Silberband 108 - Grenze im Nichts
Beobachter die Führung über sein Volk nur widerstrebend.
»Es ist eine Situation eingetreten, in der es nicht mehr allein um das Schicksal einiger Ansken geht, sondern um die Zukunft des ganzen Volkes«, sagte der alte Skuder Tenk. »Wir haben eine schlimme Niederlage erlitten, und unsere Gegner können jederzeit wieder zuschlagen.«
»Gerade weil unsere Situation verzweifelt ist, sollten wir eine mehrköpfige Führungsgruppe bilden.« Honk sah an den harten Mienen der anderen, dass der Anspruch auf Macht in diesen Tagen seinen verführerischen Glanz verloren hatte. Keiner sehnte sich danach, Anführer zu werden. Aber im Grunde genommen, dachte Honk, hatte er das Amt bereits angenommen. Er hatte befohlen, alle Labors wieder zu besetzen und die Experimente mit den Quanten fortzuführen. Unter seiner Führung waren die Malgonen zusammengetrommelt worden.
»Du kannst in jeder Beziehung mit mir rechnen«, erklärte Bost Ladur.
Honk blickte alle der Reihe nach an. Sie hatten sich in einer düsteren Halle mit unzureichender Beleuchtung versammelt. Die Ansken im Hintergrund waren nur als Schatten zu erkennen. Diese Umgebung, fand Honk, passte zur allgemeinen Stimmung.
»Das Problem sind diese zweiarmigen Weißhäuter«, sagte Honk. »Natürlich ist das LARD nach wie vor unser gefährlichster Feind, aber wir müssen auch ergründen, was während des Feldzugs gegen die Fremden geschehen ist.«
»Wir haben einen fernen Ruf gehört«, erinnerte sich der junge Pelter Torn. »Einen Ruf aus der Vergangenheit – die Stimme einer Königin.«
Diese Meinung hatte sich in den letzten Tagen immer mehr verbreitet und war allmählich zum allgemeinen Gedankengut geworden.
»Ich habe lange nachgedacht«, sagte Honk leise. »Dabei bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass wir auf eine List hereingefallen sind. Der vermeintliche Ruf der Königin muss eine Waffe des LARD gewesen sein. Damit hat das LARD seine Söldner vor der Vernichtung gerettet, und nun befinden sie sich in der Hauptzentrale. Wir können diese Fremden nicht angreifen, also müssen wir uns auch von der Zentrale fernhalten. Das war ein einfacher, aber wirksamer Zug.«
»Angenommen, du hättest recht«, sagte Ladur. »Wie sollten wir unsere Blockade überwinden? Stände einer dieser Fremden hier, um dich anzugreifen, könntest du ihn wohl nicht einmal abwehren.«
»Deshalb sind diese Wesen unser eigentliches Problem.«
»Unsere innere Haltung wird sich wieder ändern«, prophezeite Brüden Kolp. Er hatte während des Orkans Verletzungen erlitten und konnte sich kaum auf den Beinen halten.
»Wir werden die Malgonen zum Angriff auf die Hauptzentrale bewegen«, sagte Honk. »Wie immer dieser Kampf enden mag, er wird uns den Zeitgewinn geben, den wir brauchen.«
Sie hätten jede seiner Anordnungen akzeptiert, die unsinnigsten Befehle, stellte er überrascht fest. Es kam einzig und allein darauf an, dass etwas geschah. Das Gefühl der Stagnation und des Niedergangs musste überwunden werden.
»Darüber hinaus sollten wir einige von uns mit Noon-Quanten behandeln«, fuhr er fort. »Ich weiß, dass solche Experimente mit Risiken verbunden sind, deshalb melde ich mich dazu als erster Freiwilliger.«
»Was hast du vor?«, wollte Ladur wissen.
»Mit Noon-Quanten ist der Intellekt eines Wesens manipulierbar. Wenn wir ein paar von uns dazu bringen, die Scheu vor den Söldnern des LARD zu überwinden, wäre schon viel gewonnen.«
»Großartig! Wenn es gelingt, können wir alle uns dieser Behandlung unterziehen.«
Obwohl sich im Grunde nichts geändert hatte, spürte Honk einen Stimmungsaufschwung. »Noch eins!«, rief er. »Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir von der Zentrale aus beobachtet werden. Um die Gegner irrezuführen, müssen wir von nun an ständig Scheinhandlungen ausführen. Wir müssen Gruppen bilden, die sich mit den unsinnigsten Dingen beschäftigen. Jeder von euch hat genügend Fantasie, um zu begreifen, worauf es dabei ankommt. – Und nun lasst mich allein!«
Alle zogen sich zurück, nur die Leibwächter blieben in Rufweite. Honk sah, dass außerdem eine Anskenfrau in seiner Nähe verharrte. Er rief sie zu sich. »Du bist Bugher Dant?«
»Das ist richtig.«
»Was willst du noch hier?«
»Ich möchte bei dir bleiben.«
Honk sah das als ziemlich eindeutiges Angebot. »Gehörst du nicht zu Brüden Kolp?«
»Das denkt er!«
»Lass mich jetzt allein!« Honk stieß ein knarrendes Gelächter aus. »Ich muss mich auf meine Aufgaben
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