pankha-Skrin. Ich gehöre zum Volk der Loower, das seit ungezählten Jahren das Universum durchstreift. Die Roboter der Techno-Spürer haben mich von meinem Raumschiff geholt und hierher geschleppt. Wer aber bist du?«
    »Ich heiße Serena«, antwortete die junge Frau mit hell klingender Stimme. »Ich bin die Favoritin des Herrschers.«
    Zullmaust, der Herrscher, war ungnädiger Stimmung. Ihm fehlte Serena, mit der er täglich die Stunden zwischen der Kühle und der beginnenden Wärme verbrachte. Und er glaubte zu wissen, was ihr widerfahren war.
    »Murcons Geist hat sie gerufen!«, grollte er. »Trotz meiner Warnungen ist sie dem Ruf gefolgt. Sie wird bald nicht mehr unter uns sein, wenn sie nicht lernt, auf mich zu hören.«
    Niemand in Zullmausts Gefolge hatte den Mut aufgebracht, dem Herrscher zu widersprechen, obwohl viele zu wissen glaubten, dass es sich nicht um Murcons Geist handelte, sondern um die Gespenster der Vorfahren, Arqualov und Irritt, die in den verbotenen Zonen ihr Unwesen trieben.
    Zullmaust war klein. Er besaß keine Beine, sondern Springmuskeln, mit denen er sich vom Boden abstoßen und weite Sprünge vollführen konnte. Wenn er sich jedoch in der Öffentlichkeit bewegen musste, ließ er sich zumeist tragen.
    Um seinen geringen Umfang zu kompensieren, trug er eine Rüstung aus schimmerndem Metall, von der die Sehrufe seiner blinden Untertanen mit einem hellen ›Ping‹ zurückkehrten. Zu der Rüstung gehörte ein Helm, den Zullmaust aufsetzte, sobald er eine offizielle Funktion zu versehen hatte.
    Zullmaust hielt Hof in einem Festsaal, über dem sich eine kuppelförmige Decke wölbte. An vier Punkten entlang der Wand des ovalen Raumes wurden Feuer unterhalten, die dafür sorgten, dass in der Umgebung des Herrschers die Temperatur einen stets gleichbleibend hohen Wert hatte. Diese Einrichtung diente nicht etwa Zullmausts Bequemlichkeit – er fand im Gegenteil die Hitze mitunter unerträglich. Sie symbolisierte vielmehr, dass der Herrscher ständig auf dem Posten war und sich nicht an die übliche Tageseinteilung hielt, die auf dem Rhythmus der natürlichen Temperaturschwankungen beruhte.
    Zullmaust saß auf einem steinernen Thron, der sich in der Mitte des Raumes auf einem mehrstufigen Podest erhob. Der Thron war so gewaltig, dass Zullmaust sich auf der Sitzfläche hätte ausstrecken können. Wenn er auf dem mächtigen Steingebilde saß wie in diesem Augenblick, benützte er nur die vordere Kante der Sitzfläche und hielt sich mit ausgestreckten Armen an beiden

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