Silberband 108 - Grenze im Nichts
terranische Lehre einzuführen. Die Nachrichten vom Start der SOL und der Absicht der Machthaber in der BASIS, bald Algstogermaht zu verlassen, sind natürlich Fälschungen.«
Die drei Terraner fielen auf. Sie waren anders; nicht nur ihre Kleidung bildete einen starken Gegensatz. Schnell bildete sich um sie ein Kreis Neugieriger. Payne Hamiller stieß ein Stöhnen aus und fragte zum dritten Mal: »Wie ist Demeter gestorben? Was wisst ihr über ihren Tod?«
»Wann war das?«, rief Danton bebend.
»Wir wissen es nicht genau«, sagte eine junge Frau. Sie schien ebenfalls erschüttert zu sein. Borl registrierte, dass Demeters Tod bei den Wyngern ebenfalls einen Schock ausgelöst zu haben schien. Trotzdem wusste offensichtlich niemand Genaues.
»Alle sagen, sie sei tot«, rief jemand. »Vermutlich weiß es nur Plondfair genau«, fügte ein anderer hinzu.
»Wo ist Plondfair?«, wollte Danton wissen.
»Er wird heute in der Uferaula sprechen. Viele von uns sind auf dem Weg dorthin, andere sehen die Übertragung auf den Bildwänden an.«
»Wo ist die Aula?«
Mehrere Wynger deuteten nach rechts. Dort schien es den Eingang zu einem unterirdischen Transportmittel zu geben. Der Raumhafen lag außerhalb der Stadt, und in der sinkenden Dämmerung sahen die Terraner immer mehr Lichter in den Türmen und den kantigen Hochbauten, die von grazilen Brücken und Stegen umgeben waren.
»Seit etwa einem Tag spricht sich diese furchtbare Nachricht herum!«, rief ein Wynger. »Niemand weiß, woher sie kommt. Es wurde auch noch nicht in den Nachrichten gemeldet, meine ich. Aber auf Spälterloge weiß schon jeder, dass Demeter tot ist und verschwunden.«
»Das ist doch unmöglich«, sagte Borl. »Verschwunden außerdem. Wer sollte ein Interesse daran haben …? Wir müssen Plondfair fragen.«
Sie gingen schnell auf den erleuchteten Schacht der unterirdischen Bahn zu. Etwa zehn Minuten später erreichten sie den parkähnlichen Bezirk, in dem die Aula lag.
»Ich hätte nicht gedacht, dass eine Wynger-Welt so schön sein kann«, sagte Danton tonlos. Er versuchte, sich abzulenken. Niemals hätte er gedacht, einen so tiefen seelischen Schmerz empfinden zu können. Er hielt sich für genügend erfahren, um von solchen Schicksalsschlägen nicht beeinträchtigt zu werden. Aber das stimmte offenbar nicht.
»Ich habe momentan keinen rechten Blick für diese Schönheit.« Hamiller wischte sich mit beiden Händen übers Gesicht.
Die Uferaula glich einem antiken terranischen Theater. Die unzähligen Sitze waren in den Boden eingebaut, auf einer Bühne erhob sich ein säulenartiges Podest mit einer Wendeltreppe. Musik verbreitete unter den Wartenden Unruhe und Spannung.
Schwebende Kameras waren überall postiert. Von jedem Platz waren jenseits der Bühne der Fluss, das Ufer, mehrere Brücken und die beleuchteten Silhouetten der Stadt und des fernen Raumhafens zu sehen.
»Vermutlich wird Plondfair von dort oben sprechen.« Hamiller deutete auf das schlanke Podest. Scheinwerfer konzentrierten ihre Strahlen auf den Obelisken. Das Material begann aus sich selbst heraus zu glühen.
»Wir sollten versuchen, in seine Nähe zu kommen.« Borl schob sich schon weiter vorwärts. »Bleibt dicht bei mir.«
Die Menge befand sich offensichtlich in einer Art Verzückung oder Trance. Zwar erkannten sie alle, dass sich zwischen ihnen drei Terraner bewegten, aber niemand störte sich daran.
Die Musik wurde lauter und eindringlicher. Auch Borl, Danton und Hamiller konnten sich ihrer Faszination nicht entziehen. Immer mehr füllten sich die Ränge und die unteren Reihen. Vorsichtig schoben sich die Männer nach vorn, stiegen die flachen Stufen eines seitlichen Ganges hinunter und näherten sich dem Pult-Obelisken.
»Vielleicht war es doch nur ein Gerücht«, sagte Hamiller. »In Wahrheit lebt Demeter, und alles ist nur eine große Kampagne.«
»Sie machen sich selbst verrückt, Payne«, gab Borl wütend zurück. »Ich bin sicher, dass die Wynger recht haben. Versuchen wir, uns mit Demeters Tod abzufinden.«
»Nichts gibt ein Mensch so schwer auf wie seine Illusionen«, flüsterte Danton.
Sie blieben auf der untersten Stufe stehen. Vor ihnen befand sich, von vielen Wyngern verdeckt, der Aufgang der Wendeltreppe. Die wachsende Nervosität der Wartenden verriet, dass Plondfair jeden Moment erscheinen musste.
Einige Minuten vergingen. Die Spannung erreichte ihren Höhepunkt.
Borl war größer als die meisten Wynger, und er sah Plondfair zuerst. Der Mann
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