Silberband 108 - Grenze im Nichts
sicher. Darunter das monumentale Krönungsbild, ein sieben mal drei Meter großes Relief, das auf dem Dach eines der Geländewagen befestigt werden musste, und das Ladonnia-Psychod. Bei Letzterem handelte es sich um eine besonders schöne Skulptur, eine von Pflanzen umrankte Gestalt. Die Parusische Ausstrahlung des Ladonnia-Psychods war sehr stark.
Margor trieb die Paratender zur Eile an. Sie sollten noch vor Einbruch der langen Nacht fertig werden.
Als er zu Hotrenor-Taak kam, der mit einem Tempester zusammenarbeitete, präsentierte ihm der Lare ein Psychod, das an eine menschliche Büste erinnerte. Aber der Kopf hatte kein Gesicht und sah eher aus wie ein Kohl, dessen Blätter sich entfalteten. Die Oberfläche dieses Gebildes war von geraden Linien überzogen, die zum Mittelpunkt im Innern zu führen schienen.
›Der kleine Denker‹ nannte Margor diese Skulptur, zu der es ein größeres und noch eindrucksvolleres Gegenstück gab. »Versuche nicht, den Linien zu folgen, sonst verlierst du dich, Taak«, mahnte er den Laren. »Sie sind mit magnetischen Strichen vergleichbar und haben eine starke hypnotische Wirkung.«
»Gehören alle Psychode zu Harzel-Kolds Sammlung?«
»Ich habe noch keines entdeckt, das mir nicht bekannt wäre. Ich hoffe nur, dass kein Psychod verloren ist. Aber es würde mich wundern, wenn welche darunter wären, die nicht in seinem Besitz …«
Margor unterbrach sich, weil unter den Tempestern ein Tumult ausbrach. Sie ließen plötzlich alles liegen und stehen und liefen zu einer der Höhlen. Die Paratender versuchten vergeblich, sie zurückzuhalten. Selbst Gota schloss sich ihren Artgenossen an.
Interessiert und nur mäßig wütend, folgte Margor den Tempestern. Als er die Höhle betrat, sah er, dass sie ein Psychod umstanden. Sie waren wie versteinert, nur ihre Augen schienen zu leben, die fiebrigen Blicks auf die Skulptur gerichtet waren.
Das Psychod war fast einen Meter hoch, ein schlankes, fast schlangenhaftes Gebilde, das von einer Kugel gekrönt wurde. Bei längerer Betrachtung schien die Kugel zu rotieren, und der schlangenhafte Teil zuckte in seltsamem Rhythmus. Als ob das Psychod den Bewegungsablauf eines Tänzers darstellen sollte, erkannte Margor. In der nächsten Sekunde wusste er, weshalb ausgerechnet dieses Psychod eine besondere Faszination auf die Tempester ausübte. Es handelte sich um die Tanzende Jungfrau – um jenes Psychod also, das nach Jota-Tempesto gelangt war, die Bewohner des Planeten in seinen Bann geschlagen hatte und irgendwann auf unerklärliche Weise wieder verschwunden war.
Und wie war es nach Zwottertracht zurückgelangt?, fragte sich Margor. Darauf würde er vermutlich nie eine Antwort bekommen.
Neben der Tanzenden Jungfrau befanden sich noch ein halbes Dutzend Psychode, von deren Existenz der Gäa-Mutant bislang nichts gewusst hatte. Dafür fehlte gut die doppelte Anzahl von Exponaten aus Harzel-Kolds Sammlung.
Margor musste sich damit abfinden. Immerhin besaß er nun genügend Psychode, um eine ausreichende Streuwirkung erzielen zu können.
Als die Zwotternacht hereinbrach und die Zeit der Orkane kam, waren die Bergungsarbeiten abgeschlossen. Sie konnten die Rückfahrt antreten. Margor schmiedete bereits Zukunftspläne und überlegte, wie er die Psychode am wirkungsvollsten einsetzen könnte.
10.
Roctin-Par, der ehemalige Rebell der Laren, empfing seinen früheren Gegenspieler Hotrenor-Taak auf dem Raumhafen von Sol-Town. Der Anblick der energiestrotzenden GORSELL rang ihm Staunen ab.
»Was hast du mit der GORSELL gemacht?«, fragte er anstelle einer Begrüßung, als Hotrenor-Taak ihm gegenüberstand.
»Das ist eine lange Geschichte«, erwiderte der ehemalige Oberbefehlshaber der larischen Invasionsflotte. »Eines Tages werde ich sie dir in allen Einzelheiten erzählen, jetzt nicht.« Er deutete auf seinen Begleiter. »Ich will dir meinen Freund Pyon Arzachena vorstellen. Wir haben viel zusammen erlebt und sind trotz aller Gegensätze fast unzertrennlich geworden. Pyon bestand darauf, mich in die Provcon-Faust zu begleiten. Vielleicht wird er sich ebenfalls auf Prov-III niederlassen.«
»Wir haben für unsere Welt die Bezeichnung Gäa beibehalten, obwohl kaum mehr Terraner hier leben«, sagte Roctin-Par. »Ich wunderte mich schon, dass du so schnell zurückgekehrt bist. Willst du für immer bleiben?«
»Ich bin es müde, wie ein Vagabund durch die Galaxis zu ziehen.« Hotrenor-Taak machte eine Kunstpause. »Ich möchte wieder unter Laren
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